Eine der feinsten Pop-Punk-Bands der Welt sind CHIXDIGGIT! aus dem kanadischen Calgary, die es mit bislang drei Alben - das Debüt auf SubPop, die beiden anderen auf Honest Don´s - ein ums andere Mal geschafft haben, Power-Pop-Tradition und Punkrock in Perfektion zu kombinieren. Dabei sind die Studioalben die eine Sache und die großartigen, mitreissenden Liveshows das andere. Nach eben einer solchen zogen wir uns mit Mike Eggermont - Bass und KJ Jansen - Vocals, Gitarre in den Backstageraum des Solinger "Cobra" zurück und unterhielten uns nach und mit dem einen oder anderen Bierchen noch etwas.
Hier der Mitschnitt.
Erste Frage an dich, KJ: Wie kommt´s, dass du in dieser Band bist und keine lockigen Haare hast?
KJ: Es ist ein genetischer Effekt, ich wurde ohne die Fähigkeit zur Lockenhaarbildung geboren. Sogar meine Sackhaare sind pfeilgerade.
Mike: Seine Sackhaare sehen so aus wie das, was Jon Bon Jovi auf dem Kopf hat.
Schreckliches Schicksal! Wie kommst du damit klar?
KJ: Ach, halb so schlimm, denn weisst du was? Die Frauen steh´n drauf.
Die Frauen steh´n drauf? Ist das der Hintergrund eures Bandnamens?
KJ: Nee, das ist nochmal ´ne ganz andere Geschiche.
Ihr habt heute das zweite Mal in Solingen gespielt. Wie war´s?
KJ: Klasse! Ich meine, es musste ja gut werden, nachdem wir beim letzten Mal im "Kotten" gespielt hatten und es unglaublich war. Damit konnte nur die Show in Madrid konkurrieren, wo wir im "El Sol" gespielt haben.
Madrid ist sowieso immer völlig verrückt, schon von den Drogen her.
Mike: Oh ja! Mir ist noch nie in meinem Leben so viel Kokain angeboten worden wie in Madrid.
KJ: Ich habe das Zeug noch nie in meinem Leben angerührt, ehrlich. Ich habe einfach zu viel Schiss davor. Aber Madrid war auch so schon hart genug: ich war nach dem Konzert bis am nächsten Tag mittags unterwegs und hatte danach meine Stimme verloren. Die Jungs in der Band haben mich dafür gehasst. Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich gegen elf Uhr morgens in einer Kneipe flippern wollte, was aber nicht ging, da ich die Kugel nicht sehen konnte: Die Glasscheibe war so mit Kokain eingestäubt...
Mike: Wir haben vor zwei Tagen in einem Juze gespielt. Da lag Backstage ein Spiegel auf dem Tisch, also bin ich erstmal in die Küche, habe mir Puderzucker geholt und fing an, mit meinem Messer kleine Häufchen zu machen - die sind ausgetickt, als die mich dabei gesehen haben, denn sie hatten vorher zigmal gesagt "No drugs, no drugs!". Ich frage mich natürlich, warum dann dieser Spiegel da herumlag. Und gleichzeitig zogen sich da vierzehnjährige Mädchen eine Kippe nach der anderen rein. Ich ging dann kurz auzs dem Raum, und als ich wiederkam lag der Spiegel blitzblank geputzt auf dem Tisch. Da hat sich jemand gewaltig in die Hosen geschissen.
Wie läuft diese Tour sonst so?
KJ: Ganz gut, wenn man mal davon absieht, dass man uns vor zehn Tagen das Equipment gestohlen hat. Es war in London, und alle Gitarren waren weg. Immerhin waren wir alle versichert. Ich hasse Schleichwerbung, aber ich war echt froh, dass ich diese Gitarre, die ich extra für die Tour gekauft habe, mit meiner Visa-Karte bezahlt hatte. Dadurch war die versichert, hehe.
Mike: Die Tour läuft echt gut, und es macht Spass mit unserem alten Freund und Tourmanager Mutti unterwegs zu sein. Der hat uns quasi in Kanada abgeholt. Er schlief zwei Wochen bei mir auf dem Sofa, wir waren campen...
KJ: ...und Mutti ging baden: Er hatte diese typisch deutsche Badehose dabei, diese knappen, engen "Speedos"! Wir haben uns bepisst vor lachen, denn in Kanada und den USA zieht kein Mensch sowas an, da trägt man Shorts zum Baden.
Mike: Und wir waren auch nicht alleine da, das muss ein großartiger Anblick gewesen sein: ich mit meinem Bauch, Mutti in seiner Mini-Badehose. Als wir ins Wasser gingen war das wie wenn man Spülmittel in einen Topf mit fettigen Speiseresten kippt: so wie sich das Fett zurückzieht, so wichen die ganzen Kinder vor uns zurück. Plötzlich waren nur noch wir im Wasser, hehe. Wir hatten schon Angst, dass jemand die Polizei ruft, von wegen Kinderschänder am Babystrand und so, hihi.
Ihr seid jetzt sechs Wochen in Europa unterwegs, davor waren´s fünf Wochen in Nordamerika. Was habt ihr da so gegessen?
KJ: Also es gibt da so eine Regel, dass du in Europa, mit Ausnahme von England, immer sehr gut behandelt wirst von den Clubs: da gibt´s fast immer "richtiges" Essen, das ist echt traumhaft für uns. In Spanien waren wir jeden Abend sehr gut essen, ebenso in Italien. In Kanada hingegen drückt man dir $10 in die Hand und das war´s. Wir haben es uns deshalb zur Regel gemacht, nie in Restaurantketten essen zu gehen, sondern nur in kleine Restaurants.
Auf der aktuellen CD gibt´s einen Videotrack, in dem man euch vor einem riesigen Publikum in einer großen Halle sieht. Ich wusste gar nicht, dass ihr so beliebt seid...
Mike: Äh, naja, da haben wir als Vorband von THE OFFSPRING gespielt. Ehrlich gesagt haben uns nicht viele Leute im Publikum gekannt.
Als kanadische Band, die einen sehr poppigen Sound macht, sehe ich euch in der Tradition von großartigen Power-Pop-Bands wie POINTED STICKS oder MODERNETTES. Wie steht ihr dazu?
KJ: Jetzt kann man das natürlich sagen, und jetzt kenne ich diese Bands auch, aber als wir anfingen, waren unsere Plattensammlungen nicht existent. Ich kannte, was im Radio lief, und dazu noch die paar Punkplatten meiner Schwester. Meine Familie kommt aus den Niederlanden, und 1978 hatten meine beiden Schwestern den Sommer in Holland verbracht und kamen mit einem ganzen Stapel Punkplatten zurück, die sie von unserem Cousin bekommen hatten, der damals Punk war. Da waren dann die RAMONES, die SEX PISTOLS, die STRANGLERS und all solche Klassiker dabei. Später kamen dann die BOOMTOWN RATS dazu, wobei "A Tonic For The Troops" heute eine meiner Lieblingsplatten ist.
Mike: Da ist es dann schon etwas komisch wenn man Reviews seiner eigenen Band zu lesen bekommt, in denen behauptet wird, wir seien ja ganz eindeutig von SCREECHING WEASEL beeinflusst.
KJ: "a, richtig, und dabei habe ich in meinem ganzen Leben noch nie SCREECHING WEASEL gehört.
Mike: Wir haben in Kanada mal mit einer Band gespielt, die ich richtig gut fand. Ich dachte mir schon, ich sollte mal Fat Mike anrufen, dass er sich die mal für sein Label anschaut, habe es dann aber nicht gemacht. Und ein Jahr später finde ich dann heraus, dass diese Band nur SCREECHING WEASEL-Songs gecovert hat...
Wie läuft´s denn derzeit für euch? Wisst ihr, wie viele Platten ihr verkauft?
Mike: Es läuft nicht schlecht, aber wie sich die Platte verkauft interessiert uns nicht. In zwei Jahren gibt´s dann mal eine Abrechnung und wir wissen´s, aber an sich ist uns das egal.
Wie seid ihr denn mit Honest Don´s bzw. Fat Mike in Kontakt gekommen?
KJ: Das war auf unserer ersten Tour, als wir mit PANSY DIVISION unterwegs waren. Man, that was fucking fun!
Aha, "fucking fun" mit PANSY DIVISION...
KJ: Äh, ja, wir waren wie deren kleine Brüder. Jedenfalls waren wir nach dieser Tour mit zwei Bands, von denen ich vorher noch nie was gehört hatte, zehn Tage in Kanada unterwegs: Die eine hiess STRUNG OUT, die andere LAG WAGON. Wir hatten noch nie von denen gehört, und dann stehen da doch echt vor der Halle in Quebec City zweitausend Kids und wollen rein. Wir spielen, die spielen, die Kids rasten aus und wir fragen uns, wer diese Bands, von denen wir noch nie gehört hatten, eigentlich sind. Fat Wreckords? Was ist das denn für ein Label? Die Bands gefielen uns, man freundete sich an, und Joey von LAG WAGON meinte, er werde Fat Mike mal von uns erzählen. Fat Mike? Wir hatten keine Ahnung, von wem der redet, das klang für uns beinahe bedrohlich, nach Mafia oder so. Jedenfalls unterschrieben wir so ungefähr zur gleichen Zeit bei SubPop, und unser Manager war der gleiche wie der von den SUPERSUCKERS, der uns mehr oder weniger dazu drängte, da zu unterschreiben. Unser Manager hatte uns freilich nicht erzählt, dass Fat Mike ihm auch ein Angebot geschickt hatte, was wir erst später herausfanden. Es wäre für uns sicher besser gewesen, gleich was mit Fat Mike zu machen, denn SubPop war, nun, eine gute Erfahrung. Wir wissen jetzt, wie man´s nicht macht...
Wie hat sich die SubPop-Platte denn verkauft?
KJ: Keine Ahnung, die sagen uns das nicht. Das ist eben SubPop, das ist das Business.
Mike: Wir können uns ungefähr vorstellen, wie die Platte bislang gelaufen ist, denn Geld würden wir erst nach ca. 60.000 Verkäufen sehen. Aber das bereitet uns kein großes Kopfzerbrechen: die haben Geld für uns ausgegeben, das wir mit den verkauften Platten zurückzahlen müssen, so ist das eben.
KJ: Wir wollten jedenfalls so schnell wie möglich wieder von SubPop weg, weil das so blöd lief mit denen, dass es keinen Spaß mehr machte in der Band zu sein. Wir tourten wie blöd, aber nichts bewegte sich - und unser Label hasste uns. Schliesslich schmiss uns SubPop raus und tat uns damit einen Gefallen. Wir wollten noch eine Tour spielen und dann eine Pause einlegen, doch auf dem Konzert in San Francisco tauchte die ganze Fat Wreck-Mannschaft auf, Fat Mike bot an, unsere nächste Platte zu veröffentlichen, und wir machten den Deal klar. Bisher haben wir den Schritt nicht bereut, denn es macht Spass, mit Fat Wreck bzw. Honest Don´s zu arbeiten. Wenn wir was wollen oder brauchen, rufen wir an, die geben ihr Okay und die Sache läuft. Für das aktuelle Album hatten wir Mike gebeten, uns einfach das Geld zu überweisen, wir würden alles selbst machen. Sie stellten keine Fragen, schickten das Geld und wir machten die Platte. Unglaublich, so arbeitet sonst kaum ein Label. Und entsprechend viel Spaß hatten wir dann auch bei der Produktion des Albums.
Wer hat denn die Zeichnungen für die beiden ersten Alben gemacht?
KJ: Die sind von einem Typen namens Tom Bagley aus Calgary. Er hat jetzt auch das Tour-Shirt gemacht und das Cover der 10" auf Munster.
Mike, du bist für eure Website www.chixdiggit.com zuständig. Wie siehst du die Rolle der Website für eine Band wie eure?
Mike: Ich denke, sie hilft nicht unbedingt dabei mehr Platten an Plattenläden zu verkaufen, aber jemand, der sich unser Album via Napster gezogen hat, kommt vielleicht über die Website auf den Geschmack, sich doch noch die richtige Platte zu besorgen. Wenn er dann in den Laden geht und die Platte dort bestellt, hilft uns das schliesslich doch noch weiter, denn falls der Verkäufer im Laden uns bislang nicht kannte, ist ihm unser Name jetzt zumindest mal aufgefallen und bei der nächsten Veröffentlichung stellt er vielleicht ein paar Platten ins Regal. Es ist ein sehr langsamer Prozess, aber er funktioniert.
KJ: Wir updaten die Seite auch ständig, sogar wenn wir unterwegs sind, und wir haben 200 - 300 Hits am Tag, was nicht schlecht ist. Wir haben ein Laptop dabei und eine Digitalkamera.
KJ, in deinen Texten taucht immer wieder das Thema Eltern auf. Was hat´s damit auf sich?
KJ: Ich komme gut mit meinen Eltern klar, aber sie sind ein einfaches Thema, um sie immer wieder textmäßig ins Spiel zu bringen.
Mike: Es gibt da aber auch eine Menge wunderbarer Geschichten. Etwa die: Wir gehen auf Tour und wollen gerade losfahren. Wir holen KJ immer zum Schluss ab...
KJ: Ich bin übrigens neulich zuhause ausgezogen.
Mike: Endlich, ja... Wir fahren also bei ihm vor, KJ schleppt seine Taschen und seinen Schlafsack zum Bandbus, seine Eltern stehen vor der Tür und als wir schon eingestiegen sind, kommt seine Mutter nochmal angelaufen und gibt uns eine Tüte Orangen. Wir bedanken uns höflich und sie gibt uns noch den Tip, dass derjenige, der neben dem Fahrer sitzt, diesem ja die Orange schälen könnte... Wir nicken gehorsam, und KJs Vater steht daneben und faucht die Mutter an, sie solle den Jungs einfach die verdammten Orangen geben, die könnten damit schon umgehen. Naja, und solche Geschichten gibt´s viele.
KJ: Tjaja, so sind sie. Wer meine Eltern mal getroffen hat, der versteht meine Texte.
Mike: Unsere Eltern sind untereinander auch gut befreundet, so dass an Weihnachten zusammen gefeiert wird - und wir versuchen uns dann natürlich so schnell wie möglich zu verdrücken, denn wenn deine Eltern besoffen sind, wird das schnell unerträglich.
Lebt ihr denn von der Band oder habt ihr noch Jobs?
KJ: Zu SubPop-Zeiten waren wir acht Monate im Jahr auf Tour, das war verrückt. Da blieb kaum Zeit für einen Job. Jetzt sind wir vielleicht fünf Monate unterwegs, ausserdem haben wir mittlerweile andere Ansprüche - ich etwa will nicht mehr mit acht anderen in einem Haus wohnen, sondern eine eigene Wohnung. Und so müssen wir arbeiten gehen. Ich arbeite für eine Internet-Firma, KJ für die Stadtverwaltung, Mark in einer Bäckerei und Dave ist Produzent. Praktisch jede Band in Calgary arbeitet mit ihm.
KJ: Noch was anderes zu haben als nur die Band, macht die Band an sich für uns selbst interessanter. Und wenn du eine Weile von zuhause weg bist, macht das den Job auch wieder erträglich.
Mike: Sowas wie die Normalität des Alltagslebens hat auf jeden Fall auch was für sich nach ein paar Monaten auf Tour.
Mike, du hast auf der Bühne eine Ansage auf Deutsch gemacht. Woher kannst du das so gut?
Mike (auf Deutsch): Ich habe das auf der Highschool gelernt, und später lebte ich eine ganze Weile in Nijmegen in Holland, da hatte ich viel Kontakt mit Deutschen. Deutsche konnte man immer auf 100 Meter erkennen, und wir brachten immer den Scherz, deutschen Radfahrern hinterherzurufen "Hey, gib mein Fahrrad zurück!", worauf die natürlich voll panisch wurden, hehe. Sehr geholfen hat auch Bill Cosby im deutschen Fernsehen, oder amerikanische Western in deutscher Synchronisation: "Halt, steck die Kanone weg! Sonst knallt´s!". Jetzt übe ich auf Tour mit unserem deutschen Fahrer.
KJ und Mike, ihr habt beide diese Holland-Connection. Ein Zufall?
KJ: Nein, so haben wir uns getroffen. Der erste Tag an der Highschool war für mich ein traumatisches Erlebnis. Das war 1986. Es war die erste Nachmittagsstunde, ich sitze in der Englischklasse, ich schaue mich nach netten Mädels um, drehe mich um - und sehe diesen Kerl da... Er kam gerade aus dem Urlaub, hatte so komische lilagepunktete Hosen an und ein rosa Golf-Shirt. Ich drehe mich also zu ihm und frage, ob er Deutscher sei. Er antwortet, er sei Holländer, ich sage, meine Eltern seien Holländer, und so wurden wir Freunde und unsere Eltern freundeten sich dann auch an. Witzigerweise wurde ich an diesem Tag direkt vor der Schule noch von einem Auto angefahren. Ein alter Mann hat mich mit dem Auto vom Fahrrad geholt.
Mike: So lernte ich KJ kennen, und KJ kannte Mark schon seit Jahren.
KJ: Mark und ich spielten zusammen Fußball, und er war dann später der Quotenheadbanger in unserer Nachbarschaft.
Habt ihr eine schöne Tour-Story auf Lager?
Mike: Wie wär´s mit einer, die mit Solingen zu tun hat? Als wir das letzte Mal hier in Solingen spielten war das am Abend vor unserem Rückflug. Wir haben uns abgehetzt, um nach dem Konzert noch duschen zu können und sind dann nach Frankfurt gefahren, das war eine üble Hetzerei. Mutti hat uns morgens um fünf am Flughafen abgesetzt, um sieben sollte der Flieger gehen. Ja, und dann stellten wir fest, dass der Flug um sieben Uhr abends geht... Also haben wir uns für die zehn Stunden für 300 Mark ein Hotelzimmer genommen am Flughafen.
KJ: Ich wollte dich umbringen, du hattest schliesslich die Tickets mit der Uhrzeit. Aber Mark und ich hatten ein paar schöne Stunden auf dem Flughafen: wir legten uns auf die Bänke und starrten den vorbeilaufenden Frauen auf die Beine. Das war nicht übel.
Wann wart ihr eigentlich das erste Mal in Europa?
KJ: Das war nicht mit der Band. Direkt nach der Highschool sind Mike und ich durch Europa gereist. Wir haben Verwandte in Holland besucht und verbrachten dann ein paar Tage in München, weil wir dachten, dass sei eine tolle Stadt, danach nach Frankreich und so weiter. Wir hatten so ´nen Eurail-Pass, und wisst ihr, was wir gemacht haben? Wir waren in zig Städten, in denen wir nur aus dem Zug ausgestiegen sind, um Postkarten zu kaufen.
Mike: So war das in Rom und in Venedig. Wir waren da nur ein paar Stunden, haben ein paar Fotos gemacht und Postkarten gekauft.
KJ: Zum Schluss sind wir dann noch nach Griechenland gefahren und haben uns besoffen. Von Athen haben wir nur die Dunstglocke gesehen, wir sind in Piräus geblieben und gleich weiter auf so ´ne Insel. Dort haben wir mit Deutschen ohne Ende Party gemacht. Ich meine, wir waren 17 und unser einziges Ziel war endlich mal zu ficken. Das war wie ein schlechter Film: Wo sind die Chicks? Im Museum? Lass uns ins Museum gehen. Aber shit, die Chicks dort sind schon über 30.
Mike: Aber letztendlich hat es geklappt. Wir sind nach Korfu gefahren und ich habe meine Unschuld verloren - an ein schwedisches Mädel namens Hanna.
KJ: Druck das bloß nicht ab!
Quatsch, niemals!
Mike: Es war gut...
KJ: Ja, und ich machte mit ihrer wunderschönen Schwester rum, aber es passierte nichts. Sie war ein Engel. Ich kann mich auch noch gut erinnern, dass wir auf der Insel Eos waren. Da gibt´s gar nichts ausser Kneipen. Also wir waren in dieser Kneipe, wir soffen die ganze Zeit, und es war eigentlich das erste Mal, dass ich richtig gesoffen habe, denn in Kanada darf man das erst ab 18. Jedenfalls haben die mich da wie eine Marionette von einer Kneipe zur anderen geschleppt, so besoffen war ich. In der einen Kneipe wollten die mich dann nicht mehr reinlassen, und da haben mich meine "Freunde" dann einfach an eine Wand gelehnt, wo ich geschlafen habe, während sie weitergesoffen haben. Als sie mich schliesslich weckten, dachte ich, jemand wolle mich ausrauben und habe wild um mich geschlagen - und Mike voll in die Fresse. Daraufhin haben wir uns erstmal gekloppt. Als ich dann am nächsten Tag im Hotelzimmer von Hanna so richtig aufwachte - sie hatte auf dem Fussboden geschlafen -, hatte ich die exakten Umrisse meines Körpers auf dem Bettlaken hinterlassen - mit Dreck und Blut. Ich bin dann in meinem Aufzug, blutig und mit zerrissenem T-Shirt, durch das Dorf gelaufen, suchte meine Freunde, aber alle waren weg, mein Gepäck auch, und auf dem Dach des Hauses, in dem wir vorher übernachtet hatten, flatterte meine Unterwäsche im Wind. Ich hatte zu dem Zeitpunkt wirklich meinen Pass und mein Geld verloren, und schliesslich traf ich die anderen: sie warteten im Hafen auf der Fähre und waren nicht gerade gut auf mich zu sprechen. Wir sind dann abgefahren, mir war natürlich speiübel, und so habe ich in das nächstbeste Rohr gekotzt, der festen Überzeugung, es sei ein Abflussrohr, das ins Meer führt. Tja, leider war es der Dunstabzug der Kombüse und ich habe dem Koch direkt auf den Herd gereiert. Zum Glück trafen wir dann auf dem Boot ein paar kanadische Krankenschwestern, die mich mit den nötigen Pillen versorgten. Aber es kommt noch besser: ich lief mit zerfetztem T-Shirt und mit Kotze, Dreck und Blut beschmiert übers Deck, als mich eine Frau anspricht, ob ich zufällig KJ heisse und aus Calgary komme. Ich war verblüfft und sage ja - und es stellte sich heraus, dass es meine Grundschullehrerin war... Echt, das ist alles wahr. Die Dame kannte natürlich meine Eltern. Wie ihr seht, wir kennen uns aus in Europa.
Was können wir 2001 von CHIXDIGGIT erwarten?
KJ: Wir werden mit den ATARIS in den Staaten auf Tour gehen, wir kommen wieder nach Europa, und natürlich gibt´s ein neues Album.
Danke, Jungs.
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