Schon das erste Demo „Anti Hagenbach Tape“ der Augsburger Punkband schlug hohe Wellen und wurde unter anderem im Maximum Rocknroll von Jello Biafra und Pushead abgefeiert. Auch Thomas Ziegler vom Label Mülleimer reagierte schnell. Er ließ die Band um Archie Alert (später TERRORGRUPPE) in Pforzheim einige Songs für den „Ultra Hardcore Power“-Sampler aufnehmen. Kurze Zeit später fragte er wegen eines ganzen Albums an und fuhr mit ihnen nach Berlin, wo INFERNO im Music Lab Studio bei Harris Johns in nur 33 Stunden die „Tod & Wahnsinn“-LP aufnahmen und abmischten. INFERNO spielten für die LP insgesamt zwanzig Songs ein, die sich auch auf dem „Anti Hagenbach Tape“ befanden und denen John Harris den richtigen Schliff verpasste, wobei er den schon damals einmaligen Sound der Augsburger perfekt einfing. Denn INFERNO waren nicht eine der vielen deutschen Bands, die sich eher am britischen Punk orientierten und den Sound spielten, der heute unter dem Begriff „Deutschpunk“ gelistet wird. INFERNO spielten ihre Tracks in einer Geschwindigkeit und in einer Brachialität herunter, wie es zu dieser Zeit kaum eine andere BRD-Punkband schaffte. Nicht zufällig waren einer ihrer wichtigsten Einflüsse DISCHARGE, nach deren Song „Decontrol“ sich die Band zunächst benannt hatte. Aber auch der Finnland-Hardcore hatte hörbar Spuren hinterlassen. Schon der Opener „Wodka“ vermittelt den Eindruck, dass die Band versucht, sich in puncto Speed selbst zu überholen. Der nächste Track „Ram it up“ dürfte zu den bekanntesten Stücken von INFERNO gehören, denn er wurde schon 1985 von der US-Thrash-Metal-Band S.O.D. gecovert. Zu den Hauptthemen auf „Tod und Wahnsinn“ zählt das Leben im Kalten Krieg und die ständige Bedrohung durch einen Atomkrieg zwischen NATO und dem Warschauer Pakt, die sie in Songs wie „Life at war“, „Ziel Deutschland“ oder „Tod & Zerstörung“ aufgreifen. Dem US-amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan wurde als einem der Hauptakteure ein eigener Song gewidmet. Auch die Gefahr von rechts wird thematisiert. So geht es in „Steinkopf“ um die damalige westdeutsche Skinhead-Szene, die in weiten Teilen stramm rechts war, aber auch der Ku-Klux-Klan wurde kritisiert. „Moorsoldaten“ ist die INFERNO-Version eines Liedes, das 1933 von Häftlingen des Konzentrationslagers Börgermoor bei Papenburg im Emsland geschrieben worden ist. Doch INFERNO machten sich auch Sorgen um die Zukunft der Bundesrepublik und forderten deshalb spöttisch „Birne muss Kanzler bleiben“. „Birne“ war der Spitzname von Helmut Kohl. Das Tempo wurde nur für das „Liebeslied“ gedrosselt, um dann beim letzten Song „Administration“ noch mal voll hochzufahren. Das fantastische Artwork stammt vom US-amerikanischen Künstler Pushead.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #173 April/Mai 2024 und Triebi Instabil