Mit den beginnenden Achtziger Jahren änderte sich nicht nur der Sound, sondern auch die Herkunft der Musiker. Die Bands aus den Suburbs und den strandgesäumten Kleinstädten eroberten die Bühnen von Los Angeles, der Herzkammer des kalifornischen Punks. Mittendrin CHANNEL 3, die einen vom Backcover ihres Debüts beinahe noch bübisch anblicken und sich nicht so recht entscheiden können, ob sie nun freundlich oder tough dreinschauen sollen. Achtung: Überinterpretation möglich, denn zwischen jenen Polen pendeln auch die Songs. Während viele Bands den Punk auf die Essenzen Geschwindigkeit und Aggression zu Hardcore einkochten, bewahrten sich Mike Magrann und Kimm Gardener – Freunde seit der Grundschule und der kreative sowie über die Jahre ihrer Karriere gleichbleibende Kern von CH3 – eine stilistische Bandbreite, die immer Melodiösität und Aggressivität miteinander verband. Drängelnde, von grollenden Gitarren und einer wummernden Rhythmussektion dominierte sowie von jugendlicher Verunsicherung geprägte Songs wie der Opener „Out of control“ oder „Catholic boy“ – ein Thema, das sich durch die Lyrics zieht und zutreffend mit dem Albumtitel erfasst wurde – stehen neben rockigen Hymnen wie „You make me feel cheap“ oder dem poppigen „I wanna know why“, in denen sich der Einfluss des britischen Punk am deutlichsten zeigt, der aber auch sonst präsent ist.
Damit war der Sound von CH3, die alle stilistischen Unterschiede zu einem stimmigen Gesamtalbum zu verschmelzen wussten, im kalifornischen Kosmos einzigartig und dies brachte ihnen früh einen Deal beim Platzhirsch Posh Boy Records ein. Dessen Gründer und Chef Robbie Fields produzierte dann auch selbst alle drei Releases, die CH3 bei ihm veröffentlichten. Man ging aber nicht im Streit auseinander, denn Fields besaß unbestreitbar eine Leidenschaft für Punk, verdiente aber auch leidenschaftlich gerne Geld, weshalb sich etliche Bands sich über seine zweifelhaften Geschäftspraktiken beklagten. CH3 selber scherzten, sie seien wohl die einzige Band, die noch ein gutes Verhältnis zu ihm habe.
„Fear Of Life“ ist hörbar ein Album des kalifornischen Hardcore-Punk der frühen Achtziger, aber ohne dabei einer stilistischen Eingrenzung erlegen zu sein. Ein gut gealterter Klassiker, der in seinen verschiedenen Lizenzierungen und Rereleases allerdings auch Änderungen bei der Reihenfolge der Tracks, durch Hinzufügen von Songs von vor und nach dem Debüt, erfahren musste. CH3 existieren bis heute, verloren sich zwischendurch jedoch im Hardrock und veröffentlichten zuletzt mit „Put ’Em Up“ ein sich wieder ihrem Ursprung näherndes Album, wenn auch mit einem etwas geglätteten und ruhigeren Sound.