Gerade mal 600 Pfund soll die Aufnahme des Debütalbums der schottischen Vorzeige-Punkband gekostet haben. Im April 1981 auf Secret Records erschienen, erreichte „Punks Not Dead“ einen Monat später Platz 20 der UK-Charts und wurde nebenbei zum meistverkauften UK-Independent-Release 1981 mit einem Absatz von 150.000 Exemplaren.
Darüber hinaus entwickelte es sich rasant zum Kultalbum einer pogobesessenen, desillusionierten Generation junger Briten – und gilt bis heute bei vielen als bestes Punk-Album aller Zeiten. Auch hierzulande wurde man schnell auf das Werk aufmerksam. Für mich und sicherlich unzählige andere frustrierte Jugendliche entwickelte sich „Punks not dead“ zur Hymne für eine nicht immer ungefährliche Jugend als nietenbestückter Jungpunk Anfang der Achtziger Jahre, sowohl auf dem Dorf als auch in der Großstadt. Frontmann Wattie war zu dieser Zeit nach eigenen Angaben der erste Punkrocker in Edinburgh mit Iro und nahm dafür sicherlich deutlich mehr Stress auf sich als sämtliche heutige Beckham-Frisur-Kopisten zusammengerechnet. Grund dafür war nicht zuletzt der bereits ein Jahr zuvor erschienene Song „Fuck the mods“ auf der „Army Life“-7“. „Punks Not Dead“ provozierte munter weiter: Der Titelsong, eine trotzige Reaktion auf den drei Jahre zuvor erschienen CRASS Song „Punk is dead“, gefolgt von „Mucky pup“, einer Coverversion der relativ unbekannten 77er-Band PUNCTURE, und am Ende der A-Seite „Sex and violence“ mit einer Gesamtlänge von 5:11 Minuten, dessen Text lediglich aus genau diesen drei Wörtern besteht. Von vielen als Gipfel des Stumpfsinns verdammt, bewährt sich der Song heutzutage ironischerweise als feststehendes Ritual jeder EXPLOITED-Show, zu dem ein Teil des Publikums zum fröhlichen und friedlichen Miteinander-Feiern auf die Bühne gebeten wird.
Die B-Seite startet mit „SPG“, der bissigen Verbalattacke auf eine bis 1987 tätige Spezialtruppe der Londoner Polizeibehörde mit sehr zweifelhaftem Ruf. Zwei Songs später dann die Hymne „Exploited Barmy Army“: der perfekte Schlachtruf der blühenden Oi!-Phase und eines vom Thatcher Regime zutiefst frustrierten und höchst gewaltbereiten Publikums. Das Abschlussstück „I believe in anarchy“ fasst schließlich die von CRASS so umfassend elaborierte politische Theorie für die Kids der Straße in einfacheren Worten zusammen: „I’m not afraid of being a punk, and I don’t care and don’t give a fuck, and I don’t care what you say, ’cause I believe in anarchy“.
Discogs listet 40 unterschiedliche Versionen – spätere CD-Wiederveröffentlichungen enthalten teilweise die Songs der „Oi! – The Album“-Compilation sowie der ersten vier EPs. Im Booklet eines 2004er CD-Rereleases prophezeite Garry Fielding vom Beat of the Street-Magazin: „Dieses Album und THE EXPLOITED werden in zehn Jahren wichtiger sein als alle ihre angeblich so angesagten Indie-Zeitgenossen“. Darauf ein Pint!