Aus dem Schrank geholt: PUNK - Versuch der künstlerischen Realisierung einer neuen Lebenshaltung

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Hollow Skai, Hirnkost, 2008, 272 S., 18 Euro

1980 legte Hollow Skai, Herausgeber des No Fun Fanzines und Gründer des gleichnamigen Plattenlabels, seine Magisterarbeit zum Thema Punk im Bereich Germanistik an der Universität Hannover vor. Anhand der Fragestellung, worin die Originalität von Punk besteht – falls es diese überhaupt geben sollte – zeichnet Hollow Skai ein buntes Bild von Punk als Lebenseinstellung, kulturelle Bewegung und Ausdruck eines anderen Lebensgefühls mit einem universellen Anspruch. Hinter dem grandiosen Schere-und -Klebstoff-Fanzinelayout verbirgt sich allerdings eine wissenschaftliche Arbeit mit Fußnoten und Literaturverzeichnis. Glücklicherweise ist die wissenschaftliche Distanz, auch wenn sich Hollow Skai sehr bemüht, in einem Großteil der Arbeit nur in Ansätzen vorhanden. Immer wieder blitzt der Punkrocker durch. Das macht selbst die Fußnoten lesenswert. In sieben Kapiteln werden unter anderem die Geschichte der SEX PISTOLS, Punk und Politik, Frauen im Punk, Langeweile und Destruktivität, Fanzines, Punk-Art und Derek Jarmans Punk-Film „Jubilee“ untersucht.

Die Widersprüchlichkeit von Punk lässt sich dabei nicht nur im Text finden, sondern spiegelt sich auch im Layout der Arbeit wider. Zwischen den vielen Zeitungsausschnitten, Collagen, Comics lassen sich viele Fotos von Protagonisten der damaligen Hannoveraner Punk-Szene finden. Die Arbeit wurde 1981 vom Sounds Verlag als Buch veröffentlicht und fand so Einzug in die städtischen Bibliotheken. So war es mir als Kiddie Anfang der Achtziger möglich, das Buch zu lesen und so lange auszuleihen, bis es die Bibliothek nicht mehr herausrückte. Heute wirkt dieses lesens- und auch sehenswerte Werk, das dankenswerterweise vom Verlag der Jugendkulturen 2008 in einer erweiternden Version neu aufgelegt worden ist, wie eine Reise mit der Zeitmaschine. Hollow Skai arbeitete nach seinem Studium viele Jahre als Pop-Redakteur beim Stern und lektoriert heute Bücher. Und er hat sich auch nach all den Jahren nicht von Punk lösen können.