DEAD HEARTS aus Buffalo, New York gehört zu einer ganzen Reihe von HC-Bands, die ganz offenkundig verschiedene Richtungen des Rock'n'Roll vereint. Ihre Kombination aus heavy Grooves und modernem Upbeat-Hardcore ist eingängig und aggressiv. Das letzte Release der Band, "No Love, No Hope", ist vor kurzem auf dem holländischen Label Reflections erschienen und gibt der Band zum ersten Mal die Möglichkeit, sich weltweit via Vinyl beziehungsweise CD zu präsentieren. Doch auch darüber hinaus gibt es Zukunftspläne, wie Gitarrist Jeremy Smith per eMail-Interview zu berichten weiß.
Seit wann gibt es die Band? Habt ihr noch andere Projekte?
Wir haben die Band im Juli 2004 gegründet. Seitdem sind Derek, der Sänger, Rich an den Drums, Basser Tom, sowie Pauly und meine Wenigkeit an der Gitarre dabei. Rich spielt noch in einer weiteren Hardcore-Band aus Buffalo, die DEVIL'S ADVOCATE heißt.
Euer Stil hört sich nach einer Mischung aus rockigem Hardcore à la SUICIDE FILE und Upbeat-Style à la AMERICAN NIGHTMARE an. Gefällt dir diese Einschätzung?
Ich mag die von dir genannten Bands sehr, aber wenn wir uns in irgendeiner Form nach ihnen anhören, dann ist das nicht unsere erste Intention gewesen. Ich habe schon immer Musik mit fettem Gitarrensound gemocht, sei das nun Heavy Metal, NWOBHM oder eben Hardcore. Ich mag Bands wie THIN LIZZY und MOTÖRHEAD, die sehr gefühlvoll eine zweite "Twin lead"-Harmoniegitarre verwenden. Die verschiedenen Stile kombiniert haben zum ersten Mal SUICIDE FILE. Wenn wir das jetzt auch tun, geschieht das aus Liebe zur Musik an sich und nicht absichtlich.
Was geht so in eurer Heimatstadt Buffalo? Texten wie "Smalltown tragedy", "Bright lights, burnt city" oder auch "Uglytown" nach zu urteilen, scheint das Leben dort nicht allzu spannend zu sein.
Buffalo ist musikmäßig schon okay, Szene und Kids sind großartig. Was man von den Möglichkeiten und Jobangeboten, die die Stadt selber bietet, allerdings nicht behaupten kann. Das Leben ist wie in dem John Carpenter-Film "Sie leben!", nur eben ohne Aliens. "Smalltown tragedy" ist zwar ein depressiver Song, stellt aber mehr einen Hilfeschrei dar. "Bright lights, burnt city" soll eigentlich die Leute dazu motivieren, zu verstehen, dass man eine Chance hat, auch wenn die Stadt, in der man lebt, sie einem nicht bietet. In "Uglytown" wird dieses Thema weiter ausgeführt. Es gibt Hoffnung und Träume und die sollte man sich bewahren und in die Tat umsetzen.
Wie bist du zum HC gekommen?
Bis ich fünfzehn war, hörte ich Heavy und Rock. Dann entdeckte ich Thrash und Punk. Mit 17 war mein Interesse daran aber vorüber und ein Freund führte mich in die Untergrundszene Buffalos ein, der ich seitdem treu geblieben bin.
Was bedeutet HC für dich persönlich?
Wenn ich das mit nur einem Satz beantworten müsste, würde ich sagen, dass es die Liebe zur Musik und das Leben mit einem Sinn für gegenseitiges Verständnis darstellt. Die Definition für HC wird aber für jeden verschieden sein, da jeder andere Gründe für sein Engagement hat. Viele werden bestimmt nur durch den aggressiven Charakter der Musik angezogen, was auch bei mir anfangs der Fall war. Mittlerweile ist es eher die Idee, etwas verändern zu können und wollen, die mich Teil dieser Gemeinschaft sein lässt.
Woher stammt der Bandname und was steckt hinter dem Titel der neuen Platte "No Love, No Hope"?
Als wir uns einen geeigneten Bandnamen suchten, stolperten wir komischerweise immer wieder über den Ausdruck "dead heart". Es gibt zum einen Song von MIDNIGHT OIL, der "Dead heart" heißt, außerdem kommt es in einer Textzeile von HIM vor: "A cold heart, is a dead heart". Wir wollten etwas, was sich nicht zu sehr nach Punk anhört, und ließen den Artikel schließlich ganz weg. Der Titel "No Love, No Hope" stammt aus dem Song "Goodbye". Beim Verfassen von Texten versuche ich stets eine Emotion zu beschreiben, es geht nicht so sehr um ein spezielles Hauptthema.
In Europa erscheint "No Love, No Hope" beim niederländischen Label Reflections. Wie kam es dazu?
Reflections kannte ich aus der Zusammenarbeit mit meiner alten Band THE CONTROL. Ich mochte, wie sie sich 2001 vor dem Erscheinen der "Sidearm"-EP um alles kümmerten. Ich schickte ihnen ein Demo mit dem neuen Material und Johans erste Reaktion war eher enttäuschend, denn er meinte, dass die Songs nicht so tight wären, wie es eigentlich sein könnte, was mich etwas irritierte, da auch das Demo nicht gerade lasch klingt! Einen Monat später hörte er sich das Tape dann noch mal in Ruhe an und, siehe da, er war plötzlich total begeistert.
Die Live-Fotos auf dem Inlay der Platte sehen aus, als wären sie in einem Skateshop aufgenommen.
Das stimmt. Die Fotos wurden im Skateshop "Sit an Spin", den Freunde von uns betreiben, gemacht. Mittlerweile kann man dort auch Platten kaufen. Ich würde sagen, dass alle Bandmitglieder auf Skateboarding stehen. Ich bin mittlerweile zwar alt und übergewichtig, habe aber immer noch ein Deck und benutze es auch hin und wieder.
Sowohl eure zweite Single als auch "No Love, No Hope" sind von eher kurzer Spieldauer. Wann nehmt ihr endlich ein ganzes Album auf?
Die Songs der Single nahmen wird gleich im Anschluss an die ersten Shows auf, um irgendetwas in der Hand zu haben. Wir hatten nicht viel Zeit, neue Sachen zu schreiben und groß rumzuprobieren. Im Allgemeinen sind EPs aber eine gute Sache für Newcomerbands. Gleich eine Platte aufzunehmen, macht in einem Stadium der Selbstfindung und der Soundentwicklung wenig Sinn. Mittlerweile kann ich aber nicht mehr abwarten, endlich das erste Album aufzunehmen, das für Ende April geplant ist und dann später bei Ferret erscheinen wird. Dieses Wochenende gehen wir für Vorabaufnahmen schon mal ins Studio und nehmen fünf bis sechs Songs auf. Wenn wir es schaffen, kommen wir dieses Jahr sogar auch nach Europa, worauf wir uns schon jetzt freuen.
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