ALL GIRL SUMMER FUN BAND

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Haben alle Mädchen Spaß in der Sommer-Band?

Okay, was muss man wissen, was nicht schon im Namen verraten wird? 1998 gründen vier Freundinnen in Portland, OR eine Band. Sie veröffentlichen zwei Platten via K-Records, die so sehr nach Sommer klingen, dass man selbst im tiefsten Winter Sonnencreme auftragen sollte, sobald man die Nadel in die Rille gesetzt hat. Mittlerweile sind sie nur noch zu dritt: Gitarristin und Sängerin Jen Sbragia war früher bei den SOFTIES, die immerhin schon für Elliott Smith eröffnet haben, Schlagzeugerin Kathy Foster ist mit den THERMALS ein gern gesehener Gast auf unseren Bühnen und Kim Baxter, ebenfalls Gitarre und Gesang, doubelte die kompletten SHINS im Video zu „New slang“. Und wenn man diese musikalischen Verweise kombiniert, weiß man so ungefähr, was man zu erwarten hat.



Erzählt mal etwas über Portland. Wieso zieht es euch nicht beispielsweise nach Los Angeles?

Jen: Ich brauche das kühle, regnerische Wetter. Ich wäre in L.A. nicht glücklich.

Kathy: Yeah, ich liebe das entspannte Gefühl hier in Portland. Es ist alles sehr überschaubar und niemand kommt hierher, um groß rauszukommen. Die Leute machen einfach die Musik oder die Kunst, die sie mögen.

Was für Musik hört ihr selbst, was inspiriert euch, wenn ihr Songs schreibt?

Kathy: Es gibt niemals einen festgelegten Prozess für das Songschreiben und ich weiß nie, wann die Inspiration bei mir zuschlägt. Ich habe aber schon immer sehr viel unterschiedliche Musik gehört und denke, dass mich das alles beeinflusst. Seien es nun Aretha Franklin, TEENAGE FANCLUB oder TV ON THE RADIO.

Kim: Ich mag vor allem Musik, die dich dazu bringt, herumzuhüpfen und laut zu singen. Momentan versuche ich, Songs zu schreiben, die das bei anderen Leuten bewirkt.

Ich hab euch auf eurer ersten Tour durch Europa leider verpasst. Aber ich stelle mir das so vor: Ihr spielt barfuss auf einer grünen Wiese in einem Garten, während die Sonne über küssenden und tanzenden Menschen versinkt. Wie sehen eure Shows wirklich aus?

Jen: Nun, wir tragen eine Menge schwarzes Make-up und normalerweise wirft die Meute Flaschen nach uns.

Kim: Eigentlich beurteilen wir die Qualität einer Show sogar danach, wie viele Flaschen nach uns geworfen wurden und mit wie vielen Stichen wir am Ende des Abends genäht werden mussten.

Da lag ich ja fast richtig ... Eure Aufnahmen sind immer sehr geradlinig, gleichzeitig vermittelt ihr etwas von den Girlgroups der 60er. Was würdet ihr davon halten, mal eine Platte mit dem legendären Phil Spector zu machen? Also, eure Songs plus Tonnen von bombastischen Sounds?

Jen: Phil Spector ist schon großartig, aber ... nö, ich bin nicht besonders daran interessiert, mit ihm zu arbeiten.

Kathy: Obwohl es sicher aufregend sein könnte, wenn er uns mit seiner Knarre bedroht.

Kim: Es hat sehr viele Vorteile, sein eigenes Zeug auch selbst zu produzieren. So können wir eine Menge Zeit dafür investieren, genau den Klang hinzubekommen, den wir suchen.

Das bringt mich natürlich zu eurer neuen Platte. Was können wir da erwarten und welche Ziele habt ihr selbst, mal abgesehen von dem Spaß?

Kim: Nun, zunächst mal wollen wir die Aufnahmen abschließen. Es steckt schon eine Menge harter Arbeit drin und wir hoffen, dass die Leute dies auch hören, wenn's fertig ist.

Jen: Ich sehe uns oder unsere Musik auch nicht als so „süß“ oder „niedlich“, wie das die meisten Leute tun. Das letzte Album ist von 2003, wir sind musikalisch erwachsener geworden und rocken mit jeder Platte ein wenig mehr.

Kim, wie kam es, dass du im „New slang“-Video von den SHINS zu sehen warst?

Kim: Also, ein Freund von uns, Greg Brown, hat das Video damals produziert und sie haben es dann auf ihre erste CD gepackt, und es hat Spaß gemacht, den Text zu lernen und in eine Super 8-Kamera zu singen. Wir haben das Video auf der Veranda des Hauses gedreht, wo ein paar von uns und den SHINS gewohnt haben, und unsere alte Bassistin Ari hielt einen Zettel hoch, für den Fall, dass ich etwas vergaß.

Warum ist Ari eigentlich nicht mehr in der Band und wer bedient nun den Bass?

Kim: Ari hat einen fantastischen kleinen Jungen bekommen und verbringt viel Zeit mit Arbeiten und Muttersein. Aber auch zu dritt klappt es eigentlich ganz prima.

Jen: Kim und ich teilen uns die Basspartien bei den neuen Stücken.

Und wie verbringt ihr eure Zeit, wenn ihr nicht in der Band seid? Kathy ist ja viel mit den THERMALS unterwegs, aber wie verdient ihr anderen eure Kohle?

Jen: Ich bin Grafikdesignerin. Ich habe keine anderen musikalischen Projekte, obwohl ich gerne mit dem Garageband-Programm auf meinem Computer spiele und mir so meine eignen Klingeltöne mache.

Kim: Ich habe eine Taschen- und T-Shirt-Firma, kissycake.com, und nebenher arbeite ich noch an einem Soloalbum.

Kommt ihr mal nach Deutschland, wenn die neue Platte fertig ist, und was hat euch besonders gefallen?

Kim: Wir lieben Deutschland und wollen auf jeden Fall wieder zu euch kommen. Wir hatten immer etwas freie Zeit in Hamburg, Berlin und München. So konnten wir vor den Shows die Gegend erkunden und das ist sowieso meine Lieblingsbeschäftigung, wenn ich auf Tour bin.

Kathy: Die Leute waren auch sehr enthusiastisch. Ich mag es übrigens am liebsten, wenn es nach den Konzerten noch Tanzpartys gibt.

Was denkt ihr denn über so Sachen wie MySpace? Ist es hilfreich oder wünscht ihr euch manchmal die Zeit zurück, in der man seinen Freunden Kassetten überspielte und zu Shows ging, um neue Bands zu sehen?

Jen: Das Internet ist einfach ein unglaubliches Medium, um Leute zu erreichen. So was gab es in diesem Umfang vorher nicht und es ist auch eine gute Sache für jüngere Fans, die aufgrund von Altersbeschränkungen noch keine Konzerte besuchen dürfen.

Kim: Dem stimme ich zu. Ich liebe das Touren, aber ich bin glücklich, dass es eine Alternative dazu gibt, jedes Jahr mit einem Sprit fressenden Wohnmobil um die Welt zu fahren. Solche Seiten helfen den Leuten ja auch herauszufinden, dass wir überhaupt touren. Es gibt nichts Schlimmeres, als eine Show in Kaiserslautern zu spielen, zurück in die Staaten zu kommen und dann eine E-Mail zu bekommen, in der es heißt: „Ich wusste nicht, dass ihr in meiner Stadt gespielt habt, ich hätte euch so gerne gesehen ... kommt ihr bald zurück?“

Letzte Frage: Gibt es den perfekten Popsong oder ist das nur ein Mythos, um die jungen Leute bei der Suche zu halten?

Kathy: Es gibt bestimmt tausend perfekte Popsongs!

Kim: „Get into the groove“ von Madonna ist ziemlich gut ... aber lasst uns weiter suchen. Ich denke, es ist eigentlich die Suche, die uns hilft, jung zu bleiben.