BEHIND THE SCENES: Ox-Schreiber*innen im Portrait – Teil 2

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Wer steckt eigentlich hinter dem Ox? Dass euer Lieblingsheft für Punkrock und Artverwandtes sich nicht von allein schreibt, sondern echte Menschen all diese Zeilen tippen, soll diese kleine Interviewreihe zeigen. In der zweiten Episode gesteht Kolumnist Alex Gräbeldinger unter anderem seine Einstellung zur Arbeit.

Du bist schon ziemlich lange beim Ox. Seit wann?


Seit nunmehr 18 Jahren. Somit gelte ich im Ox endlich als volljährig und darf ab sofort nach Erwachsenenstrafrecht verurteilt werden.

Wie bist du damals zum Ox gekommen?

Nachdem ich Schule, Zivildienst und erste Gehversuche in der Arbeitswelt hinter mich gebracht hatte, kam ich zu der neunmalklugen Erkenntnis, dass Arbeit scheiße ist. Daran konnte auch ein Praktikum beim Ox nichts ändern. Doch immerhin durfte man bei Joachim im Büro völlig ungeniert „Bullenschweine“ von SLIME hören. Das war eine befreiende Erfahrung. Und so beschloss ich, nie wieder einer anständigen Arbeit nachgehen zu wollen.

Du schreibst ja regelmäßig sehr unterhaltsame Kolumnen, die du auch als Bücher veröffentlichst. Dein erstes Buch feiert dieses Jahr seinen zehnten Geburtstag. Fühlst du dich mittlerweile weiser, reifer oder erfahrener?

„The first 40 years of childhood are always the hardest.“ Sollte an dieser Aussage etwas dran sein, so brauche ich nur noch wenige Monate durchzuhalten, um eine Erleichterung zu erfahren. Allerdings gehe ich davon aus, dass das Ausmaß meiner Weisheit und Reife auch über meinen vierzigsten Geburtstag hinaus tagesformabhängig bleiben wird.

Du hältst auch Lesungen und es gab sogar ein Theaterstück. Was sind die tollsten Erlebnisse im Zusammenhang mit deinen Büchern?

Da ich mich nicht nur in meinen Texten aufs Scheitern spezialisiert habe, ist es umso tröstlicher, dass ich hin und wieder kurze Momente erlebe, in denen ich mich so fühlen darf, als hätte ich Scheiße zu Gold gemacht – oder wenigstens zu Bronze. Dazu zähle ich auf jeden Fall die vielen Lesungen, zu denen ich in den vergangenen Jahren eingeladen wurde, welche nicht nur in Autonomen Zentren oder Kneipen stattfanden, sondern auch mal auf einem Hippie-Festival oder in einem Frisiersalon. Sogar eine Schule war dabei, nachdem sich eine Klasse im Unterricht mit einem meiner Bücher beschäftigt hatte, was natürlich vollkommen absurd ist. Mindestens genauso absurd wie das Theaterstück, für dessen Inszenierung ich die Dialoge schreiben durfte und das im März 2018 in Köln uraufgeführt wurde. Und nachdem ich 2012 bereits ein Hörbuch mit Oliver Korittke als Sprecher veröffentlichte, soll es 2019 ein weiteres Hörbuch geben, und zwar ein ganz Besonderes. Doch wer darauf alles zu hören sein wird, möchte ich der Überraschung zuliebe hier und heute noch nicht verraten.

Ich weiß, dass du früher mal bei KARATE DISCO gespielt hast. Du machst jetzt immer noch Musik, oder?

Von 2006 bis 2011 spielte ich Schlagzeug bei KARATE DISCO und von 2015 bis zum Sommer 2018 bei H-BOMB HOLIDAY CAMP. Mittlerweile habe ich mit Kollegen eine neue Band gegründet und darüber hinaus ein weiteres Projekt in Planung. Das alles ist zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht spruchreif. Daher bin ich gespannt darauf, wie es sich entwickeln wird.

Hast du eigentlich auch mal Reviews verfasst oder Interviews geführt?

Mein letztes Review schrieb ich 2012. Seitdem widme ich mich fast ausschließlich meinen Kolumnen. Interviews führte ich im Verlauf der Jahre ebenfalls. Das letzte war 2017 mit LULU & DIE EINHORNFARM. Und mein erstes 2001 mit den DONNAS.

Was schätzt du am Ox?

Ich schätze das Ox als eine wichtige Konstante. Nicht nur für mich persönlich, sondern für den gesamten Punkrock-Kosmos. Meine erste Ausgabe kaufte ich 1997 als besoffener Schlappiropunker auf einer Vitaminepillen-Labelparty, wo KNOCHENFABRIK spielten. Dass ich irgendwann selbst für das Ox schreiben würde und es 2018 noch immer tue, konnte ich an diesem Abend vor 21 Jahren nicht ahnen.

Engagierst du dich auch abseits von Schreiben und Musik in der hiesigen Szene?

Seit Mitte der Nuller Jahre stehe ich als Grafiker zur Verfügung. Anfangs unter anderem für Cargo Records. Mittlerweile schraube ich regelmäßig das Layout für das Fuze Magazine zusammen.

Hast du im Ox eine/n Lieblingschreiber*in?

Ich vermisse Tom Tonks „Raketen in Rock“. Doch dessen ungeachtet liebe ich euch alle.