BLOODATTACK

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Beast Enough To Stand This Hate

Mitte/Ende der 90er Jahre hatte die Koblenzer/Neuwieder Hardcore-Szene eine weitere Hochsaison zu verzeichnen. Bands wie GOMORRHA, CREUTZFELDT, RISE ANEW und BLESS II EXCUSE schossen wie Pilze aus dem Boden und waren ein wichtiger Teil einer damals großen, aktiven Szene. Keine der genannten Bands existiert inzwischen mehr, aber einige ihrer Mitglieder haben sich 2003 zusammengetan, um BLOODATTACK zu gründen. Im letzten Jahr hat die Band nach einer MCD ihr Debütalbum „Beast Enough To Stand This Hate“ auf All Life Ends Records veröffentlicht. Der Sound ist metallisch, die Attitüde und Ursprünge im Punk/Hardcore verwurzelt. Dies ist in dem Genre leider nicht mehr selbstverständlich und Roger Mirets gerne zitierten Worte, „Never trust a hardcore kid that has not listened to punk“, sind aktueller denn je. Diese rheinländische Allstar-Band gehört nicht nur in dieser Hinsicht zu den Guten, denn auch wenn sie musikalisch nicht besonders innovativ ist, gehört sie definitiv live und auf CD zu den besseren Bands ihrer Art.

Die Band existiert inzwischen seit über sechs Jahren. Ihr steckt sehr viel Zeit, Arbeit, Geld und Herzblut in die Band. Was gibt euch den Antrieb, dies so konsequent und ohne Burnout-Erscheinungen entsprechend kontinuierlich durchzuführen?

Unser Sänger Daniel hat es tatsächlich bewältigt, die hyperaktiv gespickten Begleiterscheinungen seines hochgradigen ADS-Syndroms in seine Band statt in seine XBox zu investieren. Somit verbringt er viel Zeit damit, Leute online zu belästigen oder Konzerte zu organisieren. Unser Gitarrist Ralph ist ein echtes Naturtalent im „Songs aus dem Ärmel schütteln“, womit unsere Kontinuität bereits erklärt wäre. Es ist natürlich so, dass man als Band im Hardcore-Bereich Herzblut aufwenden muss, da der D.I.Y.-Gedanke im Vordergrund steht und D.I.Y. heißt eben viel Zeit, Arbeit und manchmal auch Geld in die Sache zu investieren. Wir haben immer in Bands gespielt und kennen das beinahe nicht anders. Außerdem finden wir nicht, dass sechs Jahre eine lange Zeit sind. Unsere Band ist für uns eben das, was für den CDU-Aktivbürger sein akribisch bepflanzter Schrebergarten ist – eben eine Sache, für die es sich in unseren Augen lohnt zu ackern, weil es Spaß macht und unser Ding ist.

In den letzten zehn Jahren hat sich die „Metalcore“-Szene außerordentlich vergrößert. Inzwischen gibt es so viele qualitativ hochwertige Bands, so dass es gewiss schwierig ist, sich in dem Genre durchzusetzen beziehungsweise sich Gehör zu verschaffen. Wie habt ihr das bisher mit BLOODATTACK erlebt?

Wir haben zigtausendmal zu hören bekommen haben, dass wir das Rad nicht neu erfinden, dass wir uns anhören wie irgendwelche anderen Bands, dass unseren Riffs noch dieses und jenes fehlt und vieles mehr. Allerdings ist uns das im Endeffekt egal, da wir die Musik machen, die uns gefällt und die eben nicht dem Oberstufenbengel von nebenan mit nach vorne gekämmten Haaren, Stretchhose und 50 Euro teurem BRING ME THE HORIZON-Shirt gefallen muss. Diese Personen meinen zu oft, sie könnten sich ein Urteil über uns erlauben, obwohl sie selbst nichts für die Szene machen – außer in Onlineforen zu hetzen oder in der nächstbesten Disco ihr Taschengeld zu versaufen und dort ihren hippen Style lieber mit Gleichgesinnten messen, anstatt auch mal auf ein D.I.Y.-Konzert zu gehen. Es gibt wirklich Bands wie Sand am Meer. Allerdings haben wir in den sechs Jahren bisher schon sehr viele Bands erlebt, die zunächst ziemlich angesagt gewesen sind, aber nachdem sie bemerkt haben, wie anstrengend und zeitaufwendig eine Band sein kann, die Flinte ins Korn geschmissen haben. Zudem erlebt man immer wieder solch bunt zusammengewürfelte Haufen, dass man nicht Nostradamus heißen muss, um zu prophezeien, dass diese es auch nicht lange machen werden. Bei uns steht neben der Freundschaft eben auch der Hardcore-Gedanke im Vordergrund, der eine Band langfristig erhalten kann. Wie man mit gesundem Menschenverstand aus anderen Gründen eine Band gründen kann, ist uns bis heute wirklich schleierhaft.

Die „Metalcore“-Szene ist sehr vielfältig bezüglich der Inhalte und verschiedenen Stile. Ein Kritikpunkt besteht darin, dass viele Bands den Bezug zur Punk/Hardcore-Szene eben nicht besitzen und mit deren Inhalten wenig zu tun haben. Dies zeigt sich zum Teil in dem Anspruch, möglichst schnell kommerzielle Erfolge zu erzielen, oder auch in den Inhalten der Texte, die mehr einen Metal- oder „Dorfjugend“-Background haben. Wie seht ihr das?

Stimmt absolut. Man lernt oft Bands kennen, welche über radioaktiv verseuchte Totengräber, abgestorbene Katzengedärme und mutierte Mumienpenisse und so etwas singen, was sie ja auch gerne tun können. Allerdings dachten wir bisher immer, dies sei Ironie oder im Hardcore-Bereich einfach nicht möglich. Denn schließlich kollidiert dies mit dem eigentlichen Gedanken. Fühlt man diesen Personen auf den Zahn, kommt ganz schnell zum Vorschein, dass die von BLACK FLAG oder SFA noch nie etwas gehört haben und standfest behaupten, SLAYER sei die erste Hardcore-Band gewesen. Dies sind dann eben echte Metal-Bands, welche die Sache wegen der Musik machen und nicht wegen allem, was im Hardcore-Bereich noch zählt. Wir hören auch gerne solche Bands, da sie oft sehr gute Songs schreiben, allerdings zählen wir uns nicht zu diesen.

Gelegentlich spielt ihr mit Bollo-Bands zusammen. Inwiefern prallen eure Attitüde mit denen von im Windmühlenstil tanzenden, aus Überzeugung Trainingshosen und Goldkettchen tragenden Hohlfrüchten im Publikum oder im Backstageraum aufeinander?

Bisher war alles absolut entspannt, alle waren nett und die Gigs waren durchweg gut. Allerdings haben wir bisher nie mit Bands zusammengespielt, die Gewalt auf Konzerten verherrlichen; das muss auch nicht sein. Aussehen darf jeder wie er will, doch sollte ernsthafte Gewalt auf Konzerten vermieden werden.

Was habt ihr für die nächste Zeit geplant?

Wir werden ins Studio gehen, unsere neue Platte aufnehmen, BLOODATTACK-Shirts, -Hosen und -Strapse rausbringen, Konzerte spielen- was das Zeug hält, und eine BLOODATTACK-Partei für den nächsten Wahlkampf gründen. Diese wird sich vehement dafür einsetzen, dass Personen wie Christoph Parkinson endlich von diesem Erdball verbannt werden, um auf Melmac diverse Sklavenarbeiten für Gordon S. zu verrichten. Stay brutal, BLOODATTACK!