s/t (LP, Blackheart/MCA, 1983)

Berührungsängste mit dem Mainstream hatte Joan Jett noch nie und führt neben BLACK SABBATH gerne Suzi Quatro und T. REX (aber auch die NEW YORK DOLLS) als große Einflüsse ihrer jungen Jahre an. Was nicht jeden erfreute. Und mit eingängigen Melodien und simplen Texten zog sie auch immer wieder Unmut auf sich: „When I was starting out in the RUNAWAYS, we took a lot of shit from feminists. All teenage girls think about sex, but a lot of women felt we were using our sexuality. We were just acknowledging what all girls go through and took shit for it. It was very confusing. I didn’t quite get it.“ An den Sellout-Vorwürfen änderte sich zwar im Laufe der Jahre nichts, doch während in RUNAWAYS-Zeiten eher Glam- und Hardrock-Einflüsse dominierten, tobte sich Jett sich auf ihrem ersten Soloalbum in Sachen Punk’n’Roll aus. Das erste offizielle Album mit den BLACKHEARTS punktete schließlich mit den Covern „I love rock’n’roll“ (von den ARROWS) und „Crimson and clover“ (von TOMMY JAMES & THE SHONDELLS) ganz groß in den Charts, das zweite hatte zwar keine Megahits zu bieten, wartete dafür aber mit einem Frontcover auf, das im Laufe der Jahrzehnte zu einem Markenzeichen avanciert ist: Joan Jett, ganz in schwarz mit schmalem Nietengürtel, roten Pro-Keds und rotem Bandana am Handgelenk, springt mit einer weißen Gibson Melody Maker, vor gelbem Hintergrund in die Luft, das Gesicht trotzig-frech zusammengekniffen. In den Credits zusammen mit Meryl Laguna, der Frau ihres Managers (die die bis in die Gegenwart bestehende Zusammenarbeit ihres Mannes mit Jett Anfang der Achtziger überhaupt erst in die Wege geleitet hatte) als künstlerische Leitung angeführt, gab man die Aufnahmen für das Frontcover bei dem befreundeten deutschen (Bravo-)Fotografen Dieter Zill in Auftrag. Der ist rückblickend zwar nicht erbaut davon, lediglich eine Einmalzahlung für das Coverfoto erhalten zu haben, erinnert sich aber gerne an die Zusammenarbeit: „Ich kannte Joan Jett schon aus RUNAWAYS-Zeiten und als sie mit den BLACKHEARTS auf Tournee war, war ich ein bisschen unterwegs mit ihnen. Dann hatte ich eine Fotosession mit ihr im Bravo-Studio und mir waren vorher bei den Konzerten ihre Sprünge mit der Gitarre aufgefallen. Also habe ich Joan darum gebeten, ein paar dieser Sprünge vor einem gelben Hintergrund zu machen. Sie hat zwar erst mal gemault und gesagt, dass sie das nicht so gut fände, aber mit der Ansage, dass das ja nur eine Option unter mehreren ist und im Endeffekt nicht zwingend das Coverfoto werden muss, hat sie das ein paar Mal gemacht.“ Ein anderes Foto aus dieser Session zeigt eine ganz andere Joan Jett, ein wenig schüchtern lächelnd in blauem Joggingoutfit und pinken Glitzerstrümpfen an die Ecke einer weißen Wand gelehnt sitzend. Was Jett vermutlich ursprünglich besser gefiel, hat es lediglich auf das Cover der Single „Everyday People“ geschafft.