Coverikonen: YELLO - Solid Pleasure (Ralph Records, 1980)

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1978 reisen Boris Blank und Carlos Perón in die USA. Nach erfolglosem Klinkenputzen bei diversen großen Labels trifft man sich in San Francisco mit den Verantwortlichen von Ralph Records, dem von der schrulligen Performancetruppe RESIDENTS gegründeten Indie-Label. Und – Überraschung – man versteht sich sofort. So kommt alles, wie es kommen muss: „Ralph Records hat uns ermutigt, eine LP aufzunehmen. Kurz darauf haben wir YELLO gegründet.“ Bis die erste Platte der mit Dieter Meier als Trio gestarteten Schweizer (die erst als Duo größeren Erfolg haben sollten) tatsächlich veröffentlicht wird, dauert es allerdings noch zwei weitere Jahre, erst Ende 1981 erscheint ihr Debut „Solid Pleasures“. Blanks unkonventionell collagiertes Sampling und Meiers Stream Of Conciousness-unterfütterte avantgardistische Vocals verschmelzen hier erstmals zu einer neuen Form des elektronischen Pops, die bald schon in den Mainstream ausstrahlen sollte. In Form der Titelmelodie zur Kindheitstrauma-No.1-Sendung „Formel Eins“ beispielsweise (dieser verstörende pseudocoole weiße Hund hat mir schlimmste Albträume bereitet). Davon ist man 1981 zwar weit entfernt, kann mit dem Track „Bostich“ aber schon einen ersten Hit in der New Yorker Dance-Szene landen und so immerhin die Disco-Charts der USA entern. Homer Flynn, damals Leiter der RESIDENTS- und Ralph Records-eigenen Kunstabteilung Porno Graphics, verpasst dem ersten YELLO-Langspieler ein standesgemäßes Cover: Er koloriert ein Foto seiner frischgeborenen Tochter in schreiendem Pink nach, versieht den nur mit einer Windel bekleideten Säugling mit einer grellgrünen Gummimonstermaske in Vogeloptik und setzt das Ganze vor einen schrillen gelben Hintergrund mit 80er-typischem Gitterdesign. Ein wenig Zeitgeist gehört bei aller Innovation dann schließlich doch dazu, was wiederum auch einer der zentralen Zutaten in YELLOs Erfolgsrezept sein könnte. Schon nach dem zweiten YELLO-Album 1981 endet die Kollaboration mit Ralph Records, den Durchbruch erlebt die Band schließlich bei einem anderen Label unter ästhetischer Federführung von Ernst Gamper, der bis 1988 als YELLO-Hofkünstler frei walten darf, bis die Band schließlich dazu übergeht, das Artwork jedes neuen Albums (abgesehen von einer längeren Zusammenarbeit mit Martin Wanner) in die Hände eines anderen Künstlers zu legen. Musikalisch hingegen lässt sich bei aller Experimentierfreude eine bestimmte Grundstruktur bis heute in allem YELLO-Schaffen finden: „With just a very basic sound, a piece of background noise or something, you can make a whole song by looping it and adding effects.“ Was Boris Blank damit meint? Einfach mal die App Yellofier ausprobieren ...