BREAK THE SILENCE

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Windy City Rawk

Im Frühjahr 2005 eröffnete Hopeless Records aus Van Nuys, Kalifornien, ein Deutschlandbüro in Berlin. Im Zuge dessen wurden gleich mehrere Platten aus dem sehr guten und vielseitigen Label-Programm hierzulande neu herausgebracht, beispielsweise die ersten beiden Alben von THRICE und AVENGED SEVENFOLD sowie unter anderem Alben von AMBER PACIFIC, die AGAINST ALL AUTHORITY/COMMON RIDER-Split und das Debütalbum der Chicagoer BREAK THE SILENCE. Selbiges hört auf den Namen „Near Life Experience“ und ist eines der feinsten Punkrock-Hardcore-Alben, die mir in letzter Zeit unter gekommen sind.

Eigentlich ist es unnötiges Namedropping, zu sagen, dass hier Ex-88 FINGER LOUIE- und mittlerweile auch Ex-RISE AGAINST-Gitarrist Dan Precision mitspielt. Denn auf den Ruhm ihres Gitarristen braucht sich die fünfköpfige Band nicht zu stützen, dafür ist ihr Album viel zu energisch, viel zu eigenständig und, kurz gesagt, einfach viel zu gut. In 14 Songs bietet das Quintett ein begeisterndes Wechselspiel aus Punkrock, Hardcore, Melodien und Melancholie. Sicher, BREAK THE SILENCE kann man problemlos mit RISE AGAINST vergleichen. Mehr als eine grobe Vorstellung davon, wie BREAK THE SILENCE klingen, bekommt man dadurch aber nicht. „Near Life Experience“ strotzt vor tollen Melodiebögen, deren gesungene Passagen ein ums andere Mal in geschrieenen Strophen aufgelöst werden.
„Wir sind das erste Mal in Europa und bis auf ein paar Shows, die in letzter Minute abgesagt wurden, läuft es richtig gut“, erzählt BREAK THE SILENCE-Bassist Josh. Es ist einer der ersten kalten Herbstabende im frühen Oktober, wir sitzen im Berliner Tiki Heart-Cafe und es sind nur noch wenige Stunden, bis BREAK THE SILENCE im benachbarten Wild At Heart eine tolle Show spielen werden, bei der sich bestätigt, dass sie eine Band sind, von der man noch eine Menge erwarten kann. Nicht nur, dass bei ihrer abendlichen Berliner Show das WAH ordentlich gefüllt war, Sänger Dan Wintercorn wurde auch textsicher von großen Teilen des Publikums begleitet und entsprechend gefeiert.
„Jedes Mitglied von BREAK THE SILENCE hat einen anderen Hintergrund, persönlich, wie auch musikalisch“, schaltet sich BTS-Gitarrist Brian in das Gespräch ein. „Die Band ermöglicht es uns, diese Hintergründe und Einflüsse auf einen Nenner zu bringen, wodurch wir einen vielfältigen Sound spielen, der Punkrock, Hardcore und Metal vereint. Weiterhin haben wir den Anspruch, dass BREAK THE SILENCE eine Band ist, die sich nicht dadurch ein Bein stellt, dass sie sich einer Idee verschließt. Auch wenn sie dazu führt, dass ein Song gerade nicht mehr in die Punkrock- oder Hardcore-Schublade passt“, fährt der bärtige Gitarrist fort. Hört man sich „Near Life Experience“ an, so bemerkt man ziemlich schnell, dass sich das Album auf einer persönlichen Ebene abspielt. Sprich, dass neben den musikalischen Finessen der Platte auch die Texte extrem wichtig sind, um das Album zu verstehen und einen Bezug zu ihm und zu BREAK THE SILENCE insgesamt aufzubauen.
„Das ist richtig. Unsere Texte machen einen ganz entscheidenden Teil der Band aus. Sie liegen uns allen sehr am Herzen und Dan schreibt sie nicht bloß, um einen Song, für den die Musik geschrieben ist, zu vollenden. Manchmal versetzt er sich in andere Leute und versucht einen Song darüber zu schreiben, wie sie sich in einer ganz bestimmten Situation gefühlt haben. Er beleuchtet einen Sachverhalt also aus anderen Augen. Oftmals erarbeitet er aber auch einen Text über eine Situation, die er erlebt hat und versucht seine Gefühle in Worten zu beschreiben. Ich denke, dass aus dieser Art des Schreibens sehr viele verschiedene Songs resultieren können. Mal sprechen wir über alltägliche Dinge, mal schwingt dabei aber auch ein politischer oder sozialer Unterton mit. Je nachdem, wie Dan eine Situation wahr genommen hat. Dabei geht es aber nie darum, dass wir eine bestimmte Agenda haben oder versuchen, den Leuten unsere Meinung aufzuzwingen“, erzählt Brian.
Mittlerweile haben die Chicagoer ihre erste Europatour vollendet und Hals über Kopf steckt das Quintett schon in der Arbeit für seine neue Platte, die man in Europa 2006 erwarten darf. „Haha, wir sollten eine Band sein, die auf Tour schreibt. Aber das schaffen wir zeitlich einfach nicht“ lacht Josh. „Nichtsdestotrotz haben wir das Songwriting längst in Angriff genommen. ‚Near Life Experience‘ erschien in den USA bereits 2004, so dass die Platte so gesehen nicht brandneu ist. Seit dem Release haben wir schon einige Songideen zusammen getragen und hoffen, dass wir es schaffen, 2006 ein neues Album heraus zu bringen. Musikalisch werden wir versuchen, die atmosphärischen Parts, die du schon auf ‚Near Life Experience‘ findest, zu vertiefen. Wir werden also versuchen, das Wechselspiel aus Harmonie und Härte noch zu verbessern, um so dem neuen Album Leben einzuhauchen“, setzt Brian den Gedanken seines Bassisten fort. Eine Sekunde später beteuert selbiger, dass man sich, sobald man wieder in Chicago sei, sofort um die Fertigstellung der Songs kümmern werde, die man neben diversen Nebenjobs schaffen will. Sicher, auf das neue BREAK THE SILENCE-Album darf man sich freuen, denn „Near Life Experience“ ist ein klasse Album, auf dessen Nachfolger ich sehr gespannt bin. Vorerst sollte man aber das aktuelle BREAK THE SILENCE-Release genießen, denn „Near Life Experience“ ist eine der besten Punkrock-Platten des Jahres!