Kennt jemand die BARSEROS? Nö, sollte man die kennen? BARSEROS waren hierzulande bereits zusammen mit HAMMERHEAD auf Tour, die ja nach ihrer angekündigten Abschiedstour im September leider der Vergangenheit angehören werden. Außerdem haben sie ihr letztes Album „Pushy Polemics“ bei Trash 2001 veröffentlicht, einem Label, das ja auch kein Unbekanntes mehr sein sollte. Meiner bescheidenen Meinung nach gehören sie mit ihrem dreckigen Punk‘n‘Roll – oder nennt es einfach nur Punkrock – zu den besten Bands dieser Republik. Abgesehen davon haben die Bandmitglieder sich auch bereits anderweitig bewährt, sei es durch frühere Labelarbeit, wenn auch im kleineren Stil, mit Illegal Outrage Records, Konzertveranstaltungen (u.a. THE BRIEFS, THE STITCHES), als DJs, bandeigene Tätowierer und neuerdings auch durch eigene Aufnahmeproduktionen. Jedenfalls hat man mich eines Tages zur Hitschmiede der Band geladen. Es gab Erfrischungsgetränke und so begann ich auf ungezwungene Art und Weise eine recht amüsante Unterhaltung mit Micha (Gesang), Nino (Bass), Dominik (Gitarre) und Jenz (Drums). Neben der Aussage, dass Punk die Rechtfertigung für ihr verkorkstes Leben sei, erfuhr ich noch so manches mehr.
Wie zufrieden seid ihr eigentlich mit eurem derzeitigen Bekanntheitsgrad? Ihr habt bereits drei bzw. zweieinhalb Alben veröffentlicht, damit könnte man doch eigentlich schon einen gewissen Status erreicht haben.
Jenz: „Na ja, geht so.“
Micha: „Keep the underground real, würde ich mal sagen. Das ist halt Punk, haha.“
Nino: „Ja, das sagt man dann immer, wenn man keinen Erfolg und keine Auftritte hat.“
Dominik: „Das liegt aber an unserer eigenen Faulheit. Zwischendurch versuchen wir immer mal, Konzerte klar zu machen, dann ist einem das wieder scheißegal. Man erwartet natürlich auch, wenn man so wie bei der letzten Platte ein eigenes Label hat, dass von alleine mehr passiert, aber so ist es natürlich nicht.“
Macht denn euer Label Trash 2001 was für euch?
Dominik: „Ja, da wurde viel Werbung gemacht, das muss man schon sagen. Unseren Namen haben viele wahrscheinlich auch schon mal irgendwo gehört, aber vielleicht spielen wir einfach zu wenig live, keine Ahnung. Wir warten halt immer darauf, dass uns die Gigs mehr oder weniger hinterher geschmissen werden. Wenn wir uns selbst mal darum kümmern, antworten von 30 Leuten vielleicht zwei. Oder die Konzerte fallen dann aus, weil Nino Wing Tsung hat oder Sascha auf einer Hip-Hop-Party arbeiten muss.“
Micha: „Vor allem gibt es mehr Bands, für die es immer einfacher wird, Platten zu machen, und weniger Leute, die Platten kaufen. Dann geht man da schon mal unter, glaube ich.“
Ihr habt ja auch einen BARSEROS-Film gedreht.
Nino: „Den Film kann man sich demnächst im offenen Kanal anschauen. Zunächst soll hier in der Region Premiere sein. Ansonsten wollen wir über Kontakte erreichen, dass man den Film noch in anderen Städten sendet. Bisher haben wir das mit Mainz und Hamburg vor. Der Film selbst umfasst mehrere Bereiche. Da wäre zum einen die fiktive Entstehungsgeschichte unserer Band. Zum anderen ist da noch so ein Biolek-mäßiges Essen mit Semi-Prominenten. Als Gast haben wir da Tobias von HAMMERHEAD. Ansonsten gibt es noch ein paar Videoclips. Das Ganze ist schon eine ziemlich witzige Sache, und ich empfehle jedem, sich das mal anzusehen. Nachdem der Film gesendet wurde, wollen wir ihn auch auf CD packen, und dann an den Mann und die Frau bringen. Quasi für die Leute, die es nicht im TV sehen konnten.“
Ihr distanziert euch ja vehement von diesem Rock‘n‘Roll-Ding, obwohl ihr gerne als solches kategorisiert werdet.
Jenz: „In irgendeinem Fanzine hat jemand auch mal geschrieben, dass wir angeblich einen totalen Psychobilly-Einfluss haben würden. Das ist ja wohl nun mal wirklich total aus der Luft gegriffen.“
Micha: „Die letzte Platte war ja eigentlich eine Persiflage auf das ganze Rock‘n‘Roll-Ding, das hat allerdings keiner so gesehen. Ich persönlich habe auch nichts gegen Punk‘n‘Roller. Für mich steht das bloß im Endeffekt für rustikale Party-Musik. Flammenhemdchen, hell yeah! Aber eigentlich sind wir nun mal Punker und keine hedonistischen Rock‘n‘Roller. Außerdem habe ich von diesen ganzen skandinavischen Bands noch keine gehört, außer vielleicht eine HELLACOPTERS-Platte. Ich weiß ja nicht, was die anderen in der Band so hören, aber was mich beeinflusst, kommt alles überwiegend aus der 77er-Ecke, DEAD BOYS und so was.“
Nino: „Ich wüsste auch nicht, wo man zwischen uns und den HELLACOPTERS Parallelen sehen könnte. Dieses R‘n‘R-Revival ist ja mittlerweile auch wieder out, und war ja auch eigentlich vom Anfang an dazu verurteilt, eine kurzlebige Sache zu sein. Auf den Zug wollten wir nie aufspringen, man hat uns da irgendwie reingedrängt.“
Micha, wie laufen deine Planungen für eine Solo-Platte?
Micha: „Die habe ich schon aufgenommen, und die kommt jetzt auch bald raus. Ist allerdings aber auch nur eine Single mit vier Songs. Das sind eigentlich Dur-Songs, schon fast so ein bisschen ÄRZTE-mäßig, nur auf Englisch. Dur-Gitarren-Rock!
Micha hatte mal erzählt, dass ihr zukünftig nur noch deutsche Texte schreiben wollt ...
Micha: „Nee, nicht nur noch deutsche, aber mehr. Ich habe halt einfach Bock drauf, deutsche Texte zu schreiben.“
Jenz: „Ja, einen haben wir bisher, haha.“
Micha: „Wir haben jetzt aber auch einen italienischen Text in Planung.“
Nino: „Wir machen jetzt auch mehr Weltmusik.“
Wie sollen die Texte denn sein? Mehr Kopftexte, oder eher direkterer Natur?
Micha: „Die Texte sind direkt, gewürzt mit etwas Reimakrobatik, wie ABSOLUTE BEGINNER oder so, und natürlich auch einer Prise Selbstironie und Humor versehen.“
Dominik: „Der gewisse Humor, den mal wieder niemand verstehen wird, wie auch bei der letzten Platte, die auch keiner verstanden hat.“
Micha: „Natürlich nicht, der war auch immer zu subtil, unser Humor.“
Dominik: „Unser Erscheinungsbild erscheint dagegen auch immer so proletenhaft. Das liegt wahrscheinlich auch daran, weil wir Proleten sind.“
Nino: „Wir halten uns da immer ein Hintertürchen auf.“
Wie geht es euch eigentlich gesundheitlich? Ich frage, weil ihr ja mittlerweile auch fast alle die 30er-Grenze überschritten habt. Außerdem habe ich gehört, dass Micha demnächst in Kur gehen will.
Micha: „Wer hat das denn erzählt? Wieso nehmen die Leute denn immer alles so wörtlich? Ich habe zwar gesagt, ich mach jetzt eine Kur, aber das soll heißen: Ich will jetzt mal ein paar Wochenenden aussetzen mit dem Saufen.“
Nino: „Gesundheitlich geht‘s uns eigentlich ganz gut. Unsere regelmäßigen halbjährigen Besuche in der Betty Ford-Klinik zeigen Erfolge, von daher denke ich mal, dass wir noch eine ganze Weile so weitermachen können.“
Micha: „Außerdem sind wir ja auch fast alle Vegetarier, das hält ja auch gesund.“
Jenz: „Was aber bei manchen Bandmitgliedern so langsam den Bach runter gegangen ist. Total peinlich.“
Micha: „Stimmt, ich habe mir letztes Wochenende auf einer Fete acht Fleischbällchen rein geschoben.“
Dominik: „Also ich bin konsequent, das möchte ich mal klarstellen. Ich bin seit über zehn Jahren Vegetarier.“
Micha: „Ich bin ab jetzt auch wieder konsequent.“
Foto: Maple (musicphoto.cz)
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