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ZINNSCHAUER

Kalter Blick, scharfer Zahn

ZINNSCHAUER spielen den wohl mutigsten Mathcore, der vorstellbar ist, denn das Duo hat nichts zur Verfügung außer Akustikgitarre und Gesang. Deutschsprachige Texte lösen ja hin und wieder Beklemmung aus – sowohl bei Interpret:in als auch bei Rezipient:in. Der Trick ist, sich in Unkenntlichkeit zu retten, indem ungenau artikuliertes Gebrüll oder der Einsatz der Instrumente dafür sorgen, dass kein Wort mehr verstanden wird. Sjard Fitter und Jakob Amr gehen den entgegengesetzten Weg. Rein akustisch bahnen sich ZINNSCHAUER auf ihrem Debüt „Kalter Blick, scharfer Zahn“ einen Weg durch ein Dickicht aus ungewöhnlicher, bildgewaltiger Wald- und Naturmetaphorik und legen einen existenzialistischen Kern frei. Die Selbstbezeichnung „Märchen-Emo“ täuscht bei aller textlichen Uneigentlichkeit darüber hinweg, dass „Kalter Blick, scharfer Zahn“ reale, nahegehende Bilder und Inhalte evoziert, die das Zuhören in einem intellektuell und vor allem emotional wertvollen Sinne unerträglich machen. Die ewige Zusammengehörigkeit von Wald und Märchen verfestigt sich nicht nur, sondern dieser Genrebegriff umweht zusätzlich eine mystische, düstere Komponente. Zudem ziehen ZINNSCHAUER die Frechheit, derart offensiv emotionale Musik als „Mädchen-Emo“ zu titulieren, ins Lächerliche.