I have a dream that’ll stay a dream / ’cause Western banks they like authority / To protect their money
I’m just a stupid Polish worker / I do just what the Russians say to me / I’m just a stupid Polish union worker, / I work at gunpoint every day / They think I’m passive
I want control of my life, Martial law is not a good life / Bread lines are getting longer and still the flour is white, white, white / They think I’m passive / Oh
I’m just a stupid Polish worker / I do just what the Russians say to me / I’m just a stupid Polish union worker, / I work at gunpoint every day / They think I’m passive
I love you, Lech Walesa
David Bowie und Iggy Pop machten 1976 den Anfang, in den Achtzigern folgten ihnen noch viele andere nach. Im Zuge dieses Hypes strandeten auch die New Yorker TURBO HY-DRAMATICS in West-Berlin, wo sie in der legendären Risiko Bar im Dunstkreis von EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN und Nick Cave verkehrten. Benannt nach einem von General Motors produzierten Drei-Gang-Automatikgetriebe, tingelten Frontmann Geoff Freeman (einer der vielen ehemaligen Gitarristen von Richard Hells VOIDOIDS) und Drummer Vincent Signorelli (später unter anderem bei UNSANE, SWANS und FOETUS) 1984/85 mit wechselten Bassisten (darunter Steve Garvey von den BUZZCOCKS und Russell Berke von CERTAIN GENERAL) mit post-punkigem Lärm durch die Jugend- und Szenetreffs der Bundesrepublik. Ihre Live-Auftritte in diesen Jahren werden von damaligen Zeitgenossen heute noch in einschlägigen Foren in den höchsten Tönen gelobt. Textlich setzten die TURBO HY-DRAMATICS in ihrem Debütalbum „High Mass On The High Frontier“ hauptsächlich auf persönliche Inhalte. Bis auf wenige Ausnahmen mit deutlich politischer Note, „Polish worker“ zum Beispiel.
In Polen hatte die Solidarność-Bewegung unter dem Gewerkschaftsvorsitzenden Lech Wałęsa den Beginn der demokratischen Wende im Ostblock eingeläutet. Was Wałęsa 1983 den Friedensnobelpreis (und faktisch einen Hausarrest bis 1987) einbrachte, führte in Polen 1981 zur Verhängung des Kriegsrechts („Martial law“) einhergehend mit diversen repressiven Maßnahmen, die teilweise auch noch nach dessen Aufhebung 1983 beibehalten wurden. Was wiederum eine ökonomische Krise bewirkte und eine Spätaussiedlerwelle in die BRD auslöste. Ob „Polish worker“ nun ein Loblied auf den Arbeiteraufstand ist oder eher die Verflechtung von Aufstandsführer und Geheimdienst, beziehungsweise die scheinbare Aussichtslosigkeit des Unterfangens kritisiert, sei mal dahingestellt. Auch die Mehlzeile („still the flour is white, white, white”) darf jeder nach eigenem Gusto interpretieren. Ein mit tanzbar treibendem Punkrock unterlegter direkter Kommentar zu aktuellem Zeitgeschehen ist der Text in jedem Fall. Von den TURBO HY-DRAMATICS hat man nach 1985 nichts mehr gehört. Ihre Alben sind ausschließlich in Deutschland erschienen und nie neu aufgelegt worden.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #139 August/September 2018 und Anke Kalau