DEFOCUS

Foto© by QuintenQuist.Com

The enigma of Amigara Fault

Das Quartett aus der Stuttgarter Region stellt nun sein zweites Album vor – wir sprechen mit Jeff und Simon, Gitarrist und Sänger der Band, über Mangas und den Blick in den eigenen Abgrund.

Zu Beginn muss ich einmal loswerden, dass mich das Cover, gerade im Zusammenhang mit dem Titel „There Is A Place For Me On Earth“, stark eine an eine Geschichte des japanischen Horror-Mangaka Junji Ito erinnert: „The Enigma Of Amigara Fault“. Ist das Zufall? Oder sind das Artwork und der Titel davon inspiriert?

Jeff: Nice, endlich jemand, dem das direkt auffällt! Ja, tatsächlich ist unser Cover sehr stark von Junji Itos Manga inspiriert. Die Idee dazu hatte Daniel von nemesisdesign.ig, der unser Artwork gemacht hat. Zuerst stand auf jeden Fall der Titel unseres Albums fest und dass wir auf dem Cover eine alleinstehende Person zeigen wollen, die aus ihrer Umgebung heraussticht. Nachdem wir mehreren Designern unser Konzept zum Album geschickt haben, kam Daniel sofort auf den Manga und dachte sich, dass dies eine perfekte Gelegenheit wäre, das thematisch aufzugreifen.

Um das einmal zu erläutern: In der Geschichte geht es darum, dass in einem Berg Löcher auftauchen, die exakt die Form von individuellen Menschen haben, und bei diesen das Verlangen auslöst, sich in diese Löcher zu begeben, obwohl sie dort der Tod erwartet. Es geht da viel um psychologischen Horror und den „Blick in den Abgrund“. Siehst du da Parallelen zu eurem Album? Kannst du erläutern, was deine Interpretation des Titels und Artworks ist?
Simon: Da gibt es tatsächlich auch thematisch einige Überschneidungen, wenn man es so betrachtet. Der Abgrund ist in diesem Fall vielleicht gleichzusetzen mit dem Gefühl der totalen Haltlosigkeit im Leben und nirgends so richtig reinzupassen. Der Albumtitel soll dafür aber die Message verbreiten, dass es diesen Ort wirklich für jeden Menschen gibt und dass es gilt, ihn zu finden.

In unserem letzten Gespräch haben wir auch schon über einen Titel gesprochen, „In The Eye Of Death ...“, da ging es kurz gesagt darum, dass alle Menschen im Tod gleich sind. Inwieweit, würdest du sagen, haben sich diese Themen auf das neue Album übertragen oder verändert? Damals waren wir ja noch mitten in einer Pandemie.
Simon: Die Themen sind auf diesem Album deutlich persönlicher und emotionaler als die auf unserem Debütalbum. Ob das mit der Pandemie zusammenhängt oder nicht, ist schwer für mich zu sagen, allerdings hatte ich selbst den Eindruck, dass es wichtig ist, mich mit meinen Gefühlen zu befassen, und habe dabei ein Riesenfass aufgemacht. Das war so unglaublich wichtig, aber auch schwer.

In eurer Musik gibt es ja auch sehr viele elektronische Elemente, die sich eher als Sound-Landschaft in den Songs wiederfinden. Welchen Stellenwert nehmen die im Songwriting ein? Und werden sie eher am Ende hinzugefügt oder als Basis oder Teppich zuerst entworfen?
Jeff: Beim ersten Album würde ich behaupten, dass wir elektronische Elemente, wenn überhaupt, dann erst zum Ende eingefügt haben, damit es den Song „unterstreicht“. Bei mir persönlich hat sich viel getan, was meinen Workflow beim Musikmachen angeht, beim ersten Album hat es meistens eher mit einem Gitarrenriff angefangen, den wir dann ausgebaut haben damit er einen ganzen Song ergibt. Momentan fängt es aber meist erst mit einem Sample an, dies hilft uns sehr, aus unserer Komfortzone zu gehen und neues auszuprobieren, und einfach zu schauen, wo uns die Reise hinführt. Wir hatten viele Ideen und Gespräche darüber, in welche Richtung unser zweiten Album gehen soll, da aber jeder von uns ganz verschiedene Vorlieben hat, war das natürlich erst mal schwierig. Am Ende war es uns wichtig, dass wir dabei einfach Spaß haben und wir das machen, was uns gefällt, ähnlich wie vielleicht beim letzten Album von TURNSTILE, das auch viele ganz unterschiedliche Einflüsse hat.

Ich habe auf eurer Spotify-Seite gesehen, dass ihr die meisten Hörer:innen in Australien habt – was ist da los? Gibt es da eine Connection? Wann geht ihr dort auf Tour?
Jeff: Saugute Frage, das dachten wir uns auch schon öfter! Wir kennen niemanden dort persönlich, aber ich glaube, dass wir bald nicht mehr drumherum kommen werden, in Australien auf Tour zu gehen. Hoffentlich!

---

Horror
Junji Ito ist ein bekannter japanischer Horror-Mangaka, wenn nicht einer der berühmtesten. Zu seinen bekanntesten Werken gehören „Tomie“ und „Uzumaki“, beide wurden auch wie viele andere seiner Arbeiten verfilmt. Außerdem gibt es bei Netflix eine Anthologie mit dem Namen „Junji Ito Maniac: Japanese Tales of the Macabre“, für die in zwölf Folgen viele seiner Kurzgeschichten als Anime umgesetzt worden sind.