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SPERMBIRDS

Go To Hell And Then Turn Left

Kann und sollte man die „Relevanz“ einer Band an der Schlagzahl festmachen, mit der sie neue Platten raushaut? Das hätte ja was davon, die Intelligenz von Menschen nach der Frequenz ihrer Wortmeldungen zu beurteilen.

Und wie wir alle wissen, sind es ja nicht die Plaudertaschen, die Diskussionen jeder Art in qualitativer Hinsicht bereichern. Einfach mal die Klappe halten, wenn man nichts zu sagen hat, ist eine probate Strategie.

Und auf die SPERMBIRDS übertragen, jene schon Mitte der Achtziger gegründete Band aus der Pfalz, bedeutet das, dass sie auch im Laufe der letzten Jahre immer präsent waren, konstant Konzerte spielten, wenn auch nicht viele, und es sich deshalb gar nicht so anfühlte, dass seit dem letzten Album „A Columbus Feeling“ (2010) schon so viel Zeit vergangen war.

Nun ist das neunte Studioalbum „Go To Hell, Then Turn Left“ raus, wieder auf Rookie Records, dem Label von Jürgen Schattner, selbst Gitarrist bei KICK JONESES und WALTER ELF, jener Band, die von Anfang immer der deutschpunkige Zwilling der SPERMBIRDS war.

Als ich das Album im Juni das erste Mal hören konnte, war ich im Vorfeld nicht für eine Sekunde beunruhigt, mich möglicherweise mit Quatsch à la „Wir wollten mal was Neues ausprobieren und dachten uns ...“ auseinandersetzen zu müssen.

Die SPERMBIRDS haben ihre „Jugendsünden“, diese Mittneunziger-Crossover-Alben „Shit For Sale“ und „Family Values“ mit Interimssänger Ken, einfach weggelächelt – vor allem Lee. Einen Seitensprung verkraftet eine langjährige Beziehung auch mal.

Alles vorbei, alles vergessen. Und seitdem machen die SPERMBIRDS (ja, als Erwachsener würde man seine Band nie „Spermavögel“ nennen, aber hey, die Jugend ...) eben konsequent, was sie seite 35 Jahren schon machen: Hardcore-Punk amerikanischer Prägung, wie er in der ersten Hälfte der Achtziger musikalisch und ideell aus den USA nach Europa schwappte und wie ihn seitdem keine andere Band hierzulande so ausdauernd und im Kern unverändert hegt und pflegt.

Knapp über eine halbe Stunde laufen die 13 Songs, Lee Hollis’ Trademark-Gesang klingt kein Stück anders als auf dem Klassiker „Something To Prove“ von 1986, und seine Texte sind auch kein Stück weniger angepisst – Altersmilde? Up my ass! Man merkt, dass die Band sich nichts beweisen muss, dass es um den reinen Spaß an der Sache geht.

Ja, hier wurde vieles bedacht, aber eben nicht im Sinne von Weiterentwicklung, neue Herausforderungen, blablabla. Stell die alten Fans zufrieden, die mittelalten, und hey, mit etwas Glück kommen auch ein paar neue.

Aufgenommen wurde „Go To Hell ...“ von Gitarrist Steve Wiles (der nach Frank’ Ausstieg 2007 kam und seit Beginn den einzigen Neuzugang darstellt) und Alex Ott in den Paul Lincke Studios in Berlin, gemischt hat Steve das Ganze.

Mission accomplished.