ANWAR

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Rockpoeten, Literaturwissenschaftler und Yogisten

Die Schweiz und der Rock. Beides schließt einander nicht aus. Aber was Gitarrenmusik angeht, ist es besonders in Zürich nicht gerade einfach, sich als Band durchzubeißen. Die Elektro-Szene ist gut und riesig. Die Läden, die andere Musik spielen, klüngeln untereinander. Um sich ein Publikum zu erspielen, muss man sich wirklich den Arsch aufreißen und Ausdauer beweisen. In Bern sieht es vielleicht ein wenig, aber nicht viel besser aus. ANWAR, deren Mitglieder aus beiden Städten kommen, kennen die Problematik nur zu gut. Inspiriert von Bands wie DANKO JONES, MOTORPSYCHO oder WOLFMOTHER, spielen sie eine simplifizierte Mischung aus Siebziger-Jahre-Rock und Garage, die den Zürcher Snobs mal schön am Arsch vorbeigeht. Trotzdem haben sie in der Schweiz schon einige Konzerte spielen können und in Eigenregie ein Album aufgenommen. Dieses ist für deren heutigen Sound allerdings zwar ganz repräsentativ, aber zeigt schon mal, wo der Hammer hängt. Also scheiß auf Fashion-Victims, share the ANWAR-Experience!

Eine Frage, die die Süddeutsche Zeitung Lemmy von MOTÖRHEAD in einem 100-Fragen-Marathon mal gestellt hat, die mich in Bezug auf eure Band genauso interessiert: Wie beschreibt ihr einem Gehörlosen eure Musik?

Ein vibrierender Puls, der den Körper mit heftigen Peitschenhieben in Bewegung versetzt und zum Schwitzen bringt.

Die Zürcher werden nicht nur in der Schweiz vor allem mit Snobismus, Arroganz und musikalisch mit einer großen Elektro-Szene assoziiert. Wie geht es euch als 70s-Rock/Garage-Band aus Zürich, beziehungsweise mit eurem „Bandmittelpunkt“ dort? Was könnt ihr über die dortige Szene sagen?

Zum Teil stimmt das schon. In Zürich ist Elektro deutlich angesagter als Rock, und die DJ-Kultur ist viel ausgeprägter als die Band-Szene. Außerdem ist sie durch die typische gut schweizerische „Vetterli-Wirtschaft“ geprägt, was dazu führt, dass überall dieselben Bands spielen, und es schwer ist, da reinzukommen. Wir lassen uns davon aber nicht unterkriegen und machen unser Ding, so lange bis die Nuss geknackt ist. Ob Elektro oder Rock, ist ja eigentlich auch völlig egal. Letztendlich geht es um den Vibe der Musik, das checken die Leute irgendwann schon.

Welche Resonanz habt ihr bisher auf eure Musik erhalten und wie zufrieden seid ihr derzeit selbst mit eurem gesamten Schaffen?

Bislang ist die Resonanz durchgehend positiv. Wenn die Leute uns sehen, finden sie uns cool und mögen unseren Sound. Ein Typ, der aussah wie Asterix, hat uns mal nach einem Konzert gesagt, er würde sich fühlen, als wäre er wieder zwanzig Jahre alt und könne die Welt erobern. Und ja, wir sind sehr zufrieden, Input und Output stehen in einem guten Verhältnis. Es ist für uns schön zu sehen, dass wir in den drei Jahren als Band und menschlich enger zusammengewachsen sind.

Ihr betont, dass ihr drei absolut unterschiedliche Menschen seid. Wie verhält es sich mit Reibungspunkten während der Proben, auf Tour oder einfach, wenn die Verstärker mal aus sind?

Als Menschen sind wir unterschiedlich, aber in unserer Musik finden wir zusammen. Klar, es gibt auch mal Zoff, wie das so ist, wenn man eng zusammenarbeitet. Trotzdem respektieren wir uns gegenseitig und sind in der Lage, mit Spannungen umzugehen. Letzten Endes bereichert das unsere Musik mehr, als dass es ihr schadet.

Was für einen Anspruch habt ihr inhaltlich an eure Songs? Inwiefern schaut ihr über den „Sex, Drugs and Rock’n’Roll“-plus-alte-Autos-Tellerrand heraus?

Die Welt um uns herum ist unser Sound. Deshalb spielen alle möglichen Themen eine Rolle, Krieg, Frieden, Respekt, Sinnlichkeit, Hoffnung, Freude. Wir sind Menschen, die leben und fühlen. Das wollen wir in unserer Musik rüberbringen.

Ein Song von euch heißt „Hindu vision“. Was hat eure Musik mit Hinduismus gemeinsam oder was für Bezüge gibt es etwa?

Wir sind natürlich keine Hindus – okay, unser Drummer Ernst vielleicht schon. Aber ich glaube, dass jeder Mensch eine Vision für sein Leben braucht und alle Menschen auf der Suche nach der Erfüllung ihrer Vision sind. Ich denke, diese Art von Glauben ist eine wichtige Kraft für uns, um immer weiterzumachen. Der Song handelt genau von diesem Thema. Eine Beobachtung, die ich in meinem Umfeld immer wieder mache.

Welche Ziele strebt ihr für 2010 an?

In dieser Reihenfolge: Viele Konzerte, ein neues Album – wir freuen uns über einen Mäzen! –, Plattenvertrag, Single im Radio und Video auf MTV, Goldene Schallplatte, Tourneen in Deutschland, Japan, Australien und Amerika, Übernahme der Regierung, Befreiung aller Menschen vom Joch der Arbeit.