Nachdem 1997 ihre erste Single „SunDials“ erschienen ist, brachten ALKALINE TRIO aus Chicago im Sommer 1998 ihr wegweisendes Debütalbum „Goddamnit“ raus. Aufgenommen mit einem lächerlich schmalen Budget von 900 Dollar in nur fünf Tagen und veröffentlicht über das kleine Indielabel Asian Man Records, bahnte sich hierauf bereits Großes an. Dennoch hätte damals niemand damit gerechnet, dass sich das Album später mehr als 200.000 Mal weltweit verkaufen würde. Doch Labelboss Mike Park hatte schon immer ein glückliches Händchen bei der Auswahl seiner Bands und dank seinem unermüdlichen DIY-Ethos – noch heute betreibt er das Label aus der Garage seiner Eltern heraus – war der Grundstein für den steilen Karriereweg von ALKALINE TRIO gelegt. Zuvor hatte Mike das ebenfalls fantastische Album „Freewheelin“ von TUESDAY veröffentlicht, deren Sänger und Bassist Dan Andriano kurze Zeit später bei ALKALINE TRIO einstieg und mit seiner nasalen Stimme bis heute eines der Markenzeichen der Band darstellt. Insgesamt gingen die Herren um Hauptsänger Matt Skiba auf „Goddamnit“ noch ziemlich rauh und ungestüm zu Werke. Im Vergleich zu den späteren Alben der Band, die häufig stark überproduziert wirkten, klingt das Debüt noch nach stickigem Proberaum: Die Gitarren schrammeln, das Schlagzeug rumpelt und hin und wieder finden sich auch kleine Unsauberkeiten – vor allem beim Gesang, der nicht nachträglich glattpoliert wurde. Stilistisch machten sie schon damals keinen Hehl aus ihrer Vorliebe für JAWBREAKER, GREEN DAY oder SAMIAM, doch das wunderbare Wechselspiel zwischen Skibas schnelleren Emo-Punk-Songs und Andrianos eher rockigeren, ausgetüftelten Liedern macht „Goddamnit“ zu einem außerordentlich vielseitigen Debüt. Hier fanden zwei kongeniale Songwriter zusammen, die sich sowohl abwechselnd als auch gemeinsam singend perfekt ergänzen. Beiden gemein war schon immer der Hang zum Düsteren, was sich nicht nur in ihrer Vorliebe für Artwork in typischer Schwarzweiß-Optik, sondern auch textlich deutlich manifestiert. So verstanden es ALKALINE TRIO bereits von Beginn an, Liebeslieder morbide und völlig unkitschig klingen zu lassen. Übrigens stammt das Coverartwork zu „Goddamnit“ von Heather Hannoura, der Ex-Frau von Laura Jane Grace, die jahrelang nicht nur für unzählige Merchandise-Designs des Trios verantwortlich war, sondern auch das charakteristische „Heart and Skull“-Logo entwarf, das als Tattoo mittlerweile die Gliedmaßen unzähliger Alkaline-Fans ziert. So lässt sich resümierend festhalten: Mit seinem Klassiker „Goddamnit“ hat das Trio definitiv alles richtig gemacht.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #171 Dezember 2023/Januar 2024 2023 und Christoph Siart