THIN LIZZY wurden im Jahr 1969 in Dublin, Irland, von den Freunden Phil Lynott (bs, voc) und Brian Downey (dr) gegründet, als diese Eric Bell (gt) begegneten und sich zusammentaten. Lynott hatte in seinen früheren Bands gesungen und, obwohl er noch nicht lange Bass spielte, bereits diverse Songs komponiert. Er entwickelte sich zur einzigartigen Ikone mit seiner Kombination aus prägnantem Bassspiel und einem oft entgegengesetzt fließendem Gesang. Eric Bell verließ Ende des Jahres 1973 die Band. Er wurde für kurze Zeit durch Gary Moore ersetzt, der auch an der vierten LP „Nightlife“ beteiligt war. Offenbar hatte Phil Lynott anschließend die Nase voll von Trios und heuerte die Gitarristen Brian Robertson und Scott Gorham an. Gleichzeitig wechselte die Band von Decca zu Vertigo Records und läutete mit diesem Wechseln ihre mit Abstand erfolgreichste und musikalisch beste Zeit ein. Gorham und Robertson ersetzten als erste Amtshandlung alle Gitarrenspuren auf „Nightlife“ (mit Ausnahme von „Still in love with you“). Das nächste Album „Fighting“ war härter als alle Vorgänger und enthielt mit „Rosalie“ und „Suicide“ zwei echte Hits aus dem THIN LIZZY-Repertoire. Endgültig den Olymp enterte das Quartett mit dem 1976er Output „Jailbreak“. Nicht weniger als fünf absolute Klassiker im THIN LIZZY-Kosmos sind hier drauf vertreten. „Jailbreak“, „The boys are back in town“, „Emerald“, „Warriors“ und „Cowboy song“. Der Stil der großartig harmonierenden Twin-Gitarren-Läufe von Robertson und Gorham wurde hier perfektioniert und machte einen Großteil des Erfolgs und der Genialität von THIN LIZZY aus. Von den verbliebenen vier Songs fällt lediglich „Fight or fall“ ab, wirkt als Ballade farblos, ist allerdings auch gnadenlos zwischen drei echten Haudegen-Tracks platziert. „Angel from the coast“ ist ein relaxter Rocker mit touchy Chorus sowie außerordentlichen Solo-Licks von Robertson. „Running back“, ein Song, der in der Diskussion stand, statt „The boys are back in town“ als Single veröffentlicht zu werden, geht als radiotauglich und lässig durch. Wie er als echter Rocksong funktioniert hätte, zeigt die deutlich rabiatere Demo-Version. „Romeo and the lonely girl“ ist ein typischer THIN LIZZY-Song der softeren Sorte. Das phänomenale Line-up Lynott/Downey/Gorham/Robertson existierte von 1974 bis 1978 und setzte sich selbst ein Denkmal mit dem Doppel-Album „Live And Dangerous“, eines der besten Live-Alben aller Zeiten. Leider hielten bald Drogen Einzug in den THIN LIZZY-Kosmos und letztendlich war es mal wieder das Stereotyp des verträumten Rebellen, das ihnen zum Opfer fiel. Phil Lynott starb 1986, drei Jahre nach der Auflösung der Band.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #158 Oktober/November 2021 und Stephan Zahni Müller