35 Jahre später: PETER MURPHY

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Deep (LP, Beggars Banquet, 1989)

„Deep“ ist das dritte Soloalbum von Peter Murphy und subjektiv sein bestes, zusammen mit „Lion“ (2014), mit Ausnahmesongs wie „Cuts you up“ und dem Albumhighlight „A strange kind of love“, das bei seinen Konzerten ab und an nahtlos in „Bela Lugosi’s dead“ von BAUHAUS überging. Das Stück ist eher „schlicht“ und akustisch gehalten, wenn es auch in mehreren Versionen existiert. Ein Song, der ein Muss auf jedem Mixtape war, das man in den späten 1980er Jahren der Liebsten mit selbstentworfenem Coverartwork schenkte. Das Video zum Song stammt von seiner Frau Beyhan Murphy mit einem Cameo-Auftritt seiner damals zweijährigen Tochter Hurihan Murphy, die ihn später hin und wieder auf der Bühne begleitete, wie etwa 2020 in New York.

Ned Raggett hat auf Allmusic treffend zum Album geschrieben: „‚A strange kind of love‘ is a striking love song, with acoustic guitar and plaintive Statham keyboards supporting one of Murphy’s strongest lyrics and performances.“ Das lag auch an seiner Begleitband THE HUNDRED MEN, mit Bassist Eddie „Twiggy“ Branch (UK DECAY) und Paul Statham von B-MOVIE, die mit „Nowhere girl“ (1980) bereits eine echte Wave-Pop-Perle geschaffen hatten. Dass Peter Murphy mit diesem Album zum Grandseigneur des dunklen und melancholischen Pop-Songs wurde, konnte nicht erstaunen, denn schon BAUHAUS lieferten mit Songs wie „Hollow hills“ (1981) die Grundlage dafür, zudem hat er einen ähnlichen Sound bereits mit DALIS CAR mit Mick Karn (Bassist von JAPAN) auf dem Album „The Waking Hour“ (1984) geschaffen.

Aber es war eine musikalisch nachvollziehbare Weiterentwicklung für Peter Murphy, den „Godfather of Goth“, der mit BAUHAUS ein Genre geboren und definiert hatte, und diese hatte sich bereits mit dem Song „Tale of the tongue“ vom Vorgänger „Should The World Fail To Fall Apart“ (1986) angedeutet. „The line between the devil’s teeth“ von „Deep“ ist eine Art Reinterpretation des BAUHAUS-Klassikers „In the flat field“ (1980) und ist somit die größte Schnittmenge mit BAUHAUS, was auch die Dynamik beider Songs verdeutlicht. In gewissem Sinne tat es Peter Murphy seinen ehemaligen BAUHAUS-Bandkollegen „musikalisch gleich“, denn David J, Kevin Haskins und Daniel Ash beschritten ab 1985 mit LOVE AND ROCKETS ähnliche Wege, wenn auch das Timbre von Peter Murphy einmalig bleibt. „Deep“ gilt im Solowerk von Peter Murphy als das „Fan-Album“ schlechthin.