CUTAWAY

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Ready for the flip side

POP UNKNOWN. KISSING CHAOS. Und nun THE CUTAWAY. Tim Lasater war stets weit davon entfernt, musikalisch untätig zu sein. Mit POP UNKNOWN starteten er und sein Gefolge auf Deep Elm Records, die letzte Platte „The August Division“ erschien auf dem bandeigenen Label. Der Name ist hier wirklich noch Programm: Lasater schreibt unverwechselbare Melodien, Songs, die persönlicher und somit einnehmender nicht sein könnten. Mit THE CUTAWAY wurde ein ganz neuer Versuch gewagt, obwohl der musikalische Ansatz – zum Glück – der gleiche ist. „Ready For The Fall“, so der Name der Debüt-EP von THE CUTAWAY, mit der die Jungs auch in diesen Tagen auf Tour gehen werden. Hier erwarten einen Indierock-Songs, die vor Atmosphäre nur so überschäumen und auch mit dem berüchtigten Pop-Appeal aufwarten, mit dem die bisherigen Bands von Tim Lasater stets aufwarteten. Im folgenden Interview mit Sänger und Gitarrist Tim Lasater erfährt man wohl so ziemlich alles über seine neue Band THE CUTAWAY, bei der sogar bekannte Namen der Legende MINERAL vertreten sind, und die in deutschen Landen viel mehr Aufmerksamkeit verdient hätte.

Über das Ende seiner Band POP UNKNOWN erzählt Lasater:
„Es kommen Zeiten im Leben, in denen du genau zu wissen scheinst, wenn etwas nicht mehr gut für dich ist. Im Fall von POP UNKNOWN stellte sich die Situation für mich jedenfalls so dar. Die Musik war großartig, aber es gab mehrere wichtige Gründe für meine Entscheidung, erst einmal eine musikalische Auszeit zu nehmen. Ich habe zwei Beerdigungen und drei Hochzeiten von Leuten verpasst, die mir sehr wichtig waren und noch immer sind. Darüber hinaus vertieften sich einige Bandmitglieder immer mehr in Nebenprojekte, KISSING CHAOS etwa. Wir haben unsere letzte Show dann im Emo’s in Austin, Texas, gespielt. Der Laden war proppenvoll und es war mit Abstand die beste Show, die wir je gespielt haben. Ich hatte vorher schon einige Male angekündigt, nun endlich einen Schlussstrich zu ziehen. Dieser Abend und dieses Konzert waren für mich die Gelegenheit, alles in guter Erinnerung zu behalten, diesen Teil meines Lebens abzuschließen und mich erst einmal um andere Dinge zu kümmern. Es war wie im Song ‚Rock of ages‘ von DEF LEPPARD: ‚It’s better to burn out than to fade away‘. Auch auf die Gefahr hin, dass sich das klischeehaft anhört: Ich habe an diesem Abend die Bühne verlassen und wusste, dass das ein perfekter Abgang war.“

Lasater konnte aber auch in der darauf folgenden Zeit die Finger nie wirklich von der Musik lassen. Er schrieb zu Hause Songs, die meist noch keyboardorientierter Natur waren und sehr an PEDRO THE LION erinnerten.

„Ich habe in dieser Zeit gemerkt, dass Rockmusik einfach meine Bestimmung ist. Ich wollte einfach wieder in einer Band spielen. Ich kann – so glaube ich – gar nicht anders. Und als mir das klar wurde, habe ich mich auch schon direkt nach Mitmusikern für ein neues Projekt umgesehen. Shane Wells, der ehemalige POP UNKNOWN-Basser und ein langjähriger Freund, hat ziemlich schnell mitbekommen, dass ich zu Hause wieder an neuen Songs arbeitete und wollte unbedingt mit von der Partie sein. Eine Woche später trafen wir uns dann und schrieben mit unseren Akustikgitarren fünf oder sechs komplette Songs innerhalb von nur zwei Wochen. Wir beide wussten, dass diese Songs Potenzial hatten, aber nur mit Hilfe eines Bandgefüges umgesetzt werden konnten. Wir fingen also behutsam an, ‚unsere‘ Band zu formieren. Nick Snell, der zu dieser Zeit auch in Austin wohnte, war unsere erste Wahl. Und als er sich die Songs anhörte, war er direkt begeistert und wollte einsteigen. Einen Drummer zu finden, war schon weitaus schwieriger. Shane und ich kannten beide diesen unglaublich fantastischen Schlagzeuger, der aber zu dieser Zeit in der Band FAILSAFE spielte. Wir haben ihn auf einer Show dann schlicht und ergreifend gefragt, ob er nicht bei uns mitspielen will. Auch er hat sich die Akustik-Songs angehört und war direkt Feuer und Flamme. Zuletzt verpflichteten wir dann noch Mike Groener als zweiten Gitarristen, da ich nicht unentwegt Gitarre spielen und zugleich singen wollte. Das Line-up war damit also perfekt. Und da sind wir: THE CUTAWAY.“

Ein paar der Songs, die sich nun auf der Debüt-EP „Ready For The Fall“ befinden, konnte man schon seit etwas längerer Zeit auf dem amerikanischen Download-Portal purevolume.com runterladen. Doch dann wurde es im Hause THE CUTAWAY bedenklich still und man fragte sich, ob sich in Hinsicht auf die Band überhaupt noch etwas tun würde. Aber auch das weiß Lasater zu erklären: „Wir haben einige Labels angeschrieben und ihnen unser Demo geschickt und auch im Laufe der Zeit allerhand positives Feedback bekommen. In dieser Zeit des Wartens haben wir aber beschlossen, erst mal selbst die Initiative zu ergreifen und ‚Ready For The Fall‘ im Studio komplett in Eigenregie produziert. Nun rennen uns die Labels quasi die Bude ein“, lacht Lasater. „Wir waren bis dato aber noch nicht in der Lage, eine Entscheidung bezüglich unserer zukünftigen Labelheimat zu treffen. Also gehen wir jetzt erst mal in Kalifornien auf Tour und werden auf dieser einige Showcases für verschiedene Labels spielen und uns dann entscheiden, auf welchen unser Longplay-Debüt dann auch erscheinen wird. Die Sterne stehen unglaublich günstig für uns und wir werden nach dieser Tour eine definitive Entscheidung fällen. Darin sind wir uns alle einig.“

Der Titel der brandneuen EP „Ready For The Fall“ ist eine Textzeile, die aus dem zweiten Song „All the while“ stammt. Hinsichtlich der Melancholie, die alle Songs von THE CUTAWAY umgibt, scheint dieser sehr morbid anheimelnde Titel nur zu verständlich, jedoch fühlt sich Tim in dieser Hinsicht nicht richtig verstanden und berichtigt: „Natürlich ist das auch Interpretationssache, aber ich sehe das so: Wenn jemand nichts mehr zu verlieren hat, kann alles nur noch besser werden. Also ist genau das Gegenteil der Fall. Eigentlich kann sich seine Lage nur zum Positiven wenden. Es hat also nichts damit zu tun, vom Leben das Schlechteste zu erwarten, sondern aus dieser Position heraus das jeweils Beste zu machen. Das ist alles eine Frage der Sichtweise. Man kann jede schlechte Situation als Herausforderung sehen. In diesen Zeiten scheint sich in der Welt viel Schlechtes abzuspielen, aber wenn du mal genauer hinsiehst, gibt es weitaus mehr positive Dinge zu sehen. Ich bin der Meinung, dass alles aus einem bestimmten Grund passiert. So auch die Tiefschläge im Leben. Es ist nicht immer einfach, aber ich zumindest versuche immer, einen Sinn darin zu sehen und daraus meine eigenen persönlichen Schlüsse zu ziehen.“

So Tim über die Bedeutung des Titels des ersten Releases von THE CUTAWAY. Musikalische Vergleichsgrößen für diese Band zu finden, dürfte einem jeden nur allzu schwer fallen. Was „Ready For The Fall“ – wie auch die POP UNKNOWN-Releases – auszeichnet, ist eine ungeheure Atmosphäre, die die Songs zu erzeugen imstande sind. Dann wäre da noch der gehörige Pop-Einschlag, den THE CUTAWAY für sich verbuchen können. Die Songs haben einen Tiefgang, der THE CUTAWAY ziemlich einzigartig werden lässt. Das rührt laut Tim Lasater vor allem daher, dass jeder in der Band verschiedene musikalische Präferenzen hat. Die Einflüsse reichen von „REFUSED bis Elvis Costello, von MUSE bis JAWBREAKER und von Tom Petty bis DEATH CAB FOR CUTIE. Wir lieben gute Melodien und gute Partys. Zu unseren Liveshows bringen wir gleich beides mit“, fasst Lasater zusammen.

Wir werden uns davon selbst überzeugen können, denn noch in diesem Jahr werden THE CUTAWAY auch in deutschen Gefilden zu Gast sein.