45 Jahre später: TUBEWAY ARMY

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Replicas (LP, Beggars Banquet, 1979)

Gary Numan ist seit über vierzig Jahren eine Ikone in Sachen New Wave und Synthpop, zunächst (mehr im Punk) mit TUBEWAY ARMY, dann unter seinem eigenen Namen. Er hat dieses Genre mit aus den Angeln gehoben. Für viele war und ist er eine Inspiration, etwa für DEPECHE MODE, NINE INCH NAILS, Dave Grohl und Marilyn Manson. Laut David Bowie stammen von Gary Numan „zwei der besten Songs“ der britischen Popmusik. In seinem Stück „Teenage wildlife“ (1980) nimmt David Bowie allerdings etwas böse Bezug auf Gary Numan: „A broken-nosed mogul are you / One of the new wave boys / Same old thing in brand new drag“. Gary Numan hatte 23 Top-40-Singles und 15 Top-40-Alben im UK und wurde 2017 bei den Ivor Novello Awards mit dem Inspiration Award für Songwriting und Komposition ausgezeichnet. Der Song „Replicas“ fokussiert auf Themen wie Identität, Isolation und die Entmenschlichung einer futuristischen Gesellschaft. Es zeigt einen zerrütteten Protagonisten, der sich von anderen getrennt und entfremdet fühlt. Der erklärte Science-Fiction-Fan Gary Numan hat auf „Replicas“ seinem Faible für futuristische Themen freien Lauf gelassen, da er zu dieser Zeit an einem ähnlich gelagerten dystopischen Roman schrieb. Die Grundidee des Konzeptalbums basiert auf der Dystopie, dass in der Zukunft Androiden mit geklonter menschlicher Haut und andere Maschinen die Welt auf Basis der Macht der „Grey Men“, eine Art Beamter, beherrschen würden, beeinflusst von Philip K. Dick und dessen Science Fiction-Roman „Träumen Androiden von elektrischen Schafen?“ von 1968. Die Songtexte sind mitunter sehr nihilistisch. Fast visionär erforschte Numan bereits damals die Folgen einer zu starken Abhängigkeit von den Maschinen, wobei er den Verlust der Individualität und sehr früh die verschwimmenden Grenzen zwischen menschlicher und künstlicher Intelligenz hervorhob. Ursprünglich als Punk-Album gedacht, wird „Replicas“ während der Aufnahmen im Studio zu einer wegweisenden Veröffentlichung in Sachen Synthpop und New Wave, nachdem Gary Numan eher zufällig im Studio über einen Synthesizer stolperte. Da er sich derartiges Equipment selbst nicht leisten konnte, lieh er ihn sich kurzerhand aus. Es handelte sich um einen Minimoog Model D. „Ich wusste nicht, wie man den Minimoog einstellt, also drückte ich einfach eine Taste mit irgendeinem vorinstallierten Sound, und es ertönte dieser berühmte Moog-Klang, dieses legendäre tiefe Knurren, und der Raum vibrierte“. Von grundlegender Bedeutung für Gary Numan waren auch die frühen ULTRAVOX mit John Foxx als Mastermind, aber auch Brian Eno hatte bei ihm Spuren hinterlassen.