BABY JESUS

Foto© by Carina Jaeghammar

Tune In, Turn On, Drop Out

Ihr steht auch auf THE 13TH FLOOR ELEVATORS, diese Sixties-Psychedelic-Garage-Beat-Band um Sänger und Gitarrist Roky Erickson aus Austin, Texas, die es gerade mal vier Jahre gab? Dann habe ich was für euch: BABY JESUS. Ein Quintett aus der schwedischen Kleinstadt Halmstad zwischen Göteborg und Malmö, die in diese riesengroßen, pilzförmigen Fußstapfen tritt. Eine der vielversprechendsten Neuentdeckungen des Hamburger Indielabels La Pochette Surprise. Dort haben die Schweden Ende August ihr viertes Album „Rock And Roll Music“ veröffentlicht. Sänger und Gitarrist Fredrik Kristofersson und Drummer Rasmus Högdin erzählen, warum sie sich in ihrer Heimat manchmal als Außenseiter fühlen.

Wie hat das alles angefangen mit BABY JESUS? Gab es da einen besonderen Moment?

Fredrik: Wir kennen uns alle schon viele Jahre und hatten schon lange den Plan, nach der Schule eine Band zu gründen. Rasmus, unser damaliger Keyboarder Björn und ich sind aber dann erst mal ein Jahr nach Oslo gegangen, um zu arbeiten. Außerdem habe ich anschließend noch mit Björn eine ausgiebige Rucksacktour nach Indien gemacht, bis es endlich dazu kam, dass wir unseren Plan verwirklicht haben. Davor sind wir schon immer zusammen herumgehangen und haben schon mit 15 oder 16 Jahren in verschiedenen Bands gespielt. Aber wir haben bis dahin noch nie zusammen auf einer Bühne gestanden. Wir hatten aber immer das Gefühl, dass wir zusammen richtig gute Musik schreiben können.

Woher kommt der Sixties-Vibe in eurer Musik? Etwa aus der Plattensammlung eurer Eltern?
Fredrik: Bei uns in der Schule gab es immer Plattenpartys, bei denen wir zusammen abgehangen sind und Musik gehört haben. Da hat ein Typ mal den Song „You’re gonna miss me“ von THE 13TH FLOOR ELEVATORS aufgelegt. Der hat mich getroffen wie ein Blitz. Dieser Song hat alles verändert. Auf der Heimfahrt mit dem Bus habe ich mir dann das komplette Album „The Psychedelic Sounds Of The 13th Floor Elevators“ reingezogen. Das hat mich auf einen Trip geschickt, auf dem ich mich immer noch befinde. Später kamen noch weitere Bands wie THE SONICS, VELVET UNDERGROUND, BLACK LIPS oder die „Back From The Grave“-Compilations dazu. Für mich hat sich damals eine ganze Welt eröffnet. In unserer kleinen Stadt gibt es keinen Plattenladen und solche Bands hätte ich im Internet nie gefunden.

Ihr kommt alle aus Halmstad, einer Kleinstadt mit rund 65.000 Einwohnern. Habt ihr euch im Nachtleben eher nach Göteborg oder nach Malmö orientiert?
Rasmus: Wir haben komplett unser eigenes Ding in Halmstad gemacht. Nach Göteborg oder Malmö haben wir definitiv keine Verbindung. Nach Kopenhagen allerdings schon. Wir hatten uns vorgenommen, auch Konzerte außerhalb von Halmstad zu spielen, aber wir hatten keine Ahnung, wie man das organisiert. Als ich dann mal Party in Kopenhagen gemacht habe, habe ich eine Bar namens Drone entdeckt. Die fand ich super und die habe ich dann mit Mails bombardiert, ob wir mal dort auftreten dürfen. Irgendwann hat es geklappt und wir haben dort unsere erste Show gespielt. Seitdem sind wir dort unzählige Male aufgetreten und haben Menschen kennen gelernt, mit denen wir heute noch gut befreundet sind. Ein Typ namens Kasper Fjord von Levitation Records hat uns dabei unterstützt, unser erstes Album aufzunehmen. Außerdem hat er das Copenhagen Psych Fest organisiert. So hat sich alles wie in einem Schneeballsystem entwickelt.

Habt ihr auch Kontakte zur schwedischen Bandszene? Da gäbe es jede Menge Bands wie GRAVEYARD oder MANDO DIAO, zu denen ihr gut passen würdet.
Fredrik: Nein, da gibt es überhaupt keine Kontakte. Bis jetzt hat uns noch niemand eingeladen. Seit wir unsere ersten Shows in Kopenhagen gespielt haben, sind wir wie Außenseiter in Schweden. Wir hatten viel mehr Konzerte in Dänemark als in Schweden. Der einzige bekannte Musiker aus Schweden, den wir kennen, ist Carl-Johan Fogelklou, der Bassist von MANDO DIAO. In Halmstad gibt es nicht wirklich eine Bandszene. Leute, die Musiker werden wollen, gehen nach Göteborg, Stockholm oder Oslo. Wir haben uns aber entschieden zu bleiben. Deshalb haben wir keine Community, sondern nur uns selbst.

Ist das auch der Grund, warum ihr fast eine lupenreine DIY-Band seid?
Rasmus: Wir haben ein eigenes Studio in einem Keller, in dem wir proben und unsere Alben aufnehmen. Da werkeln wir schon ziemlich lange vor uns hin. Mit dem aktuellen Album wollten wir mal etwas Neues ausprobieren, deshalb haben wir den Typen im Nachbarraum gefragt, ob er uns nicht aufnehmen möchte. Wir wussten, dass Anton Wernebäck ein ziemlich guter Studiotechniker ist. Also haben wir unser ganzes Equipment zehn Meter weiter in sein kleines Studio getragen und haben „Rock And Roll Music“ dort aufgenommen. Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden. Es klingt ganz anders als unsere ersten drei Alben. Nachdem wir zehn Jahre lang alles selbst gemacht und kontrolliert hatten, war das eine völlig neue Erfahrung für uns.

Wie seid ihr mit „Rock And Roll Music“ bei La Pochette Surprise aus Hamburg gelandet?
Fredrik: Wir haben den Labelboss Velvet Bein in Kopenhagen getroffen, als wir bei einem Festival namens Beat Circus aufgetreten sind. Dort haben wir zusammen mit SICK HYENAS gespielt, die schon auf La Pochette Surprise veröffentlicht haben. Mit denen haben wir uns super verstanden, weil die auch nicht wirklich dahin gepasst haben, wie wir. Mit Velvet haben wir über die Jahre immer wieder getextet und so sind wir letztendlich bei ihm gelandet. Wir haben ihm einfach die Aufnahmen von „Rock And Roll Music“ zukommen lassen und wir waren im Geschäft.