KÄFER K

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Du und deine gottverdammten Träume

Gegen das Starre, gegen das ewig Gleiche. Ob es den vier Jungs von KÄFER K gelingt, die ultimative Patentlösung zu finden, um eben diesem Übel zu entkommen, ist schwer zu sagen. Aber auf jeden Fall plädiert der erste Langspieler „Von scheiternden Mühen“ für das Streben nach mehr. Es eben zumindest mal versucht zu haben, auch wenn es schief gehen kann. Weil das Gefühl am Ende eben doch ein positives ist. Worum genau es sich zu bemühen gilt, woran eine junge Band scheitern kann und wieso das geneigte Publikum wohl keine endorphingeladenen Oden auf das Glück von KÄFER K zu hören bekommen wird, soll hier geklärt werden.

Sobald eine Band deutsche Texte hat und Gitarren benutzt, wird sie ja sehr gern mit TURBOSTAAT und Co. verglichen. Ihr passt da aber ja eigentlich nicht wirklich rein. Wo kommt euer Sound her?

Micha: Also ich kann das gut nachvollziehen, weil man diesen TURBOSTAAT-Vergleich häufiger hört, dabei sehe ich das selbst gar nicht so. Ich fasse das aber irgendwie als ein Lob auf, weil das eine super Band ist. Ich denke aber auch, dass wir uns den Klang selbst gebaut haben. Der hat ganz viele Einflüsse, dadurch dass vier Leute aufeinander treffen, die ganz verschiedene Musikrichtungen hören – von Punk bis RADIOHEAD. Ich würde das aber nicht als Kompromiss zwischen allen bezeichnen, sondern eher als etwas, das aus diesen ganzen Richtungen Einflüsse mitnimmt. Jürgen und ich sind ja Brüder und spielen schon zusammen, seit wir 15 und 16 waren. Es war in den früheren Jahren schon immer Punk und auch immer deutschsprachig, da liegt der Ursprung.

Eure Platte hat den Titel „Von scheiternden Mühen“. Woran seid ihr gescheitert und wo habt ihr Angst zu scheitern?

Jürgen: Ich habe gar nicht so große Angst zu scheitern, aber es zieht sich doch Resignation und eine pessimistische Haltung durch das ganze Album. Ich weiß gar nicht, woher die kommt. Wohl eher von dem, was ich um mich herum erlebe und mich ein bisschen ansteckt. Das Scheitern steckt in den Bildern, die mir begegnen. Weil das vielleicht auch meine Freunde betrifft und mich deswegen beschäftigt.

Micha: Das Scheitern ist im Titel ja verbunden mit den Mühen. Das Scheitern ist größer, je mehr Mühe man sich gegeben hat. Den Titel haben wir gewählt, weil in vielen Texten genau das deutlich wird. Obwohl man den Arsch hochgekriegt hat, ist am Ende irgendwas schief gelaufen.

Eure Songs sind ja durchgängig eher düster und traurig. Glaubt ihr, dass nur solche Songs auch gute Songs sein können?

Jürgen: Es sind schon mal Ideen da, die eine gewisse Fröhlichkeit besitzen. Irgendwie ist das aber nicht das, was uns berührt und zu uns und der Sache KÄFER K passt. Obwohl wir absolut keine traurigen Menschen sind. Die Seite lässt sich für mich dann über Musik verarbeiten.

Philipp: Ich würde das vielleicht mit einem Film oder dem Unterschied zwischen einem Drama und einem Film, der glückliche Momente vermittelt, vergleichen. Das Drama hat die breiteren Interpretationsmöglichkeiten. In einem durchweg glücklichen Film bekommt man eine konkrete Aussage vorgesetzt. Wenn wir ein glückliches Lied schreiben würden, dann wäre es halt ein glückliches Lied, aber durch die Melancholie ergeben sich diese Spielräume. Unsere Musik finde ich auch gar nicht unbedingt so traurig, es ist mehr das Nachdenkliche darin, das sie so erscheinen lässt.

Vor allem in „33 Minuten“ und „Brunnen“ fällt häufiger das Wort „gegen“. Wofür sind KÄFER K denn?

Jürgen: Wir sind sozusagen dafür, dagegen zu sein. Vor allem in „Brunnen“ geht es um das gleich Gebliebene. Man kommt zurück und es hat sich nichts verändert.

Micha: Man könnte sagen, dass wir gegen das nicht Ausprobieren von neuen Dingen sind. Da ist auch wieder die Parallele zum Scheitern. Das kann auch positiv sein, denn man hat es zumindest probiert.

Eure Texte sind ja nicht sehr eindeutig und lassen einen gewissen Deutungsspielraum zu. Ist es euch wichtig, etwas Bestimmtes zu übermitteln, oder ist es entscheidender, dass dieses künstlerisch Uneindeutige erhalten bleibt?

Micha: Wenn ich einen Text schreibe, baue ich ihn meistens auf einer Metapher auf, die sich durch alle Strophen zieht und im Refrain nochmals deutlicher wird. Zu den Aussagen generell: Unsere Texte sind ja relativ kurz im Vergleich zu anderen Bands. Jedes Wort hat dann auch genau die Funktion, die es haben soll. Es gibt wenig Sätze, die einfach so hinzugefügt werden, weil irgendwie instrumental noch was fehlt. Die Zeilen sind schon bewusst an der Stelle, an der sie auch sein sollen. Die Songs haben natürlich einen Inhalt, auf den man vielleicht beim ersten Mal nicht kommt. Beim letzten Album von KATZENSTREIK gab es zu jedem Text eine Erläuterung. Über so was habe ich auch mal kurz nachgedacht, aber das nimmt dann auch das Selbstdenken und die Freiheit und auch die Kraft, die der Song vorher hatte.

Eure Platte wird veröffentlicht bei Lala Schallplatten. Da erscheinen die Platten ja in eher kleinen Auflagen. Bei euch ist die aber doch etwas größer. Wie ist das zustande gekommen?

Jürgen: Das mit Tobi von Lala fing zwei oder drei Monate, nachdem wir KÄFER K gegründet hatten, an. Es gibt ja – auch wenn’s blöd klingt – so eine Indie-Emo-Punk-Bewegung. Wir waren schon sehr früh dabei, und so ist Tobi auf uns gekommen. Er hat uns angesprochen und so ist diese Zusammenarbeit entstanden. Dann haben wir „Weg vom mehr“, so eine Proberaum-CD, einfach aus Jux mal rausgebracht. Von da hat es sich halt entwickelt.

Wie wichtig ist euch generell dieser D.I.Y.-Ethos?

Micha: Sehr wichtig, auf jeden Fall. Wir hatten die Diskussion, nachdem wir eine Anzahl Songs zusammen hatten, aus der man ein Album machen kann. Da ging es darum, ob wir wieder alles selbst machen. Wir waren eigentlich lange dafür, aber das ist für Tobi ab einer gewissen Stückzahl nicht mehr umzusetzen. Deswegen war dann die Entscheidung, die Platte pressen zu lassen, nicht gegen D.I.Y., sondern für Tobi, weil er das alleine nicht mehr tragen konnte. Klar ist das immer cooler, wenn man etwas Handgemachtes hat, aber dadurch hat man dann auch immer nur eine begrenzte Stückzahl. „Weg vom mehr“ war zum Beispiel relativ schnell nicht mehr zu haben, weil es eben nur 100 Stück gab. Diesmal brauchten wir einfach eine höhere Auflage.

Jürgen: Dadurch ändert sich ja trotzdem nicht, was wir mit unseren Songs ausdrücken wollen. Es ist auch trotzdem noch selbst gemacht, nur das Endprodukt wird dann maschinell gefertigt. Es ist günstiger und der Arbeitsaufwand ist reduziert, da kann man sich dann auf was anderes konzentrieren, zum Beispiel Konzerte zu buchen.

Wie schwierig ist es generell, als junge Band an Konzerte zu kommen?

Micha: Das mit den Konzerten mache ja vornehmlich ich, und ich habe schon Ende August letzten Jahres mit den Planungen für dieses Jahr angefangen. Von März bis Juni haben wir Konzerte. Ich hab 40 bis 50 Läden angeschrieben und darüber Kontakte bekommen. Jetzt sind es etwa 20 Shows, die sich daraus ergeben haben.

Wie gehen die Veranstalter mit einem um, wenn man solche Anfragen schickt?

Micha: In der Regel sind die eigentlich sehr nett und entgegenkommend, aber es gibt natürlich auch welche, die einem viel versprechen, und wenn es dann darauf ankommt, passiert leider doch nichts. Zum größten Teil ist es aber doch so, wenn die Bock haben, hängen sie sich auch richtig rein. Wir versuchen auch immer, Kompromisse mit den Veranstaltern zu finden, dass es sich für sie auch irgendwie finanziell lohnt. Gerade bei den alternativen Jugendzentren, die ja nicht unbedingt so viel Geld haben. Wenn die an so einem Abend Miese machen sollten, versuchen wir das auch abzufedern. Es ist nicht so, dass wir mit Forderungen nach Festgagen so eine Anfrage beginnen.