D.E.E.P.

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Ruhrpott-Hardcore

Wenn sich eine Band aus Mitgliedern namhafter Gruppen wie BLACK FRIDAY 29, ZERO MENTALITY, FALLBRAWL oder BORN FROM PAIN zusammenschließt, sollte man als Hardcore-Fan hellhörig werden. So geschehen vor knapp zwei Jahren, als sich die neue Ruhrpott-Combo D.E.E.P. gründete, die anschließend recht zügig ihr Debütalbum „Vita“ auf den Markt brachte. Aufgrund der weltweiten Pandemie konnten sie es aber kaum live vorstellen, so dass sie direkt wieder Songs für den aktuellen Nachfolger „Fatum“ schrieben. Frontmann Ben Fink klärt uns über die neue Truppe alter Hasen auf, stellt einige Fakten des letzten Albums heraus und plaudert etwas über seine anderen Aktivitäten in der Hardcore-Szene.

Ben, ihr seid alles keine Anfänger mehr. Erzähl doch mal, wer außer dir noch bei D.E.E.P. am Start ist und wie ihr euch gefunden habt.

Wir sind drei Essener und zwei Bochumer Jungs. Rouven Schlaghecke und Pete Görlitz an den Gitarren. Philipp Rams am Bass. Norman Menz hinterm Schlagzeug und ich am Mikrofon. Wir kennen uns alle schon eine halbe Ewigkeit und waren in verschiedenen Konstellationen bereits gemeinsam in Bands aktiv. Pete, mit dem ich vor 25 Jahren in meiner allerersten Band gespielt habe, hat mich im Sommer 2020 gefragt, ob ich bei seinem und Rouvens neuem Projekt singen möchte. Zu dem Zeitpunkt waren schon einige Songs fertig, die mir leider unglaublich gut gefallen haben. So blieb mir keine andere Wahl als einzusteigen.

Natürlich drängt sich die Frage nach dem ungewöhnlichen Bandnamen förmlich auf. Wenn man die Punkte weglässt, kommt bei Suchmaschinen immer der Hinweis auf eine italienische Sludge-Doom-Band.
Ein wichtiges Thema für uns als Band war es von Anfang an, Widersprüche und Gegensätze zu hinterfragen und miteinander zu vereinen. Sowohl menschlich, musikalisch als auch textlich trifft bei D.E.E.P. Bedeutsames auf Triviales, Persönliches auf Politisches und Gefühlvolles auf stumpfe Härte. Dieses Spannungsfeld wollten wir auch mit dem Bandnamen aufgreifen. Die Schreibweise spielt dabei mit der Frage nach einer möglichen tieferen Bedeutung.

Im Jahr 2021 habt ihr mit „Vita“ euer erstes Album veröffentlicht, fast ein Jahr später kam bereits „Fatum“ raus. Die Songs des Debüts sind aber noch etwas anders. Im Review schrieb ich damals: „Schon der Opener ‚This ain’t the way‘ besticht durch ein Wechselspiel zwischen melodischen Passagen und heftigem Kopfnickergroove.“ Die aktuellen Songs finde ich insgesamt kompakter. Stimmst du mir da zu?
Während wir bei „Vita“ dort weitergemacht haben, wo wir mit unseren letzten Bands aufgehört haben und die Songs sehr rockig und melodisch geworden sind, haben wir auf „Fatum“ einige räudigere Dinger dabei. Ich habe das Gefühl, je länger wir zusammen spielen, desto brutaler und kompromissloser werden die Songs. Viele Hardcore-Bands werden ja im Laufe der Zeit gefälliger, bei uns ist es irgendwie genau anders herum. Zurück ins Neandertal!

Auf beiden Alben verwendet ihr wieder englische und deutsche Texte, ähnlich wie bei deiner letzten Band ZERO MENTALITY. Bei „Vita“ habt ihr es sogar geschafft, dass Rob Franssen von der niederländischen Band BORN FROM PAIN auf Deutsch singt.
Ich finde es immer spannend, wenn Musiker aus ihrer Komfortzone ausbrechen und unbekannte Wege gehen. Deswegen hat es mich total gefreut, dass sich Rob im Studio auch an den deutschen Refrain gewagt hat. Genauso begeistert war ich von den obergeilen cleanen Vocals, die Matthi von NASTY in dem letzten Song der Platte rausgehauen hat. Beide haben einen perfekten Job gemacht, und da uns mit ihnen langjährige Freundschaften verbinden, sind wir doppelt glücklich, dass sie auf „Vita“ vertreten sind.

Gastmusiker tauchen auch dieses Mal auf. Wen habt ihr auf „Fatum“ dabei?
Bei „Fire“ singt Marcel Ströter, der neben vielen anderen guten Bands früher bei DRIFT gesungen hat. Marcel hat die krasseste Stimme im Hardcore und zerstört mit seinem Part unsere gesamte Aufnahme. In „Übertage“ singt einer meiner besten Freunde und Lieblings-Singer/Songwriter, Norbert Buchmacher. Mit Nobby habe ich auch den Text für das Lied geschrieben. Bei „Fleisch und Blut“ macht Marcos Manzanedo mit. Marcos ist ein guter Freund von Rouven. Er hat aktuell keine eigene Band, was eine absolute Talentverschwendung ist.

Deine Szeneaktivitäten beschränken sich nicht nur auf deine Sängerposition. Du bist mit eurem Gitarristen Pete auch Organisator des Ruhrpott Revival Festivals, das zweimal im Jahr im Julius-Leber-Haus in Essen stattfindet. Erzähl mal, was es mit dieser Veranstaltung auf sich hat.
Die Hardcore-Szene im Ruhrpott ist so gut wie tot. Während es in ganz Deutschland und im Rest Europas im Augenblick überragende neue Bands und tolle Konzerte gibt, geht hier in der Region – von einigen Ausnahmen abgesehen – fast gar nichts mehr. Selbst gehypete US-Bands spielen im Pott teilweise vor dreißig Leuten. Viele Booker meiden das Ruhrgebiet komplett. Das Ruhrpott Revival Fest ist unser Versuch, dieser Entwicklung entgegenzutreten. Durch regelmäßige Shows mit einer Mischung aus etablierten internationalen und neuen regionalen Bands einen kleinen Beitrag zu leisten, die Ruhrpott-Hardcore-Szene Schritt für Schritt wiederzubeleben. Bei jeder Show wird es einen New Breed Slot geben. Also an alle Punk-, Metal- und Hardcore-Kids ausm Pott: Checkt die Ruhrpott Revival-Instagram-Seite für aktuelle Termine und kommt zu den Konzerten. Und falls ihr eine Band habt und selbst zocken wollt, schreibt uns.