Hardcore (bevorzugt das smarte Zeug aus Washington D.C.) und verquerer Indierock. Wer wollte, könnte die Formel von DIVISION OF LAURA LEE so simpel auf den Punkt bringen und läge nicht mal sonderlich falsch damit. Namedropping gefällig? GIRLS AGAINST BOYS, FUGAZI, DRIVE LIKE JEHU, SONIC YOUTH, THE JESUS AND MARY CHAIN ... Außerdem hat die Band bei Bedarf den „shake appeal“ der STOOGES und weiß um den Reiz ihres spröden Charmes. Klingt nicht gerade erfolgversprechend, ist dafür aber interessant, konsequent und stilvoll. Als sich Per Stålberg, Jonas Gustafsson, Henrik Röstberg und Håkan Johansson 1997 in Vänersborg zusammentun, machen in Schweden vor allem Bands der Marke SATANIC SURFERS, NO FUN AT ALL und MILLENCOLIN von sich reden und werden bevorzugt auf Burning Heart Records veröffentlicht. Auch wenn sich DIVISION OF LAURA LEE musikalisch im Vergleich irgendwo am diametralen Punkt von Punkrock verorten lassen, finden sie hier 2002 mit ihrem Debütalbum „Black City“ eine Heimat. Fraglich ist, welche Erwartungen es seitens der Band gibt. Aber wenn man sich anschaut, was zu der Zeit noch ging, wäre eine breitere Zustimmung durchaus drin gewesen. Auf der einen Seite tragen viele Mitglieder von Hardcore-Bands auf der Bühne RADIOHEAD-Shirts. Auf der anderen Seite ist es die Zeit, in der jede zweite Band, die sich irgendwo zwischen den QUEENS OF THE STONE AGE und THE STROKES einordnen lässt, als der neue heiße Scheiß gilt. THE (INTERNATIONAL) NOISE CONSPIRACY müssen erwähnt werden, nicht aufgrund der gemeinsamen Touren, sondern wegen ständiger Vergleiche. Meiner Ansicht nach sind DIVISION OF LAURA LEE um einiges besser und machen ihre Sache einfach zu gut, um größeren Anklang zu finden. Ein Klischee? Wegen mir, dann kommt hier direkt noch eins: Aufgrund der mauen Resonanz soll beim nächsten Album alles noch besser werden. Wie schon beim Vorgänger arbeitet man mit Kalle Gustafsson Jerneholm (THE SOUNDTRACK OF OUR LIVES, auch diesen Einfluss hört man problemlos raus) zusammen. Als Gast dabei ist unter anderem Nina Persson von THE CARDIGANS, die bei einem Stück singt. Noch mehr Mühe, noch bewusstere Mittelfinger, noch bessere Songs und ein noch cooleres Ergebnis. Trotzdem, „Das Not Compute“ wird das, was man Kritikerliebling schimpft. Zumindest erinnere ich mich nicht, jemals etwas Schlechtes über das Album gelesen zu haben. Ich erinnere mich allerdings an die schlecht besuchte Show im Kölner Underground. Wenn meine Inselbegabung mich nicht trügt, eröffnet die Band ihr Set mit „Endless factories“ und alle Anwesenden, auch wenn das nicht viele sind, haben einen grandiosen Abend.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #176 Oktober/November 2024 und Lars Koch