„Parents, why won’t they shut up? / Parents, they’re so fucked up / They treat me like a fool / They take me for a fool / Parents, they’re so fucking dense / They look into the past for future reference / Parents, they don’t even know I’m a boy / Just treat me like a toy / But little do they know / One day I’ll destroy, parents“.
Wer seine Jugend noch mal durchleben will (oder gerade durchlebt), sollte zu diesem Album greifen. Selbstzweifel, Liebeskummer, Zukunftsangst, Wut auf Autoritäten, Träumereien, Ausflüchte aus der Monotonie des dumpfen Alltagstrotts, verewigt in den Lyrics des DESCENDENTS-Debüts „Milo Goes To College“. Verbale Ausrutscher inklusive, von Homophobie („I’m not a loser“) bis hin zu wüsten Beschimpfungen der Damenwelt („Catilina“) ist alles dabei. Zu verbuchen wahlweise unter unüberlegte Schnellschüsse oder diffuse Provokationen. Tja, der Teen, der nie Scheiße baut, muss wohl erst erfunden werden. Gut, dass die Zeiten vorbei sind. Auch gut, dass man sie auf diesem Wege Revue passieren lassen kann.
Dass dieses Album ein Klassiker geworden ist, liegt aber nicht nur an seinem zeitlosen Inhalt oder seiner recht melodisch ausgefallenen Hardcore-Abwandlung, sondern auch an dem einprägsamen Coverartwork. Irgendein Punkinteressierter, dem dieses Männchen noch nicht begegnet ist? Hätte mich auch gewundert. Von Jeff „Rat“ Atkinson erschaffen, basierend auf einer Karikatur von Sänger Milo Aukermans Schulkollegen Rodger Deuerlein, dürfte der Milo-Nerd zu den bekanntesten Band-Maskottchen überhaupt gehören und ziert auch die Cover vieler nachfolgender DESCENDENTS-Alben. Zwar ist der Milogenerator zur Erstellung eines personalisierten Milos mittlerweile wieder aus dem iTunes-Store verschwunden (warum bloß ... copyright anyone?), Abwandlungen gibt es dennoch reichlich – schließlich sind auch absolute Grobmotoriker dazu in der Lage, diese auf wenige Linien reduzierte Cartoonfigur mit gutem Ergebnis zu kopieren. Ein Markenzeichen mit hohem Wiedererkennungswert eben.
Ursprünglich ausschlaggebend für die Verwendung war – Überraschung – der Abgang ihres Sängers Richtung College, der DESCENDENTS-Schlagzeuger Bill Stevenson so nachhaltig beeindruckt hatte, dass er vorschlug, diesem Thema das ganze Album zu widmen. Der Collegebesuch hat sich für Milo Aukerman längst bezahlt gemacht. Er ist promovierter Biochemiker und forscht derzeit für den multinationalen Riesenkonzern DuPont im Bereich Pflanzen-DNA. Hm, hört sich verdächtig nach Gentechnik an ... Da bekommt der Text von „Suburban home“ („I want a be a clone / I want a suburban home“) gleich eine ganz andere Bedeutung. Bürgerlichkeit siegt? Aber mal ganz ehrlich, wie sieht’s bei dir inzwischen aus?