Was haben „Future Blues“ von CANNED HEAT, „One Nation Under A Groove“ von FUNKADELIC, „Fight for the Rock“ von SAVATAGE und „Conquest“ von URIAH HEEP mit „A New Kind Of Army“ gemeinsam? Sie alle parodieren das von Joe Rosenthal am 23. Februar 1945 auf der japanischen Insel Iwojima geschossene Kriegsfoto „Raising the Flag on Iwo Jima“. Und diese Beispiele sind sicherlich nicht die einzigen Abwandlungen des Bildes, denn nicht nur die US-Army hat dieses Foto zu Propagandazwecken ausgeschlachtet, etwa in Form des US Marine Corps War Memorials als allen seit 1775 gefallenen Angehörigen des United States Marine Corps gewidmetes Denkmal, es gehört zu den meistreproduzierten Bildern überhaupt. Gerade dieses Motiv auf ein Albumcover zu setzen, war also nicht unbedingt die ausgefallenste Idee auf Erden, sogar die Abwandlung des auf den Kopf gestellten Stars and Stripes-Banners hatte CANNED HEAT bereits 1970 in die Welt gesetzt.
Ein Blickfang ist die ANTI-FLAG-Variante mit vier Iro-Spikes-Trägern als Flaggenerrichter (oder -niederreißer?) aber dennoch, schön plakativ, einprägsam und mit unmissverständlicher Botschaft. Schon optisch wird klar: Hier schreitet jemand zur Tat, nahezu keine Spur mehr von den eingestreuten Blödeleien der ANTI-FLAG-Anfangstage. Das unterstreicht auch ein Blick auf die Trackliste, Titel wie „Tearing everyone down“, „A new kind of army“, „No apology“, „Free nation?“ oder „The consumer’s song“ sprechen für sich. Ja, gut, „This is NOT a CRASS song“ ist vielleicht nicht superpolitisch, aber hey, Sarkasmus ist schließlich auch irgendwie ein weltanschauliches Statement, oder? Auch sonst ist das Artwork gespickt von Anspielungen. Die CD ist mit dem Kopf des Bogens zur US-Einkommenssteuererklärung bedruckt, die Innenseite des Inlays zeigt ein mit der Zeile „Your tax dollars at work“ versehenes Foto eines toten Soldaten.
Verantwortlich für das grafische Designgesamtkonzept war der, wie ANTI-FLAG selbst, in Pittsburgh ansässige Larkin Werner. Support your local scene, konsequent, die Herren. Die Illustration auf dem Frontcover ist mit „Art Ed“ signiert, Wortspiel oder eine reale Person? Weiß man nicht so genau. Dem auf Bandcamp hochgeladenen Albumcover hat die Band jedenfalls noch die Erklärung „Anti-Flag does not mean Anti-American. Anti-Flag means anti-war. Anti-Flag means unity.“ hinzugefügt. Ganz so eindeutig ist die Botschaft der Illustration dann wohl doch nicht. Oder, szenekritisch formuliert: „You know he just can’t see, Oi! Oi! Oi! Oi!/ It’s up to you and me... Oi! Oi! Oi! Oi! / I don’t want to be, Oi! Oi! Oi! Oi! / Fighting, let’s stride for... / Some unity!!!“ Gemeinsam gegen Gewalt, Ignoranz, Intoleranz und ein von Korruption zerfressenes System.