BLACK CROWN INITIATE

Foto© by Tyler Katsigiannis

Der Performer

Mit „Violent Portraits Of Doomed Escape“ gehen die Amerikaner BLACK CROWN INITIATE einen weiteren Schritt in Richtung Eigenständigkeit. Keine Band im Progressive Death Metal klingt wie das Quintett. Wir sprechen mit Sänger James Dorton über die lange Pause vor dem Album und seine Rolle im Bandgefüge.

Es hat dieses Mal vier Jahre gedauert, bis ein neues Album von euch erscheint. Was ist der Grund dafür?

Die Band brauchte mal eine Pause. Wir waren sehr lange Zeit auf Tour, es gab Spannungen innerhalb der Band durch all die Reiserei. Darunter hatten ebenfalls einige Beziehungen zu Hause gelitten wie auch die Finanzen. Wir hatten einfach alles in die Band gesteckt. Niemand von uns hat das für das Geld gemacht. Wir kamen also nach Hause und dort warteten viele unbezahlte Rechnungen auf uns. Es gab sogar eine kurze Periode, in der nicht klar war, ob es mit der Band überhaupt weitergehen würde. Doch als uns klar wurde, wie viel Zeit und Anstrengungen bereits in die Band geflossen sind, haben wir diesen Gedanken aber wieder verworfen.

Kannst du dich an den Zeitpunkt erinnern, an dem es wieder so richtig losging?
Das war wahrscheinlich vor genau zwei Jahren. Aber ich muss sagen, dass mein Zeitgefühl unter dem vielen Touren etwas gelitten hat. Ich glaube aber, dass es zwei Jahre her ist. Da haben wir langsam wieder angefangen, einzelne Gigs zu spielen und uns danach an das neue Album zu setzen.

Was war dein Input für das neue Album? Wenn ich das richtig verstanden habe, warst du bisher ausschließlich als Sänger aktiv. Bringst du dich gar nicht kreativ ein?
Doch, ein bisschen schon. Unser Gitarrist Andy schreibt fast alle Texte. Er vertraut mir aber bei der Umsetzung. Wenn ich Ideen habe, wie ich den Gesang schlussendlich gestalten möchte, dann kann ich mich hier ausleben. Ich habe in der Vergangenheit auch ein paar Lyrics geschrieben, zum Beispiel „A great mistake“ von unserem ersten Album „A Wreckage Of Stars“. Aber es das war eigentlich immer Andys Territorium. Ich habe auch keinerlei musikalische Grundausbildung. Ich bin ein großer, doofer Frontmann. Wenn ich doch einmal etwas einzuwerfen habe, hört man zwar auf mich, meistens braucht es das aber nicht.

Mit Ethan McKenna habt ihr einen neuen Gitarristen in der Band. Er kann auch annehmbar singen, oder? Habt ihr es mal mit dreistimmigem Gesang versucht?
Genau, er ist ein großartiger Musiker. Auf Bandcamp oder Instagram kann man einige seiner Sachen hören. In der Zukunft werden wir das sicher noch machen, aktuell aber noch nicht.

Ist es für dich nicht irgendwie schwierig, so viele gute Sänger um dich herum zu haben, die gleichzeitig auch noch ein Instrument spielen können?
Sie sind jetzt absolut in der Überzahl. Aber auch ich habe mich an Klargesang versucht. Beim letzten Track „He is the path“ kann man meine Stimme hören und auch in „Death comes in reverse“ ist meine etwas verzerrte, aber klare Stimme zu vernehmen.

Dann lass uns doch noch ein bisschen über die Texte des neuen Albums sprechen. Was kannst du mir darüber erzählen?
Viele Lyrics drehen sich um Andys Verhältnis zu seiner Familie, immer wieder kombiniert mit ein paar Beobachtungen des aktuellen Weltgeschehens. Es gibt viel zu entdecken. Eine weitere Ebene beschäftigt sich mit Friedrich Nietzsche, der gesagt hat „Gott ist tot! Gott bleibt tot! Und wir haben ihn getötet!“ Das hat den Hintergrund, dass wir keine christliche Gesellschaft mehr sind. Einige unserer Texte gehen der Frage nach, was das für die Menschen bedeutet, wie sich es auf moralische Entscheidungen auswirkt, wie sehr die moralischen Strukturen aufgeweicht wurden. Ich würde dem Hörer jedoch vorschlagen, die Texte selbst zu lesen und seine eigenen Schlüsse daraus zu ziehen.

Wie ist es für dich, Texte zu singen, die du nicht selbst geschrieben hast? Oder erklärt dir Andy seine Sicht der Dinge?
Andy und ich sind sehr gute Freunde. Wir sprechen sehr viel miteinander. Eigentlich jeden Tag, auch als er die Texte verfasst hat. Das dauert immer eine gewisse Zeit. Ich weiß also, woher er kommt. Er und ich sind eigentlich immer einer Meinung. Da wir viele Gespräche hatten, weiß ich meistens, was er mit seinen Texten meint. Er kann die Gedanken, die ich zu einem bestimmten Thema vielleicht auch habe, einfach besser formulieren als ich. Durch diesen Prozess kann ich die Texte dann sehr gut nachvollziehen.

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Sychronsprecher
Neben seiner Tätigkeit als Sänger von BLACK CROWN INIITIATE arbeitet James Dorton als Sprecher. Im Zuge dessen hatte er vor einiger Zeit auch Kontakt mit Jack Donovan, einem Autor, der sich offen mit rechtsextremen Organisationen solidarisiert. Doch James konnte inzwischen glaubhaft darlegen, dass er nichts von dessen extremen Ansichten gewusst und das nur für ein paar neu-heidnische Ideen gehalten habe. Aber der Sänger war auch an harmloseren Produktionen beteiligt, zum Beispiel dem aktuellen Ableger der Computerspielreihe „Doom“: „Das war ein einmaliges Erlebnis. So etwas in der Art hatte ich vorher noch nie gemacht. Mit Mick Gordon und all den anderen Beteiligten zu arbeiten, hat wirklich Spaß gemacht. Das Ganze wurde während des South By Southwest Festivals in Austin aufgenommen. Sie hatten dort im Veranstaltungszentrum einen Raum gemietet und unser Job war es, acht Stunden lang nur zu schreien. So lange habe ich das noch nie am Stück getan. Den Tag darauf hatte ich wahrscheinlich die tiefste Stimme auf diesem Planeten.“ Als einen richtigen Gamer würde er sich jedoch nicht bezeichnen. „Ich bin sehr beschäftigt und habe daher oft nicht die Zeit, die andere in ein Spiel investieren. Um ehrlich zu sein, habe ich aktuell auch gar kein System, auf dem ich ‚Doom‘ spielen könnte. Das möchte ich aber so schnell es geht ändern. Ich versuche jedoch so oft wie möglich ein bisschen zu spielen, das entspannt mich. Ich bin also eher Gelegenheitsgamer.“