30 Jahre später: D.R.I. - Crossover (Metal Blade, 1987)

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Die DIRTY ROTTEN IMBECILES stammen aus Texas und siedelten von dort nach San Francisco über. Ihre erste „Dirty Rotten EP“ von 1982, die um ein paar neuere Songs ergänzt als „Dirty Rotten LP“ 1983 wiederveröffentlicht wurde, war purer Hardcore. Die Lieder mit unter einer Minute Länge wurden schlicht und einfach runtergeknüppelt. Das gilt auch für die „Violent Pacification“-7“ von 1984. Auf der LP „Dealing With It“ (1985) zeigte man sich offener und steuerte zum Geknüppel ein paar Songs bei, die durch ihre langsamere und melodischere Richtung eine Veränderung des Stils andeuteten. Die Platten genießen bis heute Kultstatus.

Für einige Fans kam 1987 dann mit der auf Metal Blade veröffentlichten LP „Crossover“ der Bruch. Hier vermischte sich eine gehörige Portion Thrash Metal mit dem ursprünglichen Hardcore. Neben der Hochphase von Thrash zu dieser Zeit ist ein weiterer Grund dafür sicherlich, dass die Band neben anderen wie GANG GREEN oder SUICIDAL TENDENCIES einfach Grenzen wegfegen wollte, die bis dahin bestanden – was der Name der LP natürlich wunderbar ausdrückt, ebenso Textzeilen wie „Cross over the line of / Your stubborn closed mind“. Zu dieser Zeit hatten viele Punks, Hardcoreler und Metaller dieselben Hobbys wie Skaten oder BMX-Fahren (der Song „Redline“, benannt nach der BMX-Marke, deutet es an) und trafen an ihren üblichen Orten aufeinander. Rapper waren hier auch immer dabei, allerdings war HipHop für D.R.I. kein Thema, das floss jedoch bei anderen Bands wie zum Beispiel ANTHRAX mit ein. Ich erinnere mich gut, wie es endlich einmal egal war, wer aus welcher Szene kam und ob die nun cooler war als eine andere – diese Selbstverständlichkeit an den verschiedenen Skate- und BMX-Spots war einfach schön. Das kann man auch an den vielen Fotos auf dem Innersleeve erkennen, von Iro-Trägern über Langhaarige mit HIRAX-Shirt bis zu Typen mit Basecaps ist alles vertreten.

„Crossover“ wurde von Bill Metoyer produziert, der auch schon für SACRED REICH und SLAYER gearbeitet hatte. Die Gitarren klangen wesentlich cleaner und die Songs wurden deutlich länger. Der Opener „The five year plan“ entwickelte sich im Laufe der Zeit durch seinen langsamen Aufbau und dem darauf folgenden Thrash/Hardcore-Geknüppel zu einem Klassiker, den zum Beispiel HOLY MOSES coverten. Auf der Platte sind zwölf Lieder mit einer Dauer zwischen einer und fünf Minuten, klassische Baller-Songs sind auch enthalten („A coffin“, „I.D.K.Y.“), nur einfach wesentlich besser produziert. Auf dem Cover wird der „D.R.I.-Slammer“ in vollem Glanz in den Himmel gehoben – ob das lächerlich wirkte oder eine Vollendung ausdrücken sollte, die die Band mit ihrer Musik nun gefunden hatte, darf jeder selbst beurteilen. Für mich war es letzteres.