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Auf die harte Tour

Die „Zombie“-EP gilt unter TDWP-Anhängern noch heute als echtes Kleinod. Elf Jahre nach der Veröffentlichung gibt es jetzt Teil zwei auf die Ohren. Gitarrist Jeremy DePoyster stand uns zur neuen Platte Rede und Antwort – und gibt auch eine Prognose ab, wie es für die Metal-Szene nach der Pandemie weitergehen wird.

Wann und warum ist die Idee, eine weitere „Zombie“-EP zu machen, zu einem klaren Ziel geworden?

Die Idee gab es schon etwas länger, entstanden ist sie wahrscheinlich um die Zeit herum, als wir 2018 mit dem Schreiben von „The Act“ begannen. Aber die Songs und der Sound fühlten sich damals einfach nicht richtig an. Anfang vergangenen Jahres haben unser Gitarrist Kyle und unser Keyboarder Jon dann einen neuen Anlauf unternommen und mit dem Schreiben angefangen. Und die Songs waren dieses Mal absolut da! Als wir seinerzeit die erste EP gemacht hatten, war das eine Chance für uns, in ein viel härteres Territorium vorzudringen, und so fühlt es sich auch dieses Mal an.

Das Cover zeigt eine Kirche. Nicht unbedingt ein klassisches Zombie-Motiv. Was steckt dahinter?
Die Kirche steht in Gary, das ist eine Stadt südlich von Chicago. Wir haben schon öfter mit Anthony Barlich zusammengearbeitet, einem befreundeten Fotografen, weil seine Aufnahmen so dramatisch sind und er ein unglaubliches Auge hat. Wir wollten eine ähnliche Atmosphäre wie bei der ersten EP einfangen, deren Cover ja dieses neblige Feld und die Strommasten zeigt, die damals ein anderer Freund von uns in Wisconsin fotografiert hat. So oder so wäre es uns jedenfalls etwas einfältig vorgekommen, einfach nur einen Haufen Zombies auf dem Cover herumlaufen zu lassen. Anthonys Fotografien geben der Optik der Platte nun dieses Trostlose, das wir beabsichtigt hatten.

Mit „Contagion“ findet sich ein Titel auf der EP, der zwangsläufig Assoziationen mit der aktuellen Pandemie weckt. Inwieweit haben die Ereignisse des vergangenen Jahres die Platte beeinflusst?
Unser Sänger Mike Hranica hat die Texte für das Album geschrieben, er kann dazu wahrscheinlich mehr sagen. Aber ich weiß, dass das für den konkreten Song absolut eine Inspiration war, da es ein solch alles verschlingendes globales Ereignis war – und immer noch ist!

Während „ZII“ nun wieder hart und rauh daherkommt, war euer jüngstes Studioalbum „The Act“ ja teilweise eine eher „ruhige“ Platte. Wie schwierig ist es, konsequent zu sein, wenn man sich in einem so breiten Spektrum bewegt?
Ich denke, dass sowohl „The Act“ als auch „ZII“ die Art von Musik widerspiegeln, die wir in dem Moment machen wollten. Ich mag es nicht, nach künstlerischen Schemata vorzugehen, das ist langweilig und versnobt. Bei „The Act“ hatten wir einfach eine bewusste Entscheidung getroffen, die Art von Musik zu schreiben, die wir hören und spielen wollten. Und ob es ein eingängiger Gesangspart oder eben ein aggressiver und dissonanter Breakdown ist – solange es kreativ und überzeugend ist und live gut rüberkommt, machen wir es einfach. Das Leben ist zu kurz, um sich in eine Schublade stecken zu lassen.

Deine Instagram-Posts zeigen dich während der Aufnahmen beim Golfen. Wo habt ihr die Platte eingespielt und was sind Rituale und Gewohnheiten, die für euch im Studio unverzichtbar sind?
Haha, ja, ich habe ein paar Runden Golf gespielt und es war echt ein Riesenspaß. Wir haben die Platte in den B-24 Studios in Kansas City, Missouri aufgenommen. Einige von uns leben in der Nähe und es ist ein toller Ort zum Arbeiten. Und da gibt es eben auch einen Golfplatz. Unser Keyboarder Jonathan Gering produziert mittlerweile alles, was wir machen. Und er ist so unglaublich talentiert darin, das Beste aus uns allen sechs herauszuholen, es war einfach ein großartige Zeit im Studio. Ansonsten sind wir größtenteils Mitte dreißig, also ist der Bierkonsum heutzutage etwas eingeschränkter, haha. Wichtig ist uns jedenfalls das Motto „Hart arbeiten, um hart zu spielen“. Wir nehmen die Möglichkeit ernst, die uns gegeben wurde, nämlich Musik aufzunehmen. Wir versuchen, Songs zu kreieren, die relevant sind und etwas aussagen. Und die das transportieren, was wir in dem Moment fühlen. Und natürlich hoffen wir, dass das am Ende auch rüberkommt.

Was waren die größten Probleme beim Schreiben und Aufnehmen der Platte?
Ich denke, das größte Hindernis war einfach, dass wir nicht so oft persönlich zusammentreffen konnten, wie wir es gerne getan hätten. Aber es ist mittlerweile so einfach, Musik hin- und herzuschicken, dass es nicht so ein großes Problem war, wie mancher vielleicht denkt. Als es darum ging, die eigentlichen Songs aufzunehmen, lief es an sich ziemlich glatt. Wir arbeiten schon lange zusammen, und Jon ist ein ziemlich gnadenloser Produzent, haha. Also wussten wir, dass wir die Takes richtig hinbekommen müssen.

War es für Mike beziehungsweise für seine Stimme ein Problem, dass er wieder so viel screamen musste? Wie zufrieden ist er mit dem Ergebnis?
Mike hat echt aus allen Rohren gefeuert, haha. Sein Gesang ist einfach unglaublich. Ich war echt beeindruckt von seiner Performance. Und ich denke schon, dass er große Freude daran hatte, mal wieder ein bisschen mehr herumzuschreien, haha. Ernsthaft: Ich finde wirklich, dass er besser klingt als jemals zuvor. Die Klarheit und Aggressivität seiner Vocals sind beeindruckend! Ich will nicht für ihn sprechen, aber ich würde sagen: Ja, er wird zufrieden sein!

Corona hat vor allem Musiker und Künstler hart getroffen. Glaubst du, dass die Menschheit ihre Lehren aus der Pandemie und all ihren schmerzhaften Folgen ziehen wird? Inwieweit werden sich die Musikindustrie und die Metal-Szene nach Corona verändern?
Ich denke, dass die Pandemie vielen Künstlern vor Augen geführt hat, was wirklich wichtig ist, nämlich wie sehr wir es lieben, Musik zu spielen und zu schrei­ben, und das Beste aus jeder Gelegenheit zu machen. Weil man nie weiß, wann sie einem genommen wird. Ich denke, dass Bands und Künstler künftig noch häufiger als vor der Krise live auftreten werden. Die Fans können es ebenfalls kaum erwarten, wieder vor einer Bühne zu stehen und ihre Lieblingsband spielen zu sehen, da bin ich mir sicher. Es wird definitiv ein unglaublicher Moment sein. Hinter den Kulissen gibt es auch viel mehr interne Gespräche zwischen den verschiedenen Künstlern. Was die Metal-Szene konkret angeht, registriere ich wirklich ein riesiges Gemeinschafts- und Familiengefühl. Haufenweise Bands aus unserer Szene und sogar darüber hinaus haben mir von unserer neuen Platte vorgeschwärmt, und ich habe das Gleiche bei ihren Veröffentlichungen gemacht. Da herrscht ein toller Spirit. Es wird unglaublich sein, wenn wir alle zusammen auf Tour und auf Festivals gehen können!