BOLD

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Nach Jahren der Umnachtung scheint New York in Sachen Hardcore langsam wieder zu sich zu kommen. Dafür verantwortlich sind vornehmlich Bands älteren Semesters wie YOUTH OF TODAY, KILLING TIME oder UNDERDOG, die sich im Laufe der letzten Jahre alle reformiert haben. So verwundert es auch nicht, dass sich in diese illustre Bandliste seit April diesen Jahres auch BOLD einreiht. Anfang August sollte im legendären Pyramid Club zusammen mit VISION, TRIPLE THREAT und INHUMAN der Grundstein für das bevorstehende Comeback gelegt werden. Außer ein paar Schaulustigen und einer Handvoll Die-hard-Fans schien die Nachmittagsshow an einem äußerst heißen New Yorker Sommertag aber niemanden wirklich aus dem Schatten zu locken. BOLD jedenfalls ließen sich davon nicht aus der Ruhe bringen und boten eine exzellente Show. Die Existenzfrage sollte Sänger Matt Warnke und Gitarrist Tom Capone aber trotzdem gestellt werden dürfen.

Wann hattet ihr die Idee, euch wieder zusammenzutun?

Tom: „Matt hatte diese Idee seit einigen Jahren. Damals hatte ich noch mit anderen Bands zu tun, so dass es leider nicht funktionierte. Als Revelation dann vorschlug, eine CD mit sämtlichem Material zu veröffentlichen, fing ich an, die alten Platten zu hören und hatte plötzlich Lust, diese Songs zu spielen. Matt war ebenso begeistert wie Bassist Tim Brooks. Einzig Drew Thomas konnten wir nicht überreden, da er mit seiner neuen Band WALKING CONCERT derzeit viel unterwegs ist, so dass stattdessen jetzt Vinny Panza, mit 23 Jahren der Jüngste der Band, an den Drums sitzt. Dazu kommt dann noch John Porcelly von YOUTH OF TODAY und SHELTER, der schon auf unserer letzten Tour 1989 die zweite Gitarre übernommen hatte und der heute erstmals wieder mit uns auf der Bühne stand.“

Das war heute erst eure dritte Show. Was gibt es für Pläne für die Zukunft?

Matt: „Obwohl es BOLD erst seit April diesen Jahres wieder gibt, haben wir uns einiges vorgenommen. Wir wollen so viele Shows wie möglich spielen, etwa das Posi Numbers Festival und das Hellfest. Im Herbst werden wir dann ins Studio gehen, um unsere neuen Songs einzuspielen.“

Tom: „Mal sehen, vielleicht werden wir auch wieder mit Revelation zusammenarbeiten. Noch ist aber nichts entschieden.“

Ist auch ein Abstecher nach Europa im Gespräch?

Tom: „Wir hatten bereits Angebote für Dezember vorliegen, ja. Das wird aber alles zu knapp und so wird es dann wohl erst im Frühling nächsten Jahres was werden. Wir ärgern uns immer noch, dass es 1989 nicht geklappt hat und wollen das schnellstmöglich nachholen.“
In letzter Zeit hat es eine Reihe von HC-Bands der zweiten Generation gegeben, die sich aus dem Nichts wieder zusammengeschlossen haben.

Habt ihr dafür eine Erklärung?

Matt: „Es ist schon komisch zu sehen, wie die ganzen Bands plötzlich zusammenfinden. Ich glaube aber nicht, dass es einen gemeinsamen Grund dafür gibt. Es ist wahrscheinlich eher so wie bei uns, dass die Leute schon lange das Gefühl vermisst haben, auf der Bühne zu stehen und Musik zu machen. Wir sehen das Ganze als Chance, die wir nutzen wollen. Der Spirit ist auf jeden Fall derselbe wie damals. Es hat in all den Jahren immer Kids gegeben, die uns dazu animierten aufzutreten, die uns unbedingt live sehen wollten. Wir spielen keine Reunionshows und lösen uns dann auf, sondern sind wieder da, um weiter zu machen.“
Tom: „Jede Band wird ihre eigenen Gründe für eine Reunion haben. Wir als Band springen hier auf keinen Zug. Alles erfolgt aus purem Interesse an der Musik und natürlich soll der Spaß auch nicht zu kurz kommen. Geld interessiert uns dabei weniger. Zur Zeit besteht ein hohes Interesse an Hardcore, vergleichbar vielleicht mit der Wiederentdeckung von Punk an sich. Ich sehe das als eine Art Kreislauf, und es besteht mal mehr, mal weniger Nachfrage.“

Als ihr mit BOLD oder CRIPPLED YOUTH, der Band, aus der BOLD hervorging, anfingt, wart ihr Teenager. Wo seht ihr die größten Veränderungen in der Musik über die Jahre hinweg?

Matt: „Heutzutage gibt es fließende Grenzen zwischen Metal, HC oder Punk. Manches ist nicht mehr einer bestimmten Richtung zuzuordnen. Ständig ist man mit neuen Subgenres konfrontiert. Was die Musikrichtungen aber gemeinsam haben, ist, dass sie allesamt laut und aggressiv sind. Für mich persönlich steht in diesem Zusammenhang immer noch die Message im Vordergrund, die rüberkommen soll. In unserem Fall ist die auch immer noch positiv.“

Tom: „Nach 1989 verlor ich langsam das Interesse an der Musik. Grund war zum einen der aufkommende Metaleinfluss, zum anderen wurde die HC-Szene immer aggressiver, ja gewalttätig. Mir scheint, dass viele Kids im Vergleich zu uns und der Szene in den 80ern sehr kritisch und elitär sind. Von diesem Puristendenken sind wir selber auch betroffen, was lächerlich ist, da wir schon so lange dabei sind und in Bands wie YOUTH OF TODAY, QUICKSAND, ONE SIDE OF WAR oder RUNNING LIKE THIEVES gespielt haben. Aber wer nicht Straight Edge ist, ist außen vor. Früher gab es einen Zusammenschluss zwischen den Straight Edge-Kids und der Punk/HC-Szene.“

Wie sieht es denn generell in New York aus, gibt es so etwas wie eine Szene überhaupt noch?

Tom: „Auch wenn heute nicht so viele Kids kamen: Unsere ersten zwei Shows waren beide sehr gut besucht. Und im Moment passiert wieder sehr viel in NYC. Bands wie UNDERDOG und KILLING TIME spielen wieder, dazu kommt noch eine Handvoll neuer Bands. Ich wage mal die Prognose, dass es hier in ungefähr einem Jahr wieder eine florierende HC-Community geben wird.“