Das Debütalbum „A New Set Of Problems“ der Hannoveraner BASHDOWN ist für mich eine der musikalischen Überraschungen 2019. Beim ersten Hören vermute ich ein neues Projekt des leider mittlerweile vom Weißweinteufel besessenen PANTERA-Frontmanns. Doch weit gefehlt, Sänger Helge entdeckte erst im zarten Alter von „irgendwas mit vierzig“, dass er mit Vocals gesegnet ist, die so manchen alten Shouter vor Neid erblassen lassen. Am Abend der Releaseshow von „ANSOP“, die im Subkultur in der geschichtsträchtigen Nordstadt stattfindet, wo auch die Wiege der Chaostage steht, treffe ich mich mit ihm gegenüber „anne Bude“ auf ein Bier und ein paar Fragen.
Ich falle direkt mal mit der Tür ins Haus, aber als ich gehört habe, dass du bei den Aufnahmen zu „A New Set Of Problems“ das erste Mal das Mikro in der Hand hattest, konnte ich das kaum glauben, weil ich mich deine Vocals schwer an Phil Anselmo erinnern. Stimmt das tatsächlich, dass du da das erste Mal gesungen hast? Und wenn ja, wie entdeckt man, dass man die komplette Palette von biestig-fauchend bis tief-growlend aus dem Effeff beherrscht?
Ja, das stimmt wirklich. Und vielen Dank, große Ehre, natürlich ist Anselmo stimmlich ein Vorbild, auf PANTERA stehe ich auch total. Ja, wie kam ich da drauf? Eigentlich wollte ich Schlagzeug spielen, aber war zu lange raus aus dem Thema. Und meine Uffta-Uffta-Punker-Beats waren dann doch nicht so klasse wie das, was unser Drummer Helge spielt. Irgendwann sagte dann Kai, unser Produzent, zu den anderen: „Gebt ihm doch mal das Mikrofon.“ Ich sollte noch drei Songs schreiben, was ich auch gemacht habe, wie die Jungfrau, die zum Kind kommt, mit „Lifes short“ habe ich Kai überzeugt, den Rest haben wir schließlich zusammen gemacht. Und so ist das dann vorangegangen.
Du sagst, dass du früher schon mal Schlagzeug in einer Punkband gespielt hast. Und Skateboard fährst du auch. Bist du auch musikalisch durch diese beiden Szenen sozialisiert worden?
Punk und Oi! waren damals sehr präsent, und als damals in den Achtzigern die CRO-MAGS auftauchten, waren die gleich mein Favorit, zeitgleich habe ich auch mit dem Skaten angefangen und bin damals mit Lars und Arne Langhut in einem Team gefahren. Den beiden ist übrigens auch der Song „Lifes short“ gewidmet, weil die leider viel zu früh gestorben sind. Arne hat mir damals die ganzen Bands, 7 SECONDS, DEAD KENNEDYS, AGENT ORANGE und so, vorgespielt, das ging alles Hand in Hand.
Skatest du heute auch noch?
Wir haben ein, zwei Mal im Jahr so ein Oldschool-Treffen, dann fahren wir Fun-Ramp, aber Halfpipe ist aufgrund meines Alters nicht mehr ganz so cool, haha.
Wo wir hier gerade auf so geschichtsträchtigem Hannoveraner Boden sitzen, hast du damals was von den Chaostagen mitbekommen?
Ja klar, damals als kleiner Junge die ersten von 1984, die Zeitungen waren voll davon und ich fand das natürlich total spannend. Da hat man auch viel neue Musik kennen gelernt, England-Punk, SEX PISTOLS habe ich total gerne gehört, oder THE EXPLOITED.
Du bist musikalisch auch ganz schön breit aufgestellt.
Ich bin von vielen Musikstilen beeinflusst, Hauptsache, die bewegen mich. Musik muss einen abholen, das macht Punk, das macht Oi!.
Wie sieht das heute in Hannover aus? Gibt es noch eine Szene?
Aus der Szene bin ich eigentlich schon länger raus, da ich durch meinen Job als Tätowierer in unserem Laden Vale Tudo ziemlich viel unterwegs bin und nicht mehr so oft die Zeit finde, Konzerte zu besuchen. Aber dafür tätowierte ich manchmal Musiker, haha, Phil Campbell von MOTÖRHEAD hat zum Beispiel ein von mir gestochenes Motiv. Aber natürlich gehe ich noch gerne zu Shows, vor allem wenn die New Yorker kommen. MERAUDER, AGNOSTIC FRONT oder MADBALL kennen wir schon lange und wir freuen uns immer sehr, wenn wir uns sehen.
Übrigens Hardcore: Eine lupenreine Hardcore-Scheibe ist „ANSOP“ ja nun nicht. Wenn du versuchen müsstest, eure Platte in eine Schublade zu stecken, welche wäre das?
Es sind natürlich viele Einflüsse zusammengekommen, aufgrund der Leute, die in der Band sind oder waren. Das war natürlich eine supergeile und interessante Zeit im Studio. Ich würde mal sagen, auf der Scheibe ist für jeden, der mit härterer Musik etwas anfangen kann, was dabei. Wir arbeiten auch schon an neuen Songs für ein Demo, zwei davon präsentieren wir heute Abend schon. Es bleibt spannend.
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