Ihren Namen mit Punkten zu schreiben, war die vielleicht schlechteste Entscheidung der Bandgeschichte. „Wir dachten damals, es sieht cool aus, und jetzt ist es so schwer uns im Internet zu finden, haha. Einen tieferen Sinn hat die Stilisierung nicht.“ H.E.R.O.-Sänger Christoffer Stjerne erzählt von unverhofftem Erfolg der Dänen am anderen Ende der Welt und warum Rockmusik zurückkommt.
In Deutschland sind H.E.R.O. noch ein wenig beschriebenes Blatt. In Japan hingegen stand die Band mit ihrem Song „Superpowers“ vier Wochen lang auf Platz eins der Single-Charts. „Es war surreal, aufzuwachen und zu erfahren, dass wir neben Acts wie Bruno Mars und Billie Eilish in den Charts in Japan stehen und dann auch noch an erster Stelle“, erinnert sich Sänger Christoffer. Nun geht es aber darum, Deutschland, Schweden und England für sich zu gewinnen. Doch auch die dänische Rock- und Metal-Szene entwickelt sich wie der Sound von H.E.R.O. immer weiter.
Dieser Sound hat sich seit der Gründung der Band im Jahr 2014 durchaus gewandelt und auf dem zweiten Album „Bad Blood“ bereits ein Stück mehr Härte gewagt. Mit „Alternate Realities“ geht die Band nun einen vollen Schritt in die gewünschte Richtung, so Christoffer. „Wir waren ein wenig nervös, dass unsere Fans diesen Stil nicht feiern, weil er wirklich eine Veränderung darstellt. Die Reaktionen waren bisher aber sehr positiv.“ Stolz auf diesen neuen Weg, integrieren die Dänen Metalcore in ihren Sound, der sich durch die poppigen Vocals des Sängers abhebt.
Dass H.E.R.O. so international klingen, liegt an der Zusammenarbeit mit Jacob Hansen, der auch für den Sound von VOLBEAT verantwortlich ist. „Du levelst dein Spiel automatisch hoch, wenn du mit ihm zusammenarbeitest und er versucht, das Beste aus dir herauszuholen.“ Hansen war es auch, der H.E.R.O. für ihre Single „Lead the blind“ in Kontakt mit Philip Strand von NORMANDIE brachte. „Jacob schrieb mir, als er anfing, mit NORMANDIE zu arbeiten, und fragte mich, ob ich deren Musik schreiben würde, da sie ihn so sehr an uns erinnert hat, haha.“ Angesichts des Erfolgs der Schweden glaubt auch Christoffer, dass poppige Rockmusik momentan einen Hype erlebt, wieder cool zu sein scheint und folglich mit voller Kraft zurückkommt. „Ich bin froh, dass es gut ankommt, Popsongs in einem Rockgewand zu schreiben.“
Mit diesem Ansatz besinnt sich der Sänger zudem auf die musikalische Prägung aus seiner Kindheit. „Ich bin mit Grunge und Pop aufgewachsen und höre viel Top-50-Charts.“ Darüber hinaus findet Christoffer eine gewisse Edginess in japanischer und koreanischer Musik, die er versucht, in den Sound von H.E.R.O. mit einzubauen. Nach einigen Jahren im Musikbusiness zeigt sich der Sänger realistisch und denkt trotz allem nicht an eine Solokarriere. „Es geht darum, einzigartig zu sein und sich selbst treu zu bleiben. Als Pop-Projekt wäre ich nur einer von vielen. Mit H.E.R.O. und meinen Rockwurzeln kann ich aber etwas machen, das heraussticht. Vielleicht ist das der Schlüssel.“
© by Fuze - Ausgabe #93 April/Mai 2022 und Rodney Fuchs
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