DEAD FLESH FASHION vs. GRACE.WILL.FALL

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Über Musik, Freundschaft und schwedische Topmodels

Als mir Flo und Patrick von DEAD FLESH FASHION 2007 erstmals von einer schwedischen HC-Band namens GRACE.WILL.FALL erzählten, ahnte ich noch nicht, dass ich knapp zwei Jahre später von genau dieser Band ihr aktuelles „Second Album“ auf meinem eigenen Label rausbringen sollte. Und mittlerweile sind die Bands nicht nur befreundet, sondern auch zu Labelkollegen geworden, da die Vinylversion von „Second Album“ in Deutschland auf Shark Men Records veröffentlicht wurde, die bereits im letzten Jahr DEAD FLESH FASHIONs Split-EP mit WAR FROM A HARLOTS MOUTH veröffentlicht haben. So kam eins zum anderen, Sebastian von Shark Men bat DEAD FLESH FASHIONs Sänger Patrick, ein Interview mit GRACE.WILL.FALL zu machen und ich wiederum plante schon länger ein Interview mit DEAD FLESH FASHION zu ihrem hervorragenden Debütalbum „Anchors“. Warum also nicht beides kombinieren? Den Anfang machen Patrick, Gesang, Flo und Daniel, beide Gitarre, Christian, Bass, und Sebastian, Schlagzeug, (der spielt neuerdings bei ENDNOTE) von DEAD FLESH FASHION.

Lasst uns ein wenig über „Anchors“ sprechen, euer Debütalbum, das im letzten Jahr über Baskat Recordings erschienen ist. Warum dieser Titel?

Patrick: Mir schwebte ein kurzer, prägnanter Titel vor, da wir ja schon einen recht langen Bandnamen haben. Also habe ich mir Gedanken gemacht, was unsere Musik und die damalige Situation beschreiben würde. Das Debüt ist eine Art Standortbestimmung von uns zu diesem Zeitpunkt gewesen. Dennoch wollte ich nichts, was uns darauf reduziert. Der Anker war eine gute Metapher, da unsere Songs wuchtig, schwer sind, uns aber genauso Halt geben und unsere Position im Leben bestimmen. Man lässt den Anker runter, verweilt an der Stelle, kann ihn allerdings dann auch wieder einholen und weitersegeln.

Einer meiner Lieblingssongs auf „Anchors“ ist „Then there were ruins“. Stimmt es, dass ihr den Song komplett im Studio geschrieben und direkt aufgenommen habt? Außerdem soll die erste Riffidee fast im wörtlichen Sinn ein Griff ins Klo gewesen sein?

Flo: Der Song stand schon mit den ersten Riffs soweit, aber wir kamen nie ganz weiter. Es fehlte immer die zündende Idee und da der Song nicht rechtzeitig fertig wurde, haben wir uns entschlossen, den nicht aufzunehmen. Im Studio hatten wir dann mal ein bisschen gejammt und uns noch mal an dem Stück versucht. Ich hatte dann auf dem rustikalen Klo plötzlich eine Hammer-Riffidee im Kopf, bin schnell raus und schreiend in den Aufnahmeraum zurück, hab allen das Riff gezeigt und dann ging es ganz schnell. Der Song stand, es wurde ein paarmal geprobt und wir haben ihn aufgenommen – es klang einfach alles perfekt.

Wer euch einmal live gesehen hat, weiß, dass bei euch praktisch alles passieren kann. Erzählt mal von einigen Pannen oder ungewöhnlichen Zwischenfällen.

Sebastian: Bei den paar Shows, die ich bis jetzt mitgespielt habe, war nichts Besonderes: kaputte Becken, blutige Hände, wegfliegende Sticks ... Sehr gut ist auch immer die Verlässlichkeit von Flos Equipment. Einfach unkaputtbar, das Zeug.

Bekommt ihr eine Show eigentlich bewusst mit oder schaltet ihr dabei komplett ab? Könnt ihr euch hinterher an einzelne Situationen oder bei euch auch immer wieder häufig vorkommende Stürze oder ungewollte Körperkontakte überhaupt noch erinnern?

Daniel: Ich erinnere mich selber nur an dieses eine Mal, als ich am Morgen nach einer Show tierische Zahnschmerzen hatte. Bis zum Abend habe ich ausgeharrt, aber dann ging es schließlich doch zum Notdienst. Man sagte mir, dass ein Zahn ziemlich lose sei und es mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit damit zusammenhängen würde, dass ich einen auf die Schnauze bekommen hätte. Ich? Auf die Schnauze? Ich hatte an dem Abend nichts getrunken, konnte mich an keine brenzlige Situation erinnern, außer ... da war doch was. So hatte ich im Eifer des Spielens mit dem Gesicht an Patricks Körper gebremst. Es bestand wenig Hoffnung für den Zahn. Na ja, das Ende vom Lied war dann der zweite Besuch des Zahnarztes mitten in der Nacht, der den dann verstorbenen Nerv herausnahm. Fazit: Erinnerung schwer, aber möglich.

Nach eurer Split-EP mit WAR FROM A HARLOTS MOUTH gibt es jetzt eine neue mit COMING UP FOR AIR. Wie heißt der neue Song und wo habt ihr den aufgenommen?

Flo: Der Song heißt „Trophy“ und den hatten wir damals zusammen mit „Of needles and helmets“ aufgenommen, der ja auf der WFAHM-Split ist. Aufgenommen wurde der vom CHAINWAY-Bassisten in Heidenheim. Der Song lag quasi bis jetzt herum und wir dachten uns dann, warum nicht einfach eine kleine Split-EP machen mit COMING UP FOR AIR machen, da wir ja ein paar Termine zusammen unterwegs waren.

Was soll 2009 im Hause DEAD FLESH FASHION noch passieren?

Sebastian: Ich persönlich freue mich natürlich sehr auf ein paar feine Supportshows für GRAF ORLOCK oder KYLESA und TORCHE, und überhaupt aufs Spielen! Vielleicht lässt sich ja noch eine kleine Tour auf die Beine stellen.

Tim Masson

 

GRACE.WILL.FALL


... befragt von Patrick/DEAD FLESH FASHION

Ihr habt ein neues Album draußen, tourt euch den Hintern ab und Axel modelt ja nebenbei hobbymäßig. Was macht ihr Typen, wenn ihr mal zu Hause seid?


Wir regenerieren, was auf Tour abgenutzt wurde.Und Axel pflegt seine deutsche Popelbremse, um sich mehr Beliebtheit beim Publikum zu erschleichen.

Ich hatte die Möglichkeit, mit euch wenigstens ein paar Tage zu touren und dabei habe ich nicht eine Show gesehen, die nicht energiegeladen war. Ist es wahr, dass ihr euch dafür Ameisen in die Hosen steckt?

Nein, unsere Wahl fiel auf Hummeln. Sie treiben einen so zur Verzweiflung, dass man die Show schnell hinter sich lässt, um die Hosen loszuwerden, was sich wiederum natürlich auf das Tempo der Songs auswirkt.

Björn hat eine sehr beeindruckende Comic-Sammlung, um die ich ihn ziemlich beneide. Was zieht sich der Rest von euch literarisch rein?

Wie du bereits erwähnt hast, ist seine Comic-Sammlung gewaltig, was den anderen reicht, um sich auf seinem literarischen Hintergrund auszuruhen.

Es gibt ja eine Menge guter schwedischer Bands. Langweilt es euch, ständig mit ROXETTE verglichen zu werden?

Das liegt an den Gitarren, wobei wir nicht so viele Soli einbringen wie Per Gessle.

Ein Song auf dem neuen Album heißt „Mother said“ und ihr habt alle Stücke selbst aufgenommen, gemischt und gemastert. Glaubt ihr, eure Familien sind nun endlich stolz auf euch?

Wir haben, ehrlich gesagt, seit das Album draußen ist, nichts mehr von unseren Familien gehört. Das mit dem Beeindrucken muss also ziemlich nach hinten losgegangen sein.

Könnt ihr vielleicht den Leuten mit ein paar Brocken Deutsch die Musik beschreiben, die sie noch nicht kennen, weil sie irgendetwas Sinnloses mit ihrer Zeit angefangen haben?

„Deine Mutter hat ein wirklich schönes Bart!“ und „Dein Glied ist gut.“ Das ist so ziemlich das Einzige, was wir auf Deutsch sagen können. Ich hoffe, das sind gute Redewendungen, da ihr sie uns ja beigebracht habt. Jedenfalls kommen sie ganz gut an. John ist sogar mal mit jemandem verschwunden, zu dem er den letzteren Satz gesagt hat.

Ihr spielt im Sommer unter anderem auf einen Festival, dem Midsummer Open Air. Bevorzugt ihr Indoor, Outdoor oder Backdoor?

On Stage oder Backstage ist eigentlich mehr unser Ding.

Welcher Song auf eurem neuen Album eignet sich am besten, um versehentlich mit seinem besten Freund Liebe zu machen?

„Apply resistance“, ganz eindeutig.

Patrick Rüller