BLOODIEST

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Keine Frage des Überlebens, sondern ein Austausch von Ideen

Es hat den Anschein, als wäre die Stadt Chicago nicht mehr von den Namen Sanford Parker und Bruce Lamont zu trennen. Neben ihren Hauptprojekten MINSK und YAKUZA tritt der eine immer wieder als Produzent und der andere als Saxophonist und Sänger in Erscheinung. Neben dem gemeinsamen Projekt CIRCLE OF ANIMALS gibt es diverse Nebenprojekte, mit denen die beiden Musiker immer wieder von sich reden machen. BLOODIEST ist nun ein neues Projekt von Bruce Lamont, bei dem er eines von neun Mitgliedern ist, die von Dark-Ambient-Folk bis hin zur Mischung von Industrial und Metal eine Heavyness im Sound erschaffen. Für die Produktion des Debütalbums „Descent“ ist natürlich Sanford Parker verantwortlich, während Bruce Lamont den Gesang übernimmt. Mit ihm sprach ich am Telefon über das neue Projekt.

Kannst du bitte BLOODIEST vorstellen?

Los ging es im Jahr 2008 mit den beiden Gründungsmitgliedern sowie Gitarrist Tony Lazzara von der Band FOLLOWS und Eric Chaleff, FOLLOWS/STERLING. Sie schrieben Songs, die dieselbe Dynamik wie die jetzigen hatten, aber einige Löcher aufwiesen, die sie füllen wollten. Somit fragten sie ihren Freund Cayce Key, der bei 90 DAY MEN Schlagzeug spielt, Steve Art von STERLING und den Bassisten Craig Ackermann. Mit der Zeit kamen noch weitere Musiker dazu: Es gib mit Nandini Khaund, eine Pianistin, die alle Keyboardparts auf der Platte geschrieben hat, einen zweiten Bassisten, Ben Clarke, der einige der Bassparts übernimmt und Sean Patrick Riley, der dritte Gitarrist, der ebenfalls ein paar Songteile geschrieben hat, während ich für die Lyrics verantwortlich bin.

Bei CIRCLE OF ANIMALS hast du dich gemeinsam mit Sanford Parker an Industrial und dem frühen EBM orientiert. Steht BLOODIEST nun für eine Hommage an die frühen NEUROSIS- oder ISIS-Platten?

Nein, wir hatten keine dieser Bands im Kopf, als wir die Musik kreiert haben. Als wir mit dem Songwriting begannen, hatten wir eher alte Independent-Rock-Bands aus Chicago wie U.S. MAPLE im Kopf, deren Songs eine gewisse Heavyness auszeichnet, aber die keinen Metal spielten. Das passt eher zu uns, denn wir sehen uns nicht als Metal-Band. Aber dafür halte ich auch NEUROSIS nicht, wobei es einige Leute tun.

Nun ist BLOODIEST wieder ein Projekt aus Chicago.

Ja, in Chicago gibt es seit längerem eine eigene Musikszene, die sich zum Beispiel in den Neunziger Jahren durch den Independent-Rock ausgedrückt hat. Das geschah aus Trotz, gehörte aber dennoch zu der städtischen Musikszene und wir versuchen auch daran teilzunehmen. Es passiert hier eine Menge und es ist meistens etwas Besonderes.

Du scheinst nicht mal Halt vor deiner eigentlichen Band YAKUZA zu machen. Am Ende des Songs „Dead inside“ gibt es diesen elektronischen Part, der klingt, als würdest du Saxophon bei deinem Hauptprojekt spielen ...

Es ist kein Saxophon, sondern ein Gitarren- und Gesangseffekt, der zu diesem Part führt.

Ist es eine Hommage an YAKUZA?

Hahaha ... eine Hommage an YAKUZA? Klar, ich liebe die Typen! Natürlich kann ich diesen Einfluss nicht abstellen, denn ich bin schließlich in dieser Band. Aber nein, der Part wird von Eric Chaleff gespielt, der ein Fan von uns ist.

Auf „Descent“ höre ich immer wieder eher düstere Texte heraus, wie im Song „Slave rule“. Gibt es ein inhaltliches Konzept auf dem Album?

Ja, der Song ist Teil einer Science-Fiction-Geschichte und handelt vom klassischen Kampf Gut gegen Böse. Auf der einen Seite gibt es die in Harmonie lebende Stadt, die von der schwarzen Horde der dunklen Seite angegriffen wird. Es gibt natürlich einen Helden, der zum Krieger wird und am Ende gegen das Böse kämpfen muss. Das Konzept besteht dabei aus vier Songs, wobei „Dead inside“ nicht dazuzählt. „Slave rule“ handelt dann von der Übernahme der Stadt durch das Böse. Die Wachen sind überall und die Bewohner werden versklavt und in Camps verfrachtet. Die klassische Kriegsgeschichte, aber es gibt auch eine mentale Ebene, die ins Psychedelische geht ... die muss jeder für sich finden.

Als ich herausgefunden habe, dass du bei BLOODIEST mitspielst und Sanford Parker das Album produziert, habe ich mich gefragt, ob solche „Multi-Projekte“ der neue Weg sind, um mit oder von Musik zu überleben.

Das kann sein. In Chicago passiert es oft, dass verschiedene Musiker unterschiedliche Projekte haben, was aber nicht forciert wird. Aber es ist weniger eine Sache, um im Business zu bleiben, sondern es geht um Kooperationen und das Teilen von Ideen. Ich persönlich habe bei meiner Musik keine Verkaufserwartung, ich mache sie nicht, um reich oder berühmt zu werden, denn es ist keine Frage des Überlebens, sondern ein Austausch von Ideen.

Gibt es eine Chance, dass BLOODIEST demnächst nach Europa kommen?

Hoffentlich irgendwann. Wir wollen sehr gerne, aber wir haben erst mal ein paar Shows in Amerika zu planen, was bei sieben festen Mitgliedern und deren Zeitmanagement aber eine schwierige Sache wird.