Während David Tibet, geboren als David Michael Bunting – Genesis P-Orridge, mit dem er zusammen bei PSYCHIC TV spielte, verpasste ihm den Namen „Tibet“ – bei Fans von Post-Industrial, Neo-Folk und Dark Ambient hohes Ansehen besitzt, wird er von der Wächtern der musikalischen Grauzone aufgrund seiner Zusammenarbeit mit Douglas Pearce von DEATH IN JUNE eher argwöhnisch betrachtet, was seine ideologische Ausrichtung angeht.
Zweifelsfrei besitzt die Musik, die Tibet mit seiner Band CURRENT 93 schuf, eine hohe künstlerische Qualität, ebenso wie die zahlreichen anderen Kollaborationen des in Malaysia aufgewachsenen Briten.
Für das Album „Mirror Emperor“ hat er sich mit dem italienischen Instrumentaltrio ZU zusammengetan, das bereits seit 1999 eine eigenwillige Mischung aus Jazzcore, Math- und Noiserock praktiziert.
Aus ZU und CURRENT 93 wird hier also ZU93, die stark durch den dramatischen Sprechgesang von Tibet geprägt werden, der an Gavin Friday oder Marc Almond erinnert, ohne allerdings deren stimmliche Bandbreite zu erreichen.
Und ZU produzieren zu Tibets kantiger Spoken-Word-Performance einen avantgardistischen Neo-Klassik-Akustik-Folk-Teppich. „Mirror Emperor“ erweist sich dabei als recht sperriges Vergnügen, denn Musik und Gesang gehen selten eine wirklich homogene Verbindung ein.
Manchmal schälen sich aus den düsteren Kompositionen einige sehr schöne harmonische Momente heraus, insgesamt braucht man aber starke Nerven und Ausdauer, um die verschachtelten apokalyptischen Klänge dieser Platte zu durchdringen.
© by Ox-Fanzine - Ausgabe #140 Oktober/November 2018 und Thomas Kerpen