Als im Herbst 1977 das SEX PISTOLS-Debütalbum „Never Mind The Bollocks, Here’s The Sex Pistols“ in die Läden kam, da waren die vier Bandmitglieder Johnny Rotten, Steve Jones, Paul Cook und Sid Vicious und ihr Manager Malcolm McLaren bereits reich. Nicht zuletzt durch Abfindungen von Plattenfirmen, welche sich lieber freikauften, als die Platte zu veröffentlichen.
Die kurze Bandgeschichte wurde inzwischen akribisch untersucht und in umfangreichen Büchern wiedergegeben – wer nun aber tatsächlich auf dem Album Bass spielt, ist bis heute nicht vollständig geklärt. Rotten erklärt in seiner Biografie von 1994, dass der geschasste Glen Matlock als bezahlter Session-Musiker angeheuert wurde, da Vicious’ Fähigkeiten als Musiker für die Veröffentlichung nicht ausreichend waren. Matlock hingegen beteuert, er sei bloß bei einem Track zu hören, welcher jedoch noch vor der Produktion aufgenommen worden sei. Letztendlich dürfte wohl die Version stimmen, dass Steve Jones sämtliche Spuren eingespielt hat – mit Vicious’ Bass bei „Bodies“ im Hintergrund. Plus Matlocks Bass bei „Anarchy in the UK“. Somit hat Jones das Album größtenteils im Alleingang eingespielt, besteht „ Never Mind The Bollocks“ doch aus jener dicken Gitarrenwand, der ich persönlich das semi-offizielle „Spunk“-Bootleg als rauhere Alternative vorziehe. Zwei Wochen vor dem Veröffentlichungsdatum am 4. November 1977 überschwemmte bereits eine französisch/belgische Pressung den englischen Markt, worauf Virgin Records sofort das eigene Produkt veröffentlichte. Beide Versionen enthalten elf Songs (und diverse Fehler auf den Labels), haben teilweise ein einfarbiges Backcover, teilweise eines mit den Songtiteln aufgedruckt. Bald wurde dem Album eine einseitige 7“ mit dem Song „Submission“ und ein Poster beigelegt. Und weil der Singletrack „Submission“ später zum Albumsong wurde (mit den Liedern in anderer Reihenfolge), steckten die neuen Pressungen dennoch in den alten Hüllen.
Apropos Verpackung: Das von Jamie Reid auffällig in gelb/pinke designte Plattencover erschien jenseits des Atlantiks in rosa/leuchtgrün. Und da sind auch noch diese „Erstveröffentlichungen“ ohne Cover – welche allerdings die Dave Goodman-Demos enthalten und somit jene „Spunk“-Veröffentlichung darstellen, welche ebenfalls in der Hitze des Gefechtes günstig von Virgin Records veröffentlicht worden sind, um die französische Pressung unattraktiv zu machen. 1992 erschien mit „Kiss This“ die wohl beste Zusammenstellung von Pistols-Songs, wenn auch wichtige Beiträge des „The Great Rock’n’Roll Swindle“-Soundtracks fehlen.