20 Jahre später: PENNYWISE - Full Circle (Epitaph, 1997)

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Wer 29 Jahre Bandgeschichte mit musikalischer Innovationsverweigerung betreibt und seine Epigonen überlebt, der meint es ernst. Und wird durch diese Beharrlichkeit zur Institution. PENNYWISE sind simpel und vorhersehbar, aber gerade dadurch auch geradlinig und echt. Das 1997 erschienene vierte Album „Full Circle“ ist dafür das beste Beispiel. Es steht ganz im Zeichen des Selbstmordes des Gründungsmitglieds und Bassisten Jason Thirsk im Jahr 1996. ONE HIT WONDER-Bassist Randy Bradbury hatte die Band seit 1993 während der Klinikaufenthalte von Thirsk unterstützt und übernahm von dessen Tod an bis heute die Rolle als viertes Mitglied. Das Album ist musikalische Trauerarbeit und eine optische und inhaltliche Brücke zwischen den Anfängen und der Weiterentwicklung von PENNYWISE. Das Artwork gleicht einer Traueranzeige und ist dem Debüt nachempfunden, statt in Blau/Schwarz jedoch in Schwarz/Silber. Der Großteil des Innencovers von „Full Circle“ besteht aus einem Live-Foto von Thirsk. Auch das Backdrop der folgenden Tour ist schlicht ein Porträt von ihm.

Inhaltlich dominiert der persönliche Verlust gegenüber politischen Themen, etwa in „Date with destiny“, „Final day“, „Broken“, „Running out of time“ oder „Nowhere fast“. Ein unerwartetes Highlight des Albums ist die Neuauflage der „Bro hymn“ von 1991. Der eigentlich als Standardrepertoire jeder Dorfdisco mit Indie-Abend und Torhymne des VFB Stuttgart totgespielte Nervtöter kommt in einer halbimprovisierten schnelleren Form mit mehreren Gastsängern daher. Wenn am Ende des Textes Thirsks jüngerem Bruder Justin, damals Drummer bei 98 MUTE, bei der Zeile „Jason, my brother, this one’s for you“ die Stimme wegbricht, läuft einem schon ein leichter Schauer über den Rücken. Zum Abschluss des Albums gibt es als Hidden Track ein fast viertelstündiges Klavierstück, gespielt von Ronnie King, Keyboarder von THE JOYKILLER. Zu hören ist das als Filmmusik bei „Poison Ivy“ verwendete Klavierstück bereits als Intro auf dem 1993er Album „Unknown Road“ , wobei die zum Ende eingebauten Dissonanzen im ansonsten harmonischen Stück den Riss in der PENNYWISE-Welt sinnbildlich widerzuspiegeln scheinen.

„Full Circle“ hat wenige handfeste Hits, ist aber in seiner düster-aggressiven Stimmung trotzdem kompakt und in sich stimmig. Kein Highlight des Gesamtwerks, aber die Gelenkstelle einer Bandbiografie. Musikalisch wie immer oldschooliger, so wie JFA/FACTION, als die meisten ihrer Labelmates. Hier raffen sich vier Musiker nach dem Verlust eines Freundes und des kreativen Motors der Band auf und machen das, was sie am besten können. Der Übergang zwischen Pathos und Punk ist dabei fließend, wirkt aber dennoch nachvollziehbar und ehrlich. PENNYWISE for life!