Leute, wartet nicht, bis euch irgendwer das neue heiße Ding „genussfertig“ auf dem Präsentierteller serviert. Geht lieber selber auf die Pirsch. Die vier DEFORESTERS – Pod: Gesang, Bass; Kris: Leadgitarre; Zack: Schlagzeug, Gesang; Shawn: Gitarre, Gesang – aus Toronto, Kanada sind ein gutes Beispiel, ein echter Netzfund! Sie sind das perfekte Bindeglied zwischen DEAR LANDLORD und NOTHINGTON. Vollbart-Punkrock galore, gespielt mit Drive und Emotion. Weder besonders innovativ noch tiefsinnig, aber schlichtweg mitreißend und mit angenehm melancholischem Unterton. Obervollbart Pod ließ in unserem Gespräch durchblicken, dass sich nach den EPs „Bones“ (2013) und „s/t“ (2015) nun endlich etwas Größeres anbahnt.
Pod, eure zweite, selbstbetitelte EP ist seit einiger Zeit draußen. Warum sollte man die unbedingt kennen, und wie schafft ihr es, frischer als das Gros typischer The Fest-Bands zu klingen? Wer, wie, was inspiriert euch?
Da unsere erste EP kaum Aufmerksamkeit bekam, mussten wir was tun, haha. Ich denke, wer Popmusik schneller, lauter und dreckiger als üblich mag, und sich mit Texten aus der Perspektive eines Typen identifizieren kann, der unaufhaltsam älter wird, aber am „Erwachsenenleben“ grandios scheitert, die Welt im Großen und Ganzen generell für gescheitert hält, dem wird die neue EP definitiv gefallen. Dass wir frisch klingen, verstehe ich als echtes Kompliment – danke! Und warum wir so klingen? Vielleicht weil aktuell nicht viele Punkbands existieren, die so großartige Pop-Hooks schreiben wie wir, haha. Versteh mich nicht falsch, das soll absolut keine Kritik an anderen Bands sein, aber wir gehen die Sache anders und absolut unverkrampft an, und wenn ich uns mit anderen vergleiche, finde ich oft nur wenige Gemeinsamkeiten. Was uns als Band eint, ist unser Zugang zum Musikmachen allgemein: genau die Dinge zu tun, die man mag und mit netten Menschen, Bands, Veranstaltern zusammensein, die alle irgendwie in die gleiche Richtung blicken wie wir. Gute Songs entstehen dann fast von alleine. Na, okay, ein bisschen Schweiß gehört schon auch dazu ...
Hilf mir kurz auf die Sprünge: Euer Sound klingt weit mehr nach verschwitzten Holzfällern in Flanellhemden, als mir der Bandname suggerieren will. Absicht?
Knapp daneben, stimmt aber im musikalischen Sinne dann doch wieder, haha. Unser Name soll als Referenz zu DeForest Kelley verstanden werden. Der 1999 verstorbene Herr spielte einst den Dr. Leonard „Pille“ McCoy in „Star Trek“. Die Idee stammt von einem Gemälde unseres Freundes Savannah. Schau mal auf unsere Facebook-Seite, da haben wir das eingebaut.
Ist Toronto ein guter Ort für Rock’n’Roll? Gibt es eine vitale Szene, vor allem genügend Leute, die bereit sind, unbekannte Bands durch Konzertbesuche zu entdecken?
Toronto ist eine wundervolle Stadt zum leben und leben lassen, aber ich würde sie jetzt nicht generell als gut oder schlecht für Rock’n’Roll bezeichnen wollen. Wie in anderen Metropolen auch gibt es hier eine große Bandbreite an etablierten Locations sämtlicher Größen und selbstverständlich auch jede Menge großartige Bands, etwa PKEW PKEW PKEW, PUP, STUCK OUT HERE oder JUNIOR BATTLES. Aber, und das ist bestimmt kein lokales Problem, die jeweiligen Szenen sind doch recht engstirnig und es passiert echt selten, dass mehr als die üblichen 75 Leute zusammen vor der Bühne stehen. Schade. Okay, wenn PUP spielen, geht natürlich mehr, da bin ich ehrlich. Ich denke schon, dass es hier genügend Leute gibt, die unbekannte Bands sehen wollen, obwohl sich das doch mehr im Indie-Bereich abspielt, zu dem ich allerdings keine nennenswerten Kontakte habe ... Punks bleiben meist unter sich, haha.
Nicht ganz unwichtige Frage: Wann kommt das Album?
Das frage ich mich auch! Also, wir haben alle Songs dafür bereits im Kasten und arbeiten gerade an strategischen Details, also welche Formate, Gimmicks und so weiter. Zwei Songs der aktuellen EP werden auch auf dem Album drauf sein.
Gibt es eurerseits Pläne, auch nach Europa zu kommen, vielleicht sogar nach Deutschland?
Ja und nein, wir haben uns darüber bereits die Köpfe zerbrochen. Definitiv wird es noch eine Weile dauern, weil unsere Frauen und unsere Jobs uns einfach nicht weglassen. Quatsch, der Hauptgrund ist eigentlich Zack, der auch bei PUP Schlagzeug spielt und mit ihnen gefühlt das ganze Jahr durch die Welt tourt. Das macht eine Europatour für uns fast unmöglich, aber sag niemals nie!
Was dürfen wir vom anstehenden Album erwarten?
Ich denke, wem unsere EPs gefallen, der wird auch das Album mögen. Wir haben ohne Ende monstermäßige Singalongs, straßentaugliche Texte, coole Hooks und catchy Harmonien für euch eingespielt, yeah!
Du erwähntest PUP. Ist deren Karriere in irgendeiner Weise für euch als Band von Vorteil? Immerhin haben die in Europa durchaus einen Namen.
Sagen wir es mal so, von deren Bekanntheitsgrad und Netzwerk im Hintergrund können wir definitiv profitieren. Wir müssen nicht mehr an jede Tür klopfen. Trotzdem ist es nicht so, dass wir uns einfach so an die vier dranhängen können, wir bekommen nur etwas leichter von den richtigen Leuten Aufmerksamkeit, das war es meist auch schon. Aber die Band selber hilft uns, wo sie kann. Auf dem letzten The Fest in Gainsville etwa konnten wir ihr ganzes Equipment benutzen. Tausend Dank, Jungs!
Last but not least, was sollten wir über die DEFORESTERS noch wissen?
Wenn ihr nicht zu viel erwartet, werdet ihr auch nicht enttäuscht. Douchecore forever!
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #126 Juni/Juli 2016 und Lars Weigelt