Wir schreiben das Jahr 1983. METALLICA und SLAYER veröffentlichen ihre Debütalben, die auch bei den Hamburger Heavy-Metal-Kids wie eine Bombe einschlagen. Fanzines wie das Ox und das Trust existieren noch lange nicht und an so etwas wie das Internet ist noch nicht einmal zu denken. Als Informationsmedium fungiert das gerade gegründete Rock Hard (damals noch als Schwarzweiß-Fanzine) oder der wöchentliche Ausflug zu Michelle Records in die Hamburger Innenstadt. Es ist die Zeit, in der man sein sauer erspartes Taschengeld für wenige, ausgewählte Schallplatten ausgab und sich auch des Öfteren vom Plattencover einer Neuerscheinung im Regal inspirieren ließ. Ein solcher Kauf war damals das Debütalbum von KING KURT, denn das durchgeknallte Comic-Dschungel-Covermotiv gab damals wohl den entscheidenden Impuls zur Kaufentscheidung. Vierzig Jahre später senkt sich die Nadel auf das Vinyl und „Zulu beat“ erklingt. Ein starker Opener, der zwar nicht unbedingt lyrisch wertvoll ist, aber durch seinen Rhythmus sofort das Tanzbein zucken lässt. Danach machen KING KURT alles richtig und schieben mit „Destination Zulu Land“ sofort den Hit der Platte nach. Ein Song, den in den Achtzigern wahrscheinlich jeder Punkrocker und Psychobilly kannte und der auch heutzutage noch erstaunlich frisch klingt. Überhaupt ist es die Mischung aus Punk und Psychobilly, die sich wie ein roter Faden durch das Album zieht und zum Markenzeichen der Band wurde. Die zwölf Songs auf diesem Album sind ein Feuerwerk an Abwechslungsreichtum und ein echter Ausfall ist auch aus heutiger Sicht nicht auszumachen. Bei „Hound dog“ treibt die Südstaaten-Fiddle zum Squaredance-Sound den geneigten Zuhörer:innen die Tränen in die Augen und die A-Seite endet schließlich mit einer schönen Version von „Ghost riders in the sky“. Zeit zur Erholung bleibt jedoch nicht, denn zu Beginn der B-Seite wird mit „Gather your limbs“ wieder richtig Gas gegeben und der Höhepunkt ist sicherlich die Interpretation des Klassikers „Mack The Knife“ aus der „Dreigroschenoper“ von Bertolt Brecht und Kurt Weill. KING KURT waren zu ihrer Hochzeit hauptsächlich für ihrer exzessiven Live-Shows bekannt, bei denen sie säckeweise Mehl ins Publikum schütteten oder Malerfarbe über den Fans in den ersten Reihen auskippten. Nötig hätten sie diese medienwirksamen Eskapaden sicherlich nicht gehabt, denn sie waren musikalisch einfach gut genug, um aus der Masse der Veröffentlichungen herauszustechen. Auch heute ist Sänger Smeg noch mit KING KURT aktiv und spielt mit wechselnden Musikern regelmäßig Konzerte. Ob diese sehenswert sind, darf bezweifelt werden, aber „Ohh Wallah Wallah“ ist ein Stück Musikgeschichte.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #166 Februar/März 2023 und Christoph Lampert