20 Jahre später: DOWNSET

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Check Your People (CD, Epitaph, 2000)

Von 1987 bis 1992 gab es die Band SOCIAL JUSTICE, die eine LP und eine 7“ veröffentlichten. Ihre LP erinnert an die erste von SUICIDAL TENDENCIES – beide Bands kommen auch aus Los Angeles. Ihre LP haben SOCIAL JUSTICE im Westbeach Recorders-Studio von Brett Gurewitz (BAD RELIGION) eingespielt. Die Musiker waren auf den Straßen L.A.s aufgewachsen, die von Gangs bevölkert waren. Unter den Bandmitgliedern waren Graffiti-Künstler, so dass sie auch mit Rap in Berührung kamen. Die Genres hatten sich schon länger angenähert, man denke nur an die Kooperationen von RUN DMC mit AEROSMITH, SLAYER und den BEASTIE BOYS oder ANTHRAX mit PUBLIC ENEMY.
1994 nannte sich die Band um Sänger und „Lenker“ Rey Oropeza um in DOWNSET. und veröffentlichte ihre erste selbstbetitelte LP. Die mehrfach gesprochene Introzeile „Anger, hostility towards the opposition“ dürften die meisten kennen – aus einem geschrienen „Anger“ bestand auch der Refrain des gleichnamigen, ihrem bekanntesten Lieds. DOWNSET. gingen mit BIOHAZARD und DOG EAT DOG auf Europatournee. Doch wegen „Anger“ hielt ich sie fälschlicherweise für Prolls, die mich nicht interessieren sollten. Jahre später erst merkte ich, dass es in dem der Song um den Tod von Reys Vater ging, den die Polizei, das LAPD, umgebracht hatte.
1996 folgte „Do We Speak A Dead Language?“, erschienen noch auf Mercury/Polygram/Universal, und 2000 dann der perfekt produzierte Bulldozer „Check Your People“, nun auf Epitaph, da Mercury nicht mehr imstande war, sie zu veröffentlichen. Auffallend ist zunächst das Coverfoto, das einen wegrennenden Typen verfolgenden und auf ihn einschlagenden Mob zeigt. Der Schriftzug „Check Your People“ auf dem Foto erscheint für mich nicht als Ironie oder Witz, denn in diesem Kontext man kann das durchaus wörtlich verstehen, vor allem wenn man die Gangkriminalität und den Rassismus betrachtet, dem die Band und vor allem der hispanische Sänger Rey ausgesetzt waren. Textlich drücken sich solche Beschreibungen hier oftmals in religiösen Metaphern aus, wie in „Tear us apart“ oder „Which way“.
Rey war sich bewusst, dass viele sie wegen solcher Texte hassen würden, wie er schon auf dem zweiten Album geschrieben hatte. Im Song „No home (Steady!)“ geht es schließlich um ihre Rolle in der Musikszene, was als Reaktion auf Kritik an der Band verstanden werden soll. So waren sie einmal als RAGE AGAINST THE MACHINE-Nachahmer bezeichnet worden, was völliger Unsinn ist. DOWNSET. klangen viel schleppender und wesentlich härter – und das ist ihr Markenzeichen bis heute. Zudem gefiel es ihnen offensichtlich nicht, mit Bands wie LIMP BIZKIT verglichen zu werden – solchen Pimpfen hatten sie viele Jahre zuvor am ehesten noch die Türe geöffnet. Nach „Universal“ (2004) erschien 2014 noch die CD „One Blood“, die die Band selbst veröffentlichte.