Foto

AMEN 81

Musik aus der Bayerischen Staatskanzlei

Wenn der Begriff Wutbürger nicht schon durch rechtsoffene Arschlöcher aus dem bürgerlichen Lager extrem negativ besetzt wäre, müsste man ihn für AMEN 81 erfinden. Denn das Trio aus Nürnberg haut mit seinem sechsten Studioalbum einen bitterbösen Brocken raus. 16 Songs über Anti-Demokraten, Verschwörungserzählungen, grausame Ankerzentren, Wohlstandsrausch oder typisch bayerische Vetternwirtschaft. Eine Kriegserklärung an den schlimmen Zeitgeist. Perfektes Timing. In Bayern ist im Oktober 2023 Landtagswahl und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger hat sich in der Flugblatt-Affäre um eine antisemitische Hetzschrift verheddert. Herr Kuschmelka, Thorsten Disruptor und Haxe Hardcore liefern den perfekten Soundtrack zu diesem Sumpf. Songs wie „Königreich Deutschland“ oder „Ravintola Bavariae“ lassen keine zwei Meinungen zu. Vertont mit einer Mischung aus Deutschpunk, Crust und Nineties-Hardcore. Für mich schlägt das Pendel eindeutig mehr in Richtung Hardcore-Punk als in Richtung Crust aus. Wutschnaubend, angriffslustig und brutal. Mehr schreien als singen, Attacke statt Diskurs. AMEN 81 sind nicht bereit, mit irgendjemandem auch nur den Hauch von Kompromiss einzugehen. Das fränkische Trio hat schon einige Kilometer auf dem Tacho. Gegründet 1994 unter dem Namen CORPUS CHRISTI, aber bald kam der heutige Bandname, nachdem sie ein Auto mit dem Kennzeichen „AM – EN 81“ entdeckt hatten. In Nürnberg seitdem eine Institution in der Punk-Szene. 1999 erschien das erste Studioalbum „Zurück aus Tasmanien“, in diese Richtung hat sich das neueste Werk musikalisch auch wieder entwickelt. Brachiales Geknüppel, rasend schnell und anti-deutsch. Mit genialen bayerischen Sprachsamples aus der Mottenkiste. Die Platte mit fast allen bayerischen Ministerpräsidenten auf dem Cover kommt mit einem ansprechenden Textblatt in Form der „Altbayerischen Heimatpost“, Download-Code, einem Bierdeckel und einem Sticker der königlich-bayerischen Antifa. Sehr geschmack- und humorvoll zusammengestellt. Aufgenommen und gemischt hat das Album Dominik Bertelt im Caffeine Recording-Studio im unterfränkischen Hofheim. Dominik kennt man als Drummer beziehungsweise Gitarrist von den Metalbands VENDETTA und ZERRE. Gäste am Mikrofon im Studio waren Frau Kuschmelka, DAS FRISBEE MAUL oder SCHIMPANSENKRIEG. Die Platte kommt in schneeweißem Vinyl und ist limitiert auf 500 Stück. Wie gemacht für Sammler. Der Vorgänger „Attack Of The Chemtrails“ (2018) war noch bei Twisted Chords erschienen. Das Label gibt es aber nicht mehr, deshalb haben die Nürnberger jetzt bei My Ruin angeheuert. Das sind alte Bekannte von AMEN 81, das Label hatte im Jahre 2000 schon die erste, damals selbstbetitelte Single wiederveröffentlicht.