Eine schwarzweiße Totalaufnahme eines bis auf die weißen Turnschuhe schwarz gekleideten vermummten Lederjackenträgers mit hochgezogener Kapuze in wurfbereiter Haltung, die bereits gezündete Rauchgranate in der von Motorradhandschuhen geschützten rechten Hand. Rechts darüber das halb schwarze, halb rote RAWSIDE-Logo, in der linken unteren Ecke der Albumtitel „Police Terror“ in roten Graffiti-Look-Großbuchstaben. Ein 1990er-Jahre-Hardcore-Klassiker. Dabei stammt das Bild selbst, den Fahrzeugen und der Kleidung der anderen Personen im Hintergrund nach zu urteilen, vermutlich aus den 1980er Jahren, einer Zeit also, in der der militante, linksautonome Schwarze Block insbesondere nach dem Tod des Antifaschisten Günter Sare am 28. September 1985 erhöhten Zulauf erfuhr. Sare war an diesem Tag bei einer antifaschistischen (Verhinderungs-)Aktion gegen eine NPD-Veranstaltung im Frankfurter Gallusviertel von einem Wasserwerfer der Polizei umgespritzt und überfahren worden. Anlässlich des Jahrestags dieses Ereignisses dürfte das zum Zeitpunkt Erstveröffentlichung des Albums 1995 durchaus wieder ein aktuelles Thema gewesen sein. Ein möglicher Grund, dieser Sache ein ganzes Album voller wütend dauerknüppelndem Hardcore-Geballer zu widmen. Mit überwiegend leicht holprigen englischen, aber auch ein paar deutschen Texten. Und die sind in ihrer Botschaft genauso klar, wie das Bild auf dem Frontcover: „Schlag zurück / Unser Leben und unsere Zeit / Erheb deine Faust / Es ist soweit“. Warum eben dieses Bild mit seinem enorm hohen Wiedererkennungswert für den Rerelease des Albums anlässlich des 25-jährigen Jubiläums gegen ein zwar ähnliches, in manchen Punkten (Perspektive, Haltung, etc.) deutlich anderes Foto ausgetauscht wurde? Gab es da rechtlichen Ärger oder was war der Hintergrund? Ging es darum, dass die Gegenseite auf der ursprünglichen Version nicht klar zu erkennen ist und dadurch nicht eindeutig ist, gegen wen sich der Protest richtet? Auf dem neuen Motiv ist die Polizei jedenfalls klar als Gegenüber zu erkennen – ist das der Feind? Laut RAWSIDE-Sänger Henne gab es keinen konkreten Grund, das sei bei der Wiederauflage 2019 seitens des Labels Demons Run Amok und der anderen ursprünglichen Bandmitglieder einfach so entschieden worden.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #174 Juni/Juli 2024 und Anke Kalau