45 Jahre später: AC/DC

Foto

If You Want Blood You’ve Got It (LP, Atlantic, 1978)

„What I want I take / What I don’t I break / And I don’t want you“. Vor genau fünfzig Jahren wird in Sydney, Australien von den Brüdern Angus und Malcolm Young eine der größten Rockbands dieses Planeten gegründet. Es gibt keinen Punk, keine SEX PISTOLS, nur harten Rock’n’Roll, der aus Blues hervorgeht. Und keine Band spielt ihn so erdig und charismatisch wie AC/DC. Ein Schelm, der denkt, dass es damals eine kleine Band zufällig nach oben geschafft hätte. AC/DC sind ein durchorganisiertes Kommandounternehmen der ursprünglich aus Schottland stammenden Young-Brüder, die alle ihre Schritte sorgfältig planen, um voranzukommen. Der musikalisch schon erfolgreiche große Bruder George verfügt über die notwendigen Kontakte, Schwester Margarete sorgt für das Gimmick mit der Schuluniform von Gitarrist Angus, der diese nach der Schule sowieso weiter trägt und bei den ersten Konzerten noch nicht einmal volljährig ist. Bon Scott stößt erst 1974 zur Band, Bassist Mark Evans und Rhythmus-Maschine Phil Rudd noch ein Jahr später. Die ersten Alben erscheinen zum Teil nur in Australien und später international als Zusammenstellung, aber nach dem 1975er Album „High Voltage“ siedelt die Band nach London über, um besser touren zu können und näher an den großen Plattenlabels zu sein. „Dirty Deeds“, „Let There Be Rock“ und „Powerage“ folgen Schlag auf Schlag und AC/DC entwickeln sich zu einer großen Nummer im Rock’n’Roll, die die Punk-Explosion relativ unbeschadet übersteht, weil der Schritt von ihrer Ungehobeltheit zu Punk relativ klein ist. Auf der „Powerage“-Welttour nimmt das Quintett seine erste Live-LP „If You Want Blood You’ve Got It“ in Glasgow und Newcastle auf, die am 13. Oktober 1978 veröffentlicht wird. Vom blutrünstigen Cover über die Songauswahl bis zur Performance ist das Album tadellos und schafft es für 58 Wochen in die britischen Charts. Schon der Opener „Riff Raff“ ist ein Riffmonster, das den Mob ausrasten lässt, und wenn nach mehr als zwei Minuten Bon Scotts Stimme die Luft zerschneidet, gibt es kein Halten mehr. AC/DC sind in der Form ihres Lebens, perfekt aufeinander eingespielt und rotzen ihren Rock’n’Roll dem dankbaren Mob vor die Füße. Kann man einen Song besser als „Hell ain’t a bad place to be“ betiteln oder sein Leben besser als in „Problem child“ beschreiben? AC/DC sind hier purer Rock’n’Roll: Provokation, Bad Boys, Frauen. Bon Scott hat kaum noch mehr als ein Jahr zu leben und lässt kein Klischee aus, aber seine Art, Geschichten zu erzählen, wie im blueslastigen „The Jack“ oder im treibenden „Let there be rock“, ist unerreicht. Fragt nicht, wie AC/DC fast 53 Minuten Inferno auf eine LP bekommen haben, aber jede Sekunde ist hier pure unverwässerte Energie und Magie. Ein Meilenstein.