Während die eine Entwicklungsflanke des Hardcore in der zweiten Hälfte der Neunziger einen immer technischeren, hektischeren Stil entwickelte und mit sauberen, klaren, oftmals metallischen Produktionen bis an den Rand des Mainstream mäanderte, brodelte um Labels wie Profane Existence und Prank in den USA eine revitalisierte Crust-Szene – die andere Entwicklungslinie –, die sich den Marketingmechanismen der Musikindustrie komplett verweigerte (keine Werbung, kaum Interviews, keine Videos im Musikfernsehen) und dem erstarrten Crust neue Impulse gab, indem man ihn mit doomigem Hardcore kreuzte. DISCHARGE trifft NEUROSIS. Das wurde besonders von der Szene in Memphis, Tennessee in einer knochenbrechenden Brachialität vorgetragen, ohne dabei breitbeinig und großmäulig zu klingen.
HIS HERO IS GONE waren neben URANUS und TRAGEDY (drei Bands mit diversen Mitgliederüberschneidungen) die bekanntesten Vertreter aus dem Süden und veröffentlichten mit ihrem zweiten und letzten Album „Monuments To Thieves“ das Meisterwerk ihrer nur vierjährigen Bandexistenz. Ein verzweifelt apokalyptischer Sound, doomig, mit Verzerrungen nahe am Hörsturz, krachig und zäh. Klaustrophobische, peinigende, interagierende Gitarren, zermalmende Riffs, die Eingeweide erschütternde Growls, ein knochentrockenes Schlagzeug, das durch die Songs rattert wie eine ächzende und pfeifende Maschine und dem insgesamt das selten zu beobachtende Kunststück gelingt, gelegentliche Tempodrosselungen hin oder her, auch mit kaum vorhandener Varianz nicht eintönig zu werden. Das Album knackt nicht einmal die halbe Stunde Spielzeit, verbittet sich jeden ausufernden Pathos und bleibt musikalisch wie textlich unerbittlich und konfrontativ. Dies ist keine Einladung zum Tanz, kein Abrufen und Bedienen eines schillernden Popdiskurses, kein Woohoo, kein New Noise, HIS HERO IS GONE verschlingen dich und spucken dich dann unverdaut wieder aus.
So düster wie der Sound sind auch die Lyrics über eine sich in den endgültigen Untergang produzierende und konsumierende Welt, die von Rassismus und inhumanen Vorstellungen durchdrungen ist und ihren Akteuren Denkmäler baut, statt sich von ihnen zu befreien. Das ist noch nicht einmal dystopisch im engeren Sinne, weil HIS HERO IS GONE keine Anti-Zukunft entwerfen, sondern die Abgründe der Gegenwart ausleuchten. Der Finger in der Wunde, der auch heute dort noch liegen bleibt und seine Berechtigung hat, während der Großteil der damals fleißig beworbenen und für jedes Interview bereitstehenden Bands heute vergessen oder irrelevant ist.