„Sonic Temple“ ist das vierte Album von THE CULT und ein plakatives Statement von Gitarrist Billy Duffy in Bezug auf den Stellenwert der Gitarre im Rock, wie das Cover verdeutlicht. Produziert wurde es in Vancouver, Kanada von Bob Rock, der später auch mit METALLICA arbeitete. Der Ort war eine glückliche Fügung, denn beim Song „New York City“ ist Iggy Pop als Gastsänger dabei. Iggy Pop war während der Sessions zu einem Konzert in der Stadt und Ian Astbury fuhr ihn auf seiner Harley-Davidson nach dem Konzert ins Studio. „Sonic Temple“ liegt im Spannungsfeld zwischen Blues-getränktem Hardrock und Stadionrock und schaffte es in den USA in die Billboard Top Ten (mit vier Singles in den Top 20). Die Tour zum Album fand im Vorprogramm von METALLICA statt. Bei den Studiosessions war zeitweise KISS-Schlagzeuger Eric Singer dabei. „Edie (Ciao baby)“ ist eine emotional mit Streichern angereicherte Hommage an Edie Sedgwick, die Muse von Andy Warhol, aber auch eine persönliche Huldigung von Ian Astbury an Warhols New Yorker Factory. 2001 schrieb er mit „Nico“ für das Album „Beyond Good And Evil“ einen Song über Nico („Die schönste Frau der Welt. Sie verkörperte für mich das Yin und das Yang.“). „Sweet soul sister“ und „Soul asylum“ sind zeitlose Glanzstücke und wurden beide in Paris geschrieben. „Sweet soul sister“ beschreibt die Amerikanisierung Europas, ähnlich wie „51st state“ von NEW MODEL ARMY einige Jahr zuvor, und beginnt mit einem extrem hymnischen Orgelpart, bevor der Song in eine stadiontaugliche Bluesrock-Hymne voller „Billy Duffy-Schizophrenie“ übergeht. „Fire woman“ schaffte es in die Heavy Rotation bei MTV. Das Video prägte das Image der Band zu dieser Zeit: Ian Astbury in schwarzer Lederhose mit langen schwarzen Haaren und einem mit Totenschädeln verzierten Stetson, und Billy Duffy in der für ihn typischen breitbeinigen Haltung mit seiner favorisierten Gretsch-Gitarre. Mit „Sonic Temple“ erfanden sich THE CULT komplett neu: „We certainly didn’t want to repeat ourselves. We wanted to retain our core DNA as we went deeper into psych and hard rock influences. It was a complete immersion for me into art, film, music, poetry and literature“, so Ian Astbury 2019 in einem Interview im Zuge der Neuveröffentlichung von „Sonic Temple“. Im Rückblick empfindet er „Edie“, „New York City“ und „American horse“, eine Reminiszenz an die Indianer als die Urbevölkerung der USA (er war stets begeistert von deren Kultur), als das Herzstück des Albums. Ken McIntyre vom Online-Magazin Louder schrieb über das Album treffsicher: „They were never as big afterwards. All that matters is that ‚Sonic Temple‘, as befitting its audacious title, still sounds like a holy document: the New Testament of rock’n’roll.“