„Wird es draußen richtig kalt, kommen in die Stadt die BUSTERS bald!“ Mit Einsetzen der Kälte tourt die erfolgreichste deutsche Ska-Kapelle um Weihnachten/Neujahr stets durch die Republik. 1987 gegründet, 1988 erschien die erste Single, „No Respect“, 1989 mit „Ruder Than Rude“ die erste LP, heute ist nur noch Keyboarder Markus „Schramme“ Schrammhauser von der einstigen Originalbesetzung dabei. Dafür hat das zehn Mann starke Gute-Laune-Orchester mit Ritchie Alexander, den viele unter dem Namen Dr. Ring Ding kennen werden, nun neben Ron Marsman einen zweiten Herrn am Mikro. Grund genug mal wieder nach dieser und anderen Veränderungen zu fragen. Ritchie, Ron und Drummer Stefan Breuer gaben im Backstagebereich des Kreuzberger SO36 in der hier gewohnt entspannten Atmosphäre Auskunft.
Überraschenderweise ist euer Ensemble um Ritchie Alexander verstärkt worden. Wie kam es dazu?
Ritchie: Ich bin jetzt einfach als Teamplayer dabei, das hat auch nichts mit meiner Rolle als Dr. Ring Ding zu tun. Ich bin einfach ein weiteres Bandmitglied, das singt. Die BUSTERS hatten ja schon mal zwei Frontsänger, der letzte zweite Sänger ging dann vor vier Jahren, so dass Ron alleine sang. Ich stieß dann auf der letzten Tour als „Special Guest“ dazu, sang auch live schon zwei Songs mit. Wir kennen uns ja schon seit Jahrzehnten, da passte das ganz gut. Ich war froh, dass sie mich gefragt haben, und die waren froh, dass ich zugesagt habe.
Ron, wie ist das jetzt von der Rollenverteilung her? Vor allem bei den Live-Shows, da hat sich doch auch für dich viel verändert ...
Ron: Klar hat es sich verändert, aber zum Positiven. Ich meine, es ging auch allein, gar kein Problem, aber zu zweit hat man dann doch mehr Input. Der eine kann das, was der andere nicht kann, das mischt sich einfach gut und es ist auch in Summe entspannter.
Stefan: Vier Mandeln singen mehr als zwei ...
Auf eurer ersten LP „Ruder Than Rude“ wird diese „Stay rude!“-Attitüde betont und auch mit unappetitlichen Comics unterlegt. Ist diese heute überhaupt noch aktuell, sollte man mittlerweile nicht eher„Be nice!“ sagen?
Ron: „Be nice!“ wollen ja alle sein heutzutage.
Stefan: Ach, wir sehen ja auch nicht so böse aus, außer Ritchie, haha. Wir machen das ja alles nicht, was wir da schreiben. „Stay rude!“ war also ein Promo-Gag.
Ritchie: Ganz interessant ist, dass wir auf dieser Tournee viele Stücke vom ersten Album im Programm haben. Das war vorher nicht der Fall. Somit zeigen wir schon eine ganze Bandbreite. Aber klar ist auch, auf den ersten Platten ging es mehr um „Rudeness“, um Rude Boys und Rollerfahren, wir saufen die Nacht durch und feiern die ganze Zeit. Das war auf späteren Alben thematisch nicht mehr so vorherrschend. Es geht einfach darum, eine gute Stimmung zu erzeugen, und das ist in den Texten drin. Man feiert zusammen eben eine Party, und es geht uns um Verständnis und Menschlichkeit im allerweitesten Sinne.
Wie viele Songs spielt ihr live, wechseln die auch des Öfteren?
Ritchie: Um die dreißig. Auf Tour haben wir ein festes Programm fertig, da ist aber immer noch Platz für Spontanes. Im Sommer stehen die Festivals an und da wird es dann eine andere Setlist von uns geben.
Wie wichtig ist es euch noch, auf die Ursprünge der Musik hinzuweisen, auf Skinheads, Reggae und Ska?
Stefan: Im Prinzip machen wir Ska. Wir haben schon unsere Wurzeln dort, aber irgendwann wollten wir, dass man uns nicht als reine Ska-Band wahrnimmt, sondern als BUSTERS. Das ist den Leuten gegenüber auch ehrlich, weil wir nicht irgendeinen Sound kopieren, bestimmte „Oldschool“-Fans könnten über den ganzen Abend gesehen dann enttäuscht sein. Wir wissen aber natürlich, wo wir herkommen.
Skinheads sind ja generell inzwischen weniger im Publikum vertreten.
Ritchie: Das kann man so nicht sagen, es gibt schon noch aus allen Facetten, die es in der Szene gegeben hat, genug Repräsentanten auf unseren Gigs. Ob das jetzt diese „Spirit of 69“-Leute sind, die das Britische pflegen, dieses Jamaikanische oder das, was dann mit dem Punk 1977 herauskam, oder auch diese Third-Wave-Sache Mitte der Achtziger hat nach wie vor Fans. Und bei uns finden die dann genügend Stücke, die ihre Vorlieben bedienen. Es wachsen Generationen nach, aber wir sehen immer wieder Leute von Mitte dreißig bis Mitte fünfzig, die eben schon vor 25 Jahren im Jugendzentrum in der ersten Reihe standen. Die bringen jetzt ihre Kinder mit ...
Ein angenehmer Nebeneffekt dieser von Farbigen erfundenen Musik ist natürlich wohl auch, dass man von euch keine politischen Statements mehr erwartet. Eure Position ist ohnehin klar.
Stefan: Wir haben „Ska against racism“ gegründet, das ist unser Slogan, das sind unsere T-Shirts. Wir selbst sind das Statement, das, was wir auf der Bühne machen, ist das Statement.
Ritchie: Es gibt aber auch einige Texte, in denen explizit dazu Stellung bezogen wird, das ist, was ich vorhin schon mit Menschlichkeit meinte. So ein Stück, in dem es zum Beispiel darum geht, gut miteinander auszukommen und nicht zu streiten, wäre „Stompede“. Wir wollen eine Party haben und es gibt keinen Grund, sich zu streiten und Schlägereien anzuzetteln, es geht um gute Laune. Auch unsere Erfahrungen im Ausland spielen da mit rein. Jetzt waren wir vor kurzem in Venezuela und das schlägt sich danach in der Musik und in den Texten nieder. Es ist auch klar, wenn man sich woanders auf der Welt willkommen fühlt, dass man auch die Welt bei sich willkommen heißt.
Eure Platten haben einen ziemlich professionellen, wiedererkennbaren Sound. Ist es eine wiederkehrende Tonlage, der poppige Swing, wiederholt man so einen Sound bewusst?
Stefan: Wir spielen eben so gut es geht ...
Aber ist das alles?
Stefan: Das soll jetzt nicht arrogant klingen, aber die Band besteht aus Profimusikern und wir nehmen in professionellen Studios auf, zumeist im Trick Studio, wo wir bestens bedient werden.
Mir fiel nur auf, dass es von Beginn an sehr sauber und poppig klang ...
Ritchie: Das ist natürlich auch eine Stilfrage. Die Band war ja nicht von Anfang an punkig. Die Wurzeln liegen schon im britischen 2Tone und in diesen Third-Wave-Sachen. Es gibt zwar Punk-Elemente und schrille Gitarren, aber es ist eher eine Stilfrage, dass es dann am Ende sauberer klingt – und wenn es dann auch noch vernünftig aufgenommen wird und nicht beim Onkel in der alten Garage mit einem Vierspurkassettenrekorder, dann liegt es auch schon an der Technik, dass das Produkt im Endeffekt so klingt.
Ihr habt jetzt 13 Studioalben draußen sowie drei Live-Scheiben. Um mit den RAMONES gleichzuziehen, benötigt ihr noch ein Coveralbum. Fühlt man sich trotzdem noch in einer Art Bringschuld?
Stefan: Die BUSTERS sind wie eine Kuh. Wenn die nicht regelmäßig gemolken wird, dann geht’s der nicht gut.
Ritchie: Es wurden auch schon neue Aufnahmen gemacht, spätestens im Herbst dürfte es wirklich so weit sein mit dem neuen Album.
Ron: Wenn man mit einer Bringschuld arbeiten müsste, das wäre ja eher hinderlich.
Bei Sportmannschaften ist es ja so, dass es diese Grüppchenbildung gibt, der kann mit dem besser als mit dem und so weiter. Wie ist das bei euch?
Ron: Warum soll das bei uns anders sein? Jedes neue Aufstehen am nächsten Morgen bringt ja oft schon wieder neue Konstellationen, es ändert sich auch. Aber für so eine große Gruppe verstehen wir uns alle wirklich gut.
Ritchie: Ich bin ja nun recht neu dabei, aber so eine positive Banddynamik habe ich noch bei keiner anderen Band erlebt. Hier hat jeder gleich viel zu sagen oder kann sich, wenn er will, auch raushalten. Live trägt jeder seinen Teil dazu bei, dass das Team mit voller Kraft nach vorne geht.
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