Seit acht Jahren existiert die Hardrock-Band aus Virginia bereits, konnte jedoch trotz qualitativ bemerkenswerter Veröffentlichungen in Form von zwei Split-7“s mit jeweils VOG und BIBLE OF THE DEVIL sowie dem selbstbetitelten Debütalbum kaum von sich reden machen. Auch der Umstand, dass Bandleader Jake Adams 2004 seinen Bruder Pete mit an Bord holte, der wiederum auch für BARONESS an der Gitarre tätig ist, trug nicht gerade dazu bei, dass sich das ändert. Mehr noch, dadurch bekamen VALKYRIE eine Art „Projektcharakter“. Anlässlich des neuen Albums „Man Of Two Visions“ Grund genug für Jake, die Dinge klar zu stellen.
Jake, seit ihr euch im Jahre 2002 gegründet habt, spielt ihr einen sehr klassisch orientierten Stil. Warum habt ihr euch ausgerechnet für diese Richtung entschieden?
2002 kam es dazu, dass die ganze Musik, die aus Kellern und kleinen Clubs zu vernehmen war, zunehmend befremdlich auf mich wirkte. Es fehlte ihr an Soul, Melodie und Groove. Kurz darauf entdeckte ich für mich die Band SPIRIT CARAVAN und mir war sofort klar, dass auch ich mit einer eigenen Band heavy Riffs und Soli spielen musste. Seit jeher höre ich eher klassischen Hardrock aus den Siebzigern, von daher machte es für mich einfach Sinn, ebenfalls diesen Stil zu spielen.
Nun gibt es auf der einen Seite jene Leute, die in euch eine Stoner-Rock-Band sehen wollen, auf der anderen Seite gibt es die, die euch in der Tradition von BLACK SABBATH einordnen. Wo seht ihr selbst euch?
Ich versuche, den Terminus „Stoner“ nicht zu gebrauchen. Ich bin der Meinung, dass dieser Begriff einen in gewisser Weise viel zu sehr einschränkt. Dennoch kann ich es irgendwie nachvollziehen, dass die Leute stets versuchen, Musik zu kategorisieren und sich selbst ein Urteil zu bilden, welcher Stil es denn nun sein soll, den eine bestimmte Band spielt. Wir streben an, so eigenständig wie möglich zu klingen, können jedoch auch nicht verleugnen, wo unsere Haupteinflüsse zu finden sind. Ich schätze, gerade unsere etwas simpler gestrickten Parts sind schon sehr BLACK SABBATH-lastig.
Um ein weiteres Kaufargument für eure Platte zu liefern, zücken die zuständigen Firmen nun gerne den „Feat.“-Stempel, hinsichtlich der Tätigkeit deines Bruders Pete für BARONESS. Ist das etwas, woraus ihr Vorteile ziehen könnt, oder seid ihr dagegen?
Ich bin grundsätzlich gegen jede Art von Hype und Kommerzialisierung, weshalb mir diese Sticker natürlich nicht gefallen. Es ist schwer, sich so dem Projektcharakter zu entziehen. Auf der anderen Seite kann ich aber auch gerade in der heutigen Zeit nachvollziehen, wenn Labels jede Möglichkeit nutzen, ihre Verkäufe anzukurbeln. Das ist wohl mittlerweile schwer zu vermeiden.
Eure Texte lesen sich sehr ernst, wie zum Beispiel der von „Apocalypse unsealed“. Ist das Beschriebene reine Fiktion, oder gibt es reale Bezugspunkte?
„Apocalypse unsealed“ basiert auf den klassischen Vorstellungen des Armageddon aus der Sicht des jüdischen, christlichen und islamischen Glaubens, mit Ausnahme der in den Schriften des so genannten Baha’i-Glaubens dargelegten Perspektiven, die wir hier mit einbezogen haben. Das Oberhaupt dieser arabischen Glaubensrichtung, der Baha’u’llah, glaubte, dass die Erde irgendwann von gewaltigen Katastrophen heimgesucht würde, um irgendwann wieder eine Welt voller Frieden und Einigkeit erreichen zu können.
Bei derart tief gehenden Lyrics liegt es irgendwie auf der Hand, dass diese bei euch einen recht hohen Stellenwert genießen und nicht bloß schmückendes Beiwerk beziehungsweise notwendiges Übel sind.
In der Tat sind uns die Texte sehr wichtig. Ich vertrete innerhalb der Band sogar den Standpunkt, dass die Lyrics hinsichtlich ihrer Wichtigkeit auf einer Linie mit den Riffs stehen. Unsere Songs funktionieren sowohl ohne das eine wie auch ohne das andere nicht richtig. Das ist vermutlich auch der Grund, warum wir nicht Unmengen an Text in unseren Songs verarbeiten, sondern genau überlegen, was wir ausdrücken wollen und wie wir das in Worte kleiden.
Wer genau ist der „Man Of Two Visions“, der eurer Platte den Titel gibt?
Hier haben wir uns wieder auf den Baha’i-Glauben bezogen. Diese Worte stehen metaphorisch für einen Menschen, der zum einen Teil in einer materiellen und zum anderen Teil in einer spirituellen Welt lebt. Es handelt sich um eine Referenz an einen Vers des Baha’u’llah.
Du sprachst vorhin von euren doch eher klassischen Einflüssen. Könntest du dir auch vorstellen irgendwann einmal moderne Elemente in eure Songs mit einzubeziehen?
Nicht wirklich. Ich versuche, mit VALKYRIE die Sorte Hardrock wieder zu erschaffen, die vorrangig existent war, bevor das Ganze zu dem wurde, was man heute unter dem Begriff „Metal“ versteht. Ich verstehe uns als ein Tribut an die Bands der späten Sechziger und Siebziger. Man könnte das Ganze eventuell „Proto Metal“ nennen. Ich bin da sehr akribisch. Wenn ich irgendetwas in unseren Songs höre, das mir zu modern erscheint, fliegt es sofort raus.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #92 Oktober/November 2010 und Jens Kirsch
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